„Maischberger“„Ich war ein Wrack“ –Karl-Theodor zu Guttenberg rechnet mit Politik und eigener Eitelkeit ab

Lesezeit 3 Minuten
ARD/"maischberger" vom 14.11.2023
abgebildete Personen v.l.n.r. Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, ehemaliger Bundesverteidigungsminister), Sandra Maischberger

Karl-Theodor zu Guttenberg (r.) am Dienstag (14. November) bei Sandra Maischberger

Zu Guttenberg war von 2009 bis 2011 Verteidigungsminister und stolperte über eine Plagiatsaffäre.

Bei Sandra Maischberger ging es am Dienstagabend (14. November) in der ARD um die Krisen in der Welt und Deutschlands Rolle dabei. Ukraine, Naher Osten, Machtkampf zwischen USA und China – derzeit brennt es in vielen Regionen. Maischberger interessierte vor allem die Frage, ob die Bundeswehr ausreichend gerüstet ist. Dabei kam auch der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu Wort.

Bei Maischberger saßen außerdem die Leiterin des ARD-Studios Moskau Ina Ruck und die Forschungsgruppenleiterin der Stiftung Wissenschaft und Politik Claudia Major ebenso wie Börsenexpertin Anja Kohl, der Journalist Hajo Seppelt und „Welt“-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld. Besondere Aufmerksamkeit erhielt jedoch der seltene Gast: Mit Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg unterhielt sich Maischberger im Einzelgespräch.

Karl-Theodor zu Guttenberg stolperte über Plagiatsaffäre

Zu Guttenberg war 2009 zunächst in der Regierung Merkel Wirtschaftsminister, bevor er ins Verteidigungsressort wechselte. Der CSU-Politiker war mit 37 Jahren einer der jüngsten Bundesminister überhaupt in Deutschland und galt Shooting-Star. Letztlich stolperte er jedoch über eine Plagiatsaffäre und musste 2011 zurücktreten. Wegen abgeschriebener Passagen in seiner Dissertation wurde ihm der Doktortitel aberkannt, er trat im März 2011 von allen politischen Ämtern zurück und gab auch sein Bundestagsmandat auf.

Dann wurde es ruhig um zu Guttenberg, der zunächst mit seiner Familie Deutschland in Richtung USA verließ. Er war als Lobbyist tätig. Später moderierte er für RTL verschiedene Sendungen und betreibt inzwischen einen Podcast zusammen mit Gregor Gysi. Kürzlich wurde bekannt, dass seine Ehe gescheitert ist.

Karl-Theodor zu Guttenberg: „Ich habe zu viel gequasselt“

Von Maischberger wurde zu Guttenberg, der lässig in Jeans und Turnschuhen auftrat, nach seiner Eitelkeit befragt. Eitel sei er sicher nicht, so zu Guttenberg, „davon hatte ich eine Überdosis“. Er habe früher auch „zu viel gequasselt“, gab er sich geläutert. Er sei bei seinen vielen heutigen Tätigkeiten wie Autor, Podcaster und Filmer derzeit noch „in den Kinderschuhen“.

Im Gespräch über die Bundeswehr und die heutigen Krisenherde sagte zu Guttenberg, er sei heute „zum Glück“ nicht mehr politisch aktiv. Er vermisse das politische Geschäft mit „keiner Sekunde“. Er sei knapp davor gewesen, seinen Charakter noch weiter zu verderben, „als es das politische Geschäft ohnehin schon tut“.

Karl-Theodor zu Guttenberg rechnet mit eigener Eitelkeit ab

Maischbergers Redaktion blendete noch einmal den Moment seines Rücktritts ein. Er sei am Ende seiner Kräfte, hatte zu Guttenberg damals gesagt.

Er sei „körperlich und geistig ein Wrack“ gewesen, blickte er nun in der ARD zurück. Er selbst habe sich auch nicht immer klug verhalten, ihm seien Fehler unterlaufen. „Das beste, was mir passieren konnte, war die Rückkehr in ein normales Leben“, resümierte der ehemalige CSU-Politiker. „Wenn Sie fragen, kehre ich in diesen Laden jemals zurück: Das können Sie abschreiben! Und mit Abschreiben kenne ich mich aus, das wissen Sie“, kalauerte zu Guttenberg am Ende einer ernsten Aussage. 

Spitzenpolitiker liefen immer Gefahr, sich von der Macht verführen zu lassen. Er selber habe auch selbstdarstellerische Bilder produziert, die ihm aber heute unangenehm seien. Dennoch wünschte sich der Ex-Minister mutige und unabhängige Menschen in der Politik. Auf seinen Parteikollegen Markus Söder angesprochen sagte er halbwegs diplomatisch, eine „romantische“ Beziehung gebe es zwischen ihnen sicher nicht mehr. 

KStA abonnieren