Kaum springt das Licht an in Jacques‘ Weindepot, so steht schon die bezaubernde Adèle da und fragt – entwaffnend zielstrebig – nach einer Flasche Roten – oder Weißen? – für den Pfarrer. Sie kennt die Marke und mit 98 Euro auch den Preis! Schneller war noch kein Theaterstück auf Hundert als die Komödie „La Dégustation“ („Die Verkostung“) von Ivan Calbérac, die Horst Leonhard als „Weinprobe für Anfänger“ ins Deutsche geholt hat und die der routinierte Senior Jürgen Wölffer zur Freude aller im Theater am Dom auf die Bretter stellt. Denn schon im nächsten Augenblick spricht („Achtung, Achtung!“) vor der Tür die Polizei, und ein Maskierter stürmt den Laden mit der Frage: „Gibt’s hier einen Hinterausgang?“

„Weinprobe für Anfänger“ am Theater am Dom: Der Ausgang des Stücks ist wenig absehbar

Nun sind der Ausgänge im Boulevardtheater regelmäßig viele, doch der Ausgang dieses preisgekrönten Stückes ist so wenig absehbar, dass eine Runde Breakdance da nicht stört. Im Gegenteil. Doch von der Hälfte nach der Pause soll nicht mehr verraten werden, als dass sie zwischenzeitlich laut wird.

Jacques, Moritz Lindbergh, ist auf der Bühne der großartige Garant für die Glaubwürdigkeit all der diversen menschlichen Begegnungen in seinem Weingeschäft, und Natalia Avelon, einst als Uschi Obermaier im Kino, rührt wie er an die persönlichsten Entscheidungen, als die Vergangenheit sie einholt. Verkosten kann man schließlich nicht nur Wein.

Premiere im Schauspiel Köln

Senioren des Oldschool-Ensembles sezieren die Ehe

Von

Christian Bos

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Der Räuber Steve, der auch im Stehen sitzen kann (Dustin Semmelrogge), gibt die lustige Figur, und Guillaume, der Buchhändler von nebenan (Martin Armknecht), sowie Jacques‘ Hausarzt und Kunde Dr. Milmont (Andreas Windhuis) sprechen teils über den Wein, teils sprechen sie ihm ganz schön zu.

Als dann die schöne Dunkelhaarige in nichts als einem weißen und zu großen Oberhemd erscheint (Garderobe wie Bühne von Jan Hax-Halama), geht der falsch, der jetzt schon an die Lösung glaubt. Dafür hätte es im Mutterland, dem Heimatland des feinsten Romanée Conti wie auch das der dubiosen „Cuvée Kamasutra“, den Prix Molière wohl nicht gegeben. Das deutsche Team erweist sich ohne jede Schwäche als diesem reichlich angemessen. Und dazu passte auch am Ende der Applaus.