Kölner Philharmonie mit Michael NagyEine Intensität, die fesselt

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Eine Nahaufnahme des Sängers Michael Nagy. Er hat einen braunen Bart und blaue Augen.

Der Bariton Michael Nagy trat in der Kölner Philharmonie auf.

In der Kölner Philharmonie trat der Bariton Michael Nagy mit dem Pianisten Gerold Huber auf, um Hèctor Parras „Wanderwelle“ aufzuführen.

Der Komponist als Schmerzensmann: In „Wanderwelle“, einem Auftragswerk der Kölner Philharmonie zum Beethoven-Jahr 2020, leuchtet der Spanier Hèctor Parra in die späte Lebens- und Schaffenszeit des Meisters. Grundlage für den Vokalzyklus, der eher als eine Art fragmentarisches Monodram erscheint, sind die Konversationshefte, über die sich der ertaubte Komponist mit seiner Umwelt verständigte. Der österreichische Allround-Künstler Händl Klaus hat daraus eine Textsequenz zusammengestellt, in der es in buntem Wechsel um musikalische Spezialfragen, Gesundheit, Ernährung und die beständigen Probleme mit dem Neffen Karl geht.

Michael Nagy tritt in der Kölner Philharmonie auf

Neben der 2020 uraufgeführten Orchesterversion legte Hèctor Parra auch eine Fassung für Bariton und Klavier vor, die Michael Nagy und Gerold Huber in der Philharmonie zu eindringlicher Wirkung brachten. Der deutsche Bariton mit ungarischen Wurzeln ist von der Opernbühne her als stimmstarker Charakterdarsteller bestens bekannt; auch hier drang er tief in die Mischung aus Verbitterung, Isolation und latenter Aggressivität ein, die das Persönlichkeitsbild des späten Beethoven ausmacht. Parras stilistisch wendige, mit Traditionsmustern subtil durchwirkte Musik arbeitet diese komplexe Gemengelage plastisch heraus - man könnte sich durchaus eine szenische Realisation des knapp halbstündigen Werkes vorstellen.

Auch in den flankierenden Liedern von Beethoven, Othmar Schoeck (nach Eichendorff) und Hugo Wolf (nach Mörike) fesselte Michael Nagy durch die physische und emotionale Intensität des Vortrags, wobei es ihm nicht immer leicht fiel, zwischen sonorer Basswucht und markant fokussierter Höhe eine stabile stimmliche Mitte zu finden. So gab es auffällige Farb- und Registerbrüche, Schwankungen in der Linie, auch gelegentliche Intonationsschwächen. Gerold Huber war dem Sänger ein umsichtiger, loyaler, oft indes allzu diskret stützender Klavierpartner.

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