Offene Galerien am SonntagDrei Ausstellungen im Belgischen, bei denen sich ein Besuch lohnt

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Analoge Fotografien von Jaroslav Pulicar werden dieses Wochenende in der Galerie „Definition of Done“ ausgestellt.

Analoge Fotografien von Jaroslav Pulicar werden dieses Wochenende in der Galerie „Definition of Done“ ausgestellt.

Das offene Galerie-Wochenende in Köln lockt gerade im Belgischen Viertel mit vielen Auswahlmöglichkeiten. Für drei Galerien konnten wir uns dabei besonders begeistern.

56 verschiedene Galerien in Köln und Düsseldorf haben an diesem Wochenende zeitgleich ihre Tore geöffnet. Die 15. Ausgabe der „DC Open“ gilt dabei gemeinhin als Saisonstart des Kunstmarktes in den beiden Rheinmetropolen. Gerade das Flanieren im belgischen Viertel in Köln macht dabei besonders viel Freude, weil die Auswahl an teilnehmenden Galerien hier besonders hoch ist. Die Ausstellungen in Köln können dabei am  Sonntag, 03.09, noch von 13 Uhr bis 17 Uhr besucht werden.

Definition of Done: Jaroslav Pulicar

Es ist immer etwas besonderes, wenn ein Künstler das erste Mal überhaupt in Deutschland zu sehen ist. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um einen echten Geheimtipp handelt. Bei Jaroslav Pulicar trifft beides zu. Der 68-Jährige Fotograf aus Brünn, Tschechien, kann auf ein Werk aus über 40 Jahren Schaffenszeit zurückblicken und ist trotzdem bis heute nur echten Szene-Kennern ein Begriff.

Fotograf Jaroslav Pulicar bewegt sich häufig in osteuropäischen Dörfern und hat dabei ein besonderes Auge für eine bewundernswerte Bildkomposition entwickelt.

Fotograf Jaroslav Pulicar fotografiert häufig in osteuropäischen Dörfern und hat dabei seine ganze eigene Bildkomposition entwickelt.

Wer sich nun verleiten lässt und eine mangelnde Qualität in seinen Arbeiten vermutet, könnte aber nicht falscher liegen. Die Art und Weise wie Pulicar es schafft gesellschaftliches Handeln und die menschliche Interaktion auf Film festzuhalten ist absolut bemerkenswert. Seine kreative Methode ist dabei klar zu umreißen: Das tun, was ihm Spaß macht, reisen, in Schwarz-Weiß fotografieren und ausschließlich analoge Kameras verwenden.

Zwischen seiner tschechischen Heimat und seinen unzähligen Reisen in die benachbarten osteuropäischen Länder, bewegt sich Pulicar dabei häufig in einem dörflichen Kontext. Dabei gewährt er Einblicke in die völkischen Bräuche und Tradition der jeweiligen Region und ermöglicht den Betrachter dadurch das Kennenlernen von Lebensrealitäten, die einem bis dahin gänzlich fremd gewesen sind.

„Definition of Done“: Lütticher Straße 44, 50674 Köln, Galeristin: Christine Hauptmann, Kuratoren: Pablo Plum & Jakub Freter

Jan Kaps: Minh Lan Tran

Die Vietnamesin Minh Lan Tran kann bereits in jungen Jahren auf eine abwechselungsreiche Vita zurückblicken. 1997 in Hong Kong geboren und danach in Paris aufzuwachsen, wurde sie mittlerweile sesshaft in London. Eine vielfältige Lebensreise, die sich auch in ihrer Kunst wiederspiegelt. Neben der Malerei widmet sie sich der Kalligrafie und der Performance Kunst  – dazu gehören auch Prozesse der Selbstverbrennung. Sie versucht dabei nach eigener Aussage: „Das Zusammenspiel und den Widerstand zwischen Sprache, Bewegung und Materie zu erforschen.“

Minh Lan Tran: Scripture, 2023.

Minh Lan Tran: Scripture, 2023.

In ihrer ersten Einzelausstellung bei Jan Kaps präsentiert Minh Lan Tran eine neue Serie von Gemälden und eine Installation, die von Kalligrafie, Interpunktionen und ausgestorbenen Sprachen inspiriert ist. Die Installation hinterfragt die Linearität von Bedeutung und Materie und stellt ein echtes Highlight auf der „DC Open“ dar.

Unter der Maxime „Gewalt in Leidenschaft verwandeln“ hat die junge Vietnamesin im Jan Kaps einen Raum für ihre Werke gefunden, der es dem Besucher ermöglicht ein Stück weit in ihren Denk- und Arbeitsprozess einzutauchen. Halbwegs sicher scheint dabei eine Schlussfolgerung: Der Name Minh Lan Tran wird noch für Furore in der Kunstwelt sorgen.

Jan Kaps: Lindenstraße 20, 50674 Köln, Galerie-Team: Jan Kaps, Tenzing Barshee, Hanna Schönhof, Alexandre Goffin

Drei: Anna Virnich

Die Künstlerin Anna Virnich und die Galerie Drei teilen sich eine gemeinsame Vergangenheit. Bereits im Jahr 2010 wurde zur Eröffnung der Galerie, eine Duo-Ausstellung von Anna Virnich und dem in Köln lebenden Maler Markus Saile präsentiert. In der Zwischenzeit konnte Anna Virnich als Künstlerin weiter reifen und implementierte so eine unverwechselbare Bildsprache in ihren Werken. Gerade ihre Tableaus aus textilen Materialien zeugen von diesem Prozess. Seit ihrer Kindheit sammelt Virnich dafür Stoffe aus den verschiedensten Ursprungsformen, um diese im Anschluss gezielt zu dekonstruieren und in neue Objekte zu verwandeln.

Anna Virnich: Gauge Your Fears, 2023. Werkstoffe: Latex, Spitze, Satin (chloriert), Polyester, Baumwolle, Garn.

Anna Virnich: Gauge Your Fears, 2023. Werkstoffe: Latex, Spitze, Satin (chloriert), Polyester, Baumwolle, Garn.

In ihrere aktuellen Ausstellung „Mutti raucht wieder“ thematisiert Anna Virnich die gesteigerte Empfindsamkeit der Post-Corona Ära, die eng mit dem Gefühl von Überforderung und Isolation verbunden ist. Hier sind wohl Virnichs bislang feinsten und skulpturartigsten Arbeiten zu sehen. Die Vorstellung, dass es sich bei ihren Arbeiten, um „genähte Malerei“, handelt, rückt dabei in weite Ferne. Vielmehr fällt die Sensibilität und der feine Umgang mit den Materialien in den Fokus.

Drei: Jülicher Str. 14, 50674 Köln, Galerie-Team: Dennis W. Hochköppeler, Jakob Pürling, Nicole Damblon

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