Im Düsseldorfer Capitol Theater ist gerade das neue Musical „Mrs. Doubtfire“ nach dem 30 Jahre alten Filmklassiker gestartet. Unsere Kritik
Neues Musical in DüsseldorfDeshalb ist „Mrs. Doubtfire“ mehr als eine Familienkomödie

Thomas Hohler tanzt ab sofort als „Mrs. Doubtfire“ im Düsseldorfer Capitol Theater.
Copyright: Joshua A. Hoffmann
„Ich kann Stimmen“, antwortet Daniel Hillard auf die Frage, ob er denn irgendwelche besonderen Talente habe. Was er damit meint, führt er dann sogleich vor: Von Trump, über Otto, Falco und Heidi Klum präsentiert der Stimmen-Imitator die ganze Bandbreite seines Repertoires. Bei der Mitarbeiterin des Jugendamtes kommt das nicht so gut an. Thomas Hohler aber, der den sympathischen, aber etwas durchgeknallten Daniel spielt, zeigt dem Publikum im Düsseldorfer Capitol Theater gleich zu Beginn des neuen Musicals „Mrs. Doubtfire“ sein tatsächlich besonderes Talent. Ohne falsche Eitelkeit, mit viel Feingefühl und Humor füllt Hohler die Rolle aus.
Familienstück zum Lachen und Weinen
Dass die Filmkomödie „Mrs. Doubtfire“ mit Robin Williams, die 1993 ein Millionenpublikum hatte, auch 30 Jahre später als Musical funktionieren kann, bewies schon der Cast am Londoner West End. Die amerikanischen Brüder Wayne und Karey Kirkpatrick schrieben die Songs und Lyrics für die Adaption, Comedy-Autor John O’Farrell half ihnen beim Buch. Nach Stationen in Seattle, am Broadway und zuletzt London wurde das Musical ins Deutsche übersetzt und ist jetzt mit einem eigenen Cast in Düsseldorf zu sehen. Und, so viel vorab, auch diese Version ist ein wunderbar launiges und herzerwärmendes Familienstück, bei dem man nicht nur viel Lachen, sondern auch Weinen kann.

Synchronsprecher Daniel (Thomas Hohler) vor seiner Verwandlung. Sein Bruder (Nicolas Tenerani) und dessen Mann (Malick Afocozi), beide Maskenbildner, helfen ihm, zu „Mrs. Doubtfire“ zu werden.
Copyright: Joshua A. Hoffmann
Aus Daniel wird Mrs. Doubtfire
Wir begegnen Daniel in einer für ihn unerträglichen Situation: Seine Frau Miranda (Jessica Kessler) hat die Scheidung eingereicht und das alleinige Sorgerecht für die drei gemeinsamen Kinder Lydia (Alina Simon), Christopher (Mika) und Natalie (Greta) bekommen. Doch als Miranda ein Kindermädchen sucht, kommt ihm eine unkonventionelle Idee, wie er seine Kinder vielleicht doch sehen kann: mithilfe seines Bruders und dessen Mann (Nicolas Tenerani und Malick Afocozi), praktischerweise Hollywood-Kostümbildner, will er sich selbst zur Nanny verwandeln. „Ich muss ‘ne Frau sein“ singt Daniel in dem funkigen Verwandlungsstück, während das gesamte Ensemble mit ihm tanzt. Ein Fatsuit, eine faltige Maske, eine Brille und graue Perücke später, wird aus Daniel Mrs. Doubtfire – eine alte schottische Lady mit kecker Dauerwelle und zweifelsohne das beste Kindermädchen der Stadt.
Es ist die perfekte Prämisse für jede Menge skurrile Situationen, kleine und große Katastrophen. Wenn Daniel etwa vor seiner Haustüre der Jugendamtsmitarbeiterin im Mrs. Doubtfire-Anzug in die Arme läuft und sich in immer absurdere Lügen verstrickt, wenn beim Versuch, zu kochen, der ausgestopfte BH Feuer fängt, oder Mrs. Doubtfire für Mirandas Modemarke modeln muss. Als schließlich zur selben Zeit, im selben Restaurant Daniel zu einem Vorstellungsgespräch und Mrs. Doubtfire zum Familiendinner verabredet sind, kommt es zum großen Showdown, der selbstredend nur krachend schiefgehen kann.

Mika aus Köln als Christopher, Alina Simon als Lydia, Thomas Hohler als Kindermädchen „Mrs. Doubtfire“ und Greta aus Hilden als Natalie. Insgesamt 18 Kinder aus NRW besetzen die Rollen abwechselnd.
Copyright: Joshua A. Hoffmann
Zwischen Slapstick-Nummern und Trennungsgeschichte
Thomas Hohler gelingt es dabei scheinbar mühelos zwischen den unterschiedlichen Rollen zu springen. Schon mit elf Jahren spielte er die Kinderhauptrolle in „Les Misérables“, später dann die Titelrolle von „3 Musketiere“ in Stuttgart. Jetzt tanzt er in einem Moment in Pumps mit dem Staubsauger durchs Haus, rappt im nächsten als Daniel auf einer Loop-Maschine, um dann wieder ein ruhiges Duett zu singen. Der Spagat zwischen witzigen Slapstick-Nummern, Verwandlungsmomenten, Tanzeinlagen und der emotionalen Trennungsgeschichte gelingt.
Über ihre Schuldgefühle, Trauer und Wut singen die Kinder Lydia, Christopher, und Natalie – wunderbar gespielt von Mika aus Köln und Greta aus Hilden – in dem rockigen Stück „Was für'n Scheiss“. Das Duett zwischen Vater und Tochter Lydia, verkörpert von der studierten Musicaldarstellerin Alina Simon aus Düsseldorf, ist eine berührende Liebeserklärung. Und auch Mutter Miranda singt etwa in der Ballade „Lass los“ über die gescheiterte Liebe.
Mehr als eine Komödie
Es sind ruhige Momente wie diese, die aus dem Stück mehr machen als eine Komödie. Und dass die Perspektive der Kinder, die in Trennungen leider allzu oft untergeht, hier so viel Raum bekommt, schafft sicherlich für viele junge Zuschauer Anknüpfungspunkte. Dass die Eltern nicht wieder glücklich zusammenkommen, ist angeblich Robin Williams selbst zu verdanken, der sich für ein realistischeres Ende eingesetzt haben soll.
Ein Happy End gibt es aber trotzdem, und das ist vielleicht das Wichtigste am ganzen Stück: Eine Trennung bedeutet eben nicht das Ende der Familie. Kinder und Familien werden mit diesem Musical jedenfalls ebenso viel Spaß haben wie Mrs. Doubtfire-Fans der ersten Stunde.
„Mrs. Doubtfire“ ist ab sofort und bis zum Frühjahr 2026 im Capitol Theater in Düsseldorf zu sehen. Alle Infos und Tickets gibt es unter atgtickets.de.

