Paul McCartneyEr lästerte über die Rolling Stones, jetzt spielt er für sie Bass

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Paul McCartney spielt beim Glastonbury Festival auf einer akustischen Gitarre.

Paul McCartney gastiert jetzt bei den Rolling Stones

Späte Versöhnung: Paul McCartney und Ringo Starr, die beiden überlebenden Beatles, gastieren angeblich auf dem kommenden Album der Rolling Stones.

Jahre später erzählte Paul McCartney seinem Biografen, wie er und John Lennon Mitte September 1963 auf der Charing Cross Road in London von einem Taxi überholt wurden, in dessen Fond sich Mick Jagger und Keith Richards lümmelten.

Die beiden Beatles schnorrten sich eine Mitfahrgelegenheit und auch der Rolling-Stones-Sänger ergriff die Gunst der Stunde und fragte die Konkurrenten, ob sie vielleicht einen Song für seine Band hätten. Aber sicher: John und Paul hatten „I Wanna Be Your Man“ als Gesangseinlage für Ringo Starr geschrieben, nichts allzu Kompliziertes, man sollte es mit geringem Tonumfang singen und zugleich das Schlagzeug bedienen können.

Die Rolling Stones verwandelten dieses Musterbeispiel primitiver Kunst in eine forsche Bluesnummer, veröffentlichten sie als ihre zweite Single und landeten damit ihren ersten Hit.

Nun schließt sich, nach beinahe 60 Jahren, dieser Kreis: Das Branchenfachblatt „Variety“ will erfahren haben, dass Paul McCartney und Ringo Starr, die beiden überlebenden Beatles, auf dem kommenden Album der Rolling Stones zu hören sein werden. An Bass, respektive Schlagzeug. Das muss man dazu sagen, weil es nicht selbstverständlich ist: Als Paul McCartney 1967, während der Aufnahmen zum „Smiley Smile“-Album, die Beach Boys im Studio besuchte, bat Brian Wilson ihn zur Untermalung des Songs „Vegetables“ rhythmisch auf einer Stange Sellerie zu kauen.

Das nur nebenbei. Denn hier soll es ja um den Schock, oder wenigstens die kleine Erregung gehen, die das künstlerische Zusammentreffen von Beatles und Stones noch immer auslöst. Ältere Kollegen erzählten einem früher gerne ungefragt, ob sie Team Beatles oder Team Stones angehörten. Beides ging jedenfalls nicht.

Heute weiß man, dass die angebliche Rivalität zwischen den Bands vor allem auf eine Marketing-Idee des Stones-Managers Andrew Loog Oldham zurückgeht. Trotzdem, ein bisschen was ist schon dran. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass die Rolling Stones ihre besten Alben veröffentlichten, als sich die Beatles langsam in ihre Einzelteile auflösten.

Ihr letztes relevantes Album haben Jagger und Richards bekanntlich 1981 mit „Tattoo You“ aufgenommen, und schon das setzte sich aus älteren Outtakes zusammen. Dennoch ist man diesmal gespannter als sonst. Nicht nur wegen des Beatles-Coups, auch weil der verstorbene Drummer Charlie Watts hier zum letzten Mal zu hören sein wird. Und hatten die Rolling Stones nicht im April 2020 mit „Living in a Ghost Town“ die perfekte Single zum ersten Lockdown herausgebracht?

Die straft auch McCartneys letzte Frotzelei Lügen: Der hatte jüngst gelästert, dass die Rolling Stones doch nur eine Blues-Coverband sein. Ein Scherz. Konkurrenz belebt das Geschäft.

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