Kommentar zum Kölner SchauspielSollte Stefan Bachmann einen neuen Vertrag bekommen?

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Stefan Bachmann im Gespräch

Köln – Die Figur des Intendanten ist zurzeit höchst umstritten: Wenn Theater Labore unserer Demokratie sein sollen – so ungefähr geht die Überlegung – wieso steht dann an ihrer Spitze eine Art Feudalherrscher, im Regelfall weiß, männlich und über 50?

Das alles trifft auf Stefan Bachmann zu, der seit 2013 das Schauspiel Köln leitet. Wofür der freundliche Schweizer selbstredend nichts kann, auch wenn er selbst schon einen kleinen Skandal über angeblichen Machtmissbrauch überstehen musste. Aber es erhöht nicht gerade den Marktwert.

Es gibt gute Gründe für Stefan Bachmann 

Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, dass Bachmann derzeit mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker verhandelt. Es geht um die mögliche Verlängerung seiner Intendanz über die Spielzeit 2022/23 hinaus. Man sei im konstruktiven Gespräch, bestätigte Bachmann, hielt sich aber ansonsten zu Fortgang und Inhalt der Verhandlungen bedeckt.

Zur Erinnerung: Bachmanns ursprünglicher Vertrag hatte ihm drei Spielzeiten im sanierten Haus am Offenbachplatz garantiert. Nach dem spektakulären Scheitern der Wiedereröffnung von Schauspiel und Oper verkürzte Bachmann aus eigenem Antrieb auf 2021: Nur die Endlichkeit mache kreativ.

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Doch als sich die Stadt kurz darauf mit der Verpflichtung eines allgemein für ungeeignet befundenen Nachfolgers erneut blamierte, verhandelte Bachmann nach. Er wolle das Mülheimer Interim vollmachen, bis 2023 bleiben. Dass die Stadt damals beleidigt zögerte und ihren Intendanten ein wenig baumeln ließ, war nur ein weiterer Beweis ihrer Inkompetenz: Wer wäre denn nach der krachend gescheiterten Nachfolge-Suche bereit gewesen, kurzfristig nach Köln zu kommen?

Jetzt sieht es also so aus, als könnte Bachmann tatsächlich den Wiedereinzug ins alte, neue Haus mitgestalten. Freilich wäre diesmal genug Zeit gewesen, sich nicht nur über eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger Gedanken zu machen, sondern ganz grundsätzlich über das Konzept des Intendanten. Das ist aber offensichtlich nicht geschehen.

Im Moment die beste Lösung für das Schauspiel

Deshalb ist das weiter so für den Moment tatsächlich die beste Lösung: Nach langem Anlauf erlebt das Schauspiel Köln in den vergangenen Jahren einen künstlerischen Höhenflug. Es ließ sich selbst vom wiederholten Lockdown nicht ausbremsen und stellte eines der bundesweit besten Digitalangebote auf.

Die wichtigste Nachricht ist jedoch, dass Bachmann vor Ort sein wird, wenn es darum geht, die Mülheimer Spielstätten zu erhalten. Was hier geschaffen wurde, darf nicht einfach so wieder abgewickelt werden. Mit Depot und Carlsgarten hat Stefan Bachmann einen ganzen Stadtteil nach vorne gebracht. Welcher Intendant kann das schon von sich sagen?

Höchste Zeit, dass sich die Stadt ein wenig dankbar zeigt.

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