„So noch nie gezeigt worden“Netflix bringt Doku zum Gladbecker Geiseldrama

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Geiseldrama Gladbeck Netflix

Dieter Degowski (l.) und Hans-Jürgen Rösner nahmen 1988 auf der Flucht nach einem Banküberfall mehrere Geiseln.

Berlin – Netflix bringt das tödliche Geiseldrama von Gladbeck als „Doku-Feature“ auf den Bildschirm – die Macher rechnen mit heftigen Reaktionen der Zuschauer. Die True-Crime-Produktion stütze sich allein auf riesige Mengen Archivmaterial und verzichte auf Interviews mit Zeitzeugen, sagte Dokumentarfilmer Volker Heise („24 Stunden Jerusalem“) am Dienstag.

Im Sommer soll der Film veröffentlicht werden. Die Geiselnahme nach einem Banküberfall im Ruhrgebiet hatte Deutschland 1988 tagelang in Atem gehalten. Drei Menschen starben. Das Medienspektakel erzeugte eine Debatte über journalistische Ethik.

„So noch nie in Deutschland gezeigt worden“

„Es war von Anfang an unsere Absicht, es so rau und so roh wie möglich zu erzählen“, so Heise. „Man hätte natürlich auch sagen können: „Wir nehmen jetzt Zeitzeugen rein.“ Aber Zeitzeugen haben diese Tendenz, zu erklären oder ein bisschen zu verfälschen manchmal, das wollten wir alles nicht. Wir wollten, dass die Geschichte als Geschichte dasteht, ohne dass jetzt jemand sagt, was man davon zu denken oder zu halten hat.“

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Produzent Yan Schoenefeld sagt: „Das Material ist so roh, wie wir das präsentieren, noch nie in Deutschland gezeigt worden. Wir haben im Prozess der Filmherstellung festgestellt, dass da doch sehr viele Traumata existieren, die von der deutschen Öffentlichkeit noch gar nicht verarbeitet worden sind. Deswegen rechnen wir mit sehr interessanten Reaktionen.“

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Heise betonte: „Gladbeck ist das erste Mal in der Geschichte des deutschen Fernsehens, dass über ein ganz normales Verbrechen live berichtet wird. Nicht nur von einer Fernsehanstalt, sondern von mehreren. Die historische Situation war: Es gibt auf einmal viele Konkurrenten auf diesem Fernsehmarkt, die alle um dieses eine Ereignis konkurrieren.“ Die Folge: „Einer will den anderen übertreffen, einer will das bessere Bild haben. Und das führt natürlich dazu, dass Fernsehen jetzt nicht mehr nur einfach Berichterstatter ist, sondern ein treibendes Element. Da entsteht auf einmal eine Dynamik zwischen Verbrecher, Polizei, Medien, die zu Ergebnissen führt, die es ohne Medien nie gegeben hätte.“ (dpa)

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