„Row 0“ und separate Aftershow-PartysSo reagieren Rammstein nach Vorwürfen gegen Till Lindemann

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Rammstein-Frontmann Till Lindemann sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. (Archivbild)

Rammstein-Frontmann Till Lindemann, hier auf der Bühne bei einem Konzert im Juni 2022, sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. (Archivbild)

Interne Untersuchung, Lindemann-Vertraute Alena M. und die aktuelle Tour – ein Vertrauter aus dem Rammstein-Umfeld spricht über die Lage.

Nach den schweren Vorwürfen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann hat die Band erste Maßnahmen ergriffen und auf die Vorwürfe reagiert. Ein Vertrauter aus dem Umfeld der Band sprach mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag über die Band-interne Aufklärung der Vorwürfe, die aktuelle Tour und die Stimmung bei Rammstein sowie das Vorgehen gegen die Lindemann-Vertraute Alena M.

„Die Band ist geschockt“, hieß es aus dem Umfeld der Band am Freitag. Man nehme die Vorwürfe ernst und setze sich mit ihnen auseinander, man wolle dies als Rammstein aber gemeinsam durchstehen, einen Riss durch die Band gäbe es derzeit nicht.

In den vergangen zwei Wochen hatten zahlreiche Frauen, darunter auch die Youtuber Kayla Shyx oder die Irin Shelby L. teils schwere Vorwürfe gegen Rammsteins Sänger Till Lindemann erhoben. Im Fokus steht ein Casting-System für junge, weibliche Fans, zeigen auch die Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die sogenannten „Row 0“-Fans konnten so nah an ihre Idole herankommen und an Partys teilnehmen. Ein Ziel des Systems sollte es aber offenbar auch sein, Till Lindemann Frauen für Sex zuzuführen. Im Rahmen dieses Systems soll es laut Vorwürfen zu Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen gekommen sein.

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Zahlreiche Frauen bestätigten die Vorwürfe auch teilweise unter eidesstattlicher Aussage gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ und NDR, am Freitag auch gegenüber dem „Spiegel“

Vorwürfe gegen Till Lindemann: Rammstein betreibt „Sachaufklärung“

Rammstein, die sich bislang öffentlich nur in zwei Statements in sozialen Netzwerken geäußert hatten, haben nach den Vorwürfen interne Aufklärung angestoßen. Das Rammstein-Management hat zunächst das unmittelbare Umfeld der Band befragt, „wir betreiben Sachaufklärung“, heißt es aus dem Umfeld der Band.

Zusätzlich wurde eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, um die Aufklärung zu vertiefen. Befragte hätten Fragebögen mit mehreren Seiten ausfüllen müssen, hieß es, wie viele Personen und welche Personen konkret befragt wurden, blieb aber unklar. Aus dem Umfeld der Band heißt es, dass man Anfang kommender Woche mit ersten Ergebnissen dieser Untersuchung rechnet. Offen ist noch, ob dieser „Zwischenstand“ von Rammstein auch öffentlich gemacht wird.

Strafrechtliche Ermittlungen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann gibt es derzeit offenbar noch nicht. Die Staatsanwaltschaften Berlin und München bestätigten dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass es derzeit keine Ermittlungen gibt. Lindemann ließ die Vorwürfe über seine Anwälte zurückweisen, sie kündigten rechtliche Schritte an.

Rammstein positioniert sich gegen Lindemann-Vertraute Alena M. und entzieht ihr Backstage-Zugänge

Als eine Schlüsselfigur in dem Fan-Castingsystem, das offenbar auch zum Ziel hatte, Till Lindemann Frauen zuzuführen, stand eine Vertraute des Rammstein-Sängers: Alena M. Die Frau beschrieb sich selbst in ihrem Instagram-Profil als „Casting-Direktorin“ und gab an, mit Rammstein auf Tour zu sein. Recherchen ergaben, dass sie als eine Art Scharnier zwischen den jungen, weiblichen Fans und Lindemann fungierte.

Aus dem Umfeld der Band heißt es nun, dass sich Rammstein von dieser Frau distanziert: Für M. sei jegliche Form des Zugangs zur Band gekappt. So erhalte sie keinen Triple-A-Pass, besser bekannt als Backstage-Pass, mehr, Zugang zu Partys sei ihr untersagt worden. „Das können wir kontrollieren“, hieß es aus dem Umfeld der Band. Einschränken könne die Band aber nicht, dass M. als reguläre Zuschauerin zu Konzerten kommt.

Deutlich hieß es aus dem Umfeld der Band allerdings, dass M. niemals bei Rammstein angestellt gewesen sei oder sich in einem Mandanten-Verhältnis für die Band befunden habe. Diese Angaben ließen sich bislang nicht unabhängig überprüfen.

Nach dem Konzert in Vilnius und den Vorwürfen der Irin Shelby L. hat die Band wohl weitere Schritte unternommen: Die „Row 0“, die spezielle Zone für Fans, die offenbar auch zu Rammstein-Partys durften, wurde für Fans geschlossen, hieß es aus dem Umfeld der Band. Das Konzert in Vilnius sei demnach auch das letzte gewesen, bei dem es eine separate Aftershow-Party für Till Lindemann gegeben habe, die neben der allgemeinen Aftershow-Party für die Band existiert habe.

Rammstein ist aktuell auf Stadion-Tour durch Europa, am Freitag, Samstag und Sonntag stehen Konzerte in München an. Trotz der aktuellen Vorwürfe hieß es aus dem Umfeld der Band: „Prognosen sind immer schwierig, aber aktuell wird die Tour auf jeden Fall zu Ende gespielt.“

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