Kommentar zu Facebook und Fake NewsDie Nutzer entscheiden zu lassen, ist fahrlässig

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Mitarbeiter im Löschzentrum von Facebook in einem Service-Center in Berlin.

Berlin – Das größte soziale Netzwerk Facebook will bald seine Nutzer darüber entscheiden lassen, ob Nachrichtenseiten vertrauenswürdig sind oder nicht.

Das ist ein fahrlässiger Schritt, der verheerende Folgen für die Meinungs- und Pressefreiheit haben kann.

Unkommentiert lässt Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei seiner Ankündigung nämlich verschiedene Faktoren: Erstens ist schon für Experten schwer zu beurteilen, was Qualitätsjournalismus ist – und was unter den inflationär verwendeten Begriff „Fake News“ fällt.

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Jede etablierte Zeitung hat schon einmal eine Korrektur drucken müssen. Und auch unbekannte News-Outlets können als erste ein Thema aufgreifen, das für eine breite Leserschaft Relevanz hat.

Zweitens können Nutzer bei einer Umfrage, wie Facebook sie plant, Gefühlen und Gutdünken irrational freien Lauf lassen.

Wer konservativ ist, für den sind Infos aus linken Medien wie der „taz“ wenig vertrauenswürdig; wer links denkt, würde mit Sicherheit Blätter wie „Cicero“ gerne sperren.

Sie alle aber sind Bestandteil der Meinungsvielfalt – und sollten das nicht nur in der realen, sondern auch in der virtuellen Welt weiter bleiben.

Facebook unterschätzt politisch aktive Nutzer

Drittens unterschätzt Facebook das Aktionspotential von politisch aktiven Nutzern. Von rechter wie linker Seite wird die Ankündigung als neues Instrument gesehen werden, die Gegenseite stumm schalten zu können.

Das zeigt schon das in Deutschland seit 1. Januar greifende Netzwerkdurchsetzungsgesetz: Vertreter beider Lager freuen sich online, das Gegenüber mit etwas Klickarbeit „wegmelden“ zu können.

Der Durchschnittsnutzer mag über die neue Facebook-Ankündigung die Schultern zucken – er wird am allermeisten darunter leiden.

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