Nach ESC-FlopRalph Siegel wettert gegen „Lordi-Abklatsch“ Lord of the Lost – und bietet sich an

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Ralph Siegel, Musiker, Komponist und Produzent, steht bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in seinem Büro.

ESC-Legende Ralph Siegel, Musiker, Komponist und Produzent, steht bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in seinem Büro. Er gewann den Eurovision Song Contest 1982 mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“, das von Nicole gesungen wurde.

Der ESC-Veteran äußert sich kritisch über den deutschen ESC-Beitrag. Das Scheitern kommt für ihn nicht überraschend. Wer könnte jetzt noch helfen? Er selbst!

ESC-Ikone Ralph Siegel (77) ist vom schlechten Abschneiden Deutschlands beim diesjährigen Eurovision Song Contest nicht überrascht. In einem Interview mit „web.de“ sagte der Komponist und Musikproduzent: „Es sind heute viele Leute dabei, die einfach keine Ahnung haben, was die Basis ist.“

Ralph Siegel nimmt NDR in Schutz

Er wolle dem NDR aber nicht die alleinige Schuld geben: „Ich glaube nicht, dass es grundsätzlich am NDR liegt. Es ist eher an den jungen Leuten festzumachen, die ihr Bestes geben wollen, aber eben nicht über die nötige Erfahrung verfügen.“

Der Band Lord of the Lost, die am Wochenende in Liverpool mit ihrem Song „Blood & Glitter“ den 26. und damit letzten Platz belegte, warf Siegel mangelnde Originalität vor. Schon der erste Teil des Bandnamens ‚Lord‘ habe von Anfang an auf Lordi hingedeutet. Deren Titel „Hard Rock Hallelujah“ hatte 2006 den Eurovision Song Contest gewonnen. Der Song „Blood & Glitter“ von Lord of the Lost wirkte dagegen „leider wie eine Abklatsch“.

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Ralph Siegel bemängelt Originalität, lobt aber Chris Harms

Sehr positiv äußerte sich Siegel über den Frontmann Chris Harms. Er lobte ihn in den höchsten Tönen und betonte, dass er zweifelsohne ein hervorragender Musiker sei. Guter Heavy Metal allein reiche aber nicht aus.

Aus Siegels Aussagen geht auch hervor, dass die Wahl des Songtitels nicht dem Zeitgeist entsprach. Es sei keine gute Idee gewesen, in der heutigen Zeit einen Titel mit dem Wort „Blut“ ins Rennen zu schicken. Der Song „Blood & Glitter“ vermittle eine Botschaft, die man in der heutigen Zeit nicht hören wolle.

Ralph Siegel: Stefan-Raab-Comeback keine Option

Siegel weist im Interview auch Forderungen in den sozialen Medien zurück, Stefan Raab solle sich wieder federführend um den deutschen ESC-Vorentscheid kümmern. Raab hatte 2010 Lena Meyer-Landrut mit „Satellite“ zum ESC-Sieg geführt. Er sagte: „Überall steht, Stefan Raab hat den ersten Platz gemacht. Nein, er hat den ersten Platz gemanagt. Er hat eine Show moderiert – und nichts anderes“.

Siegel selbst hält sich für geeigneter, da er sowohl komponiert als auch produziert hat. Diese Rolle würde er gerne wieder übernehmen. Er betonte aber auch, dass er nicht immer wisse, wie es geht. „Aber eines weiß ich ganz sicher – wie es nicht geht“, so Siegel. Vier Titel habe er in diesem Jahr eingereicht, alle seien abgelehnt worden. „Was soll man dazu sagen?“, fügte der ESC-Veteran resigniert hinzu.

Dass das schlechte Abschneiden von Lord of the Lost mit einer generellen Unbeliebtheit Deutschlands zu tun hat, lässt Siegel nicht gelten. „Es hat nichts damit zu tun, dass die Menschen in Europa Deutschland nicht mögen. Sie mögen nur nicht, was Deutschland in den letzten Jahren beim ESC abgeliefert hat“, so sein Fazit.

Ralph Siegel: Nach großen ESC-Triumphen viele Flops

Die Erfolgsbilanz von Ralph Siegel beim Eurovision Song Contest war von den 70er Jahren bis weit in die 90er Jahre beeindruckend. Neben dem Sieg mit Nicole 1982 wurde er dreimal Zweiter, zweimal Dritter und erreichte vier weitere Top-Ten-Platzierungen. Neben Deutschland trat er auch für Luxemburg, Malta oder die Schweiz an.

Beim deutschen ESC-Vorentscheid war Siegel zuletzt 2016 dabei. Bei „Unser Lied für Stockholm“ trat Laura Pinski mit Siegels Komposition „Under the Sun We Are One“ an und belegte den vierten Platz. Siegel nahm darüber hinaus fünfmal in Folge für San Marino am internationalen ESC teil – nur einmal schaffte er es über das Halbfinale hinaus. Mit Valentina Monetta und „Maybe“ belegte er 2014 schließlich Platz 24.

Den Tiefpunkt erreichte er 2017 bei seiner bislang letzten Teilnahme. Im zweiten Halbfinale belegten Valentina Monetta und Jimmie Wilson mit der Siegel-Komposition „Spirit of the Night“ den letzten Platz. Ihren einzigen Punkt hatten sie dem Publikum zu verdanken.

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