Seit 1985 im DienstIn seiner letzten „Tagesschau“ legt Jan Hofer die Krawatte ab

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Jan Hofer ohne Krawatte Tagesschau

Jan Hofer legt die Krawatte ab.

Hamburg – Zum letzten Mal tauchte er aus dem dunkelblauen Studiohintergrund auf, die „Tagesschau“-Fanfare erklang wie immer, doch für Jan Hofer war es kein Nachrichten-Abend wie alle Tage: Er gilt als vorbildlich, was Neutralität und Seriosität angeht, auch in seiner letzten Sendung am Montagabend.

Über 35 Jahre hinweg war Jan Hofer bei der „Tagesschau“, kein Sprecher war so lange dabei wie er, ein Musterbeispiel für öffentlich-rechtliche Vertrauenswürdigkeit von der ersten bis zur letzten Sendeminute – in der er dann doch gestern Abend endlich einmal selbstironisch die Krawatte abnahm. Sie war rot und mit weißen Punkten betupft.

Jan Hofer tagesschau früher

Jan Hofer 1985 in der „Tagesschau“

Seine Anfänge als Moderator bestritt Jan Hofer im Saarland. Dort legte er als Discjockey Musik auf und war Moderator beim Saarländischen Rundfunk, gefördert von Schnellsprecher Dieter Thomas Heck, der durch die „Hitparade“ zur Legende des Deutschen Fernsehens avancierte. Den Lehrjahren beim Saarländischen Rundfunk folgte 1985 der Einstieg bei der „Tagesschau“. Bei der Nachrichtensendung stieg Hofer knapp 20 Jahre später zum Chefsprecher auf.

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Hofer wurde als Sohn eines Handwerkers in Wesel geboren, wo er auch aufwuchs. Er besuchte zunächst die Grundschule in Büderich und später das Internat des Nordseegymnasiums auf Langeoog. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Betriebswirtschaftslehre in Köln. Bereits während des Studiums arbeitete er zeitweise in der Hörfunkredaktion der Deutschen Welle. 1976 folgte ein Volontariat bei verschiedenen Rundfunkanstalten.

Hofer begleitete Deutschland durch die Jahre

Mauerfall, Boris Becker in Wimbledon, der 11. September 2001, Fußball-Weltmeisterschaft, Kohl, Schröder, Merkel – Jan Hofer hat den Deutschen die jüngste Vergangenheit buchstabiert, bis hin zur aktuellen Corona-Krise, wegen der er wieder einmal zu einem ARD-Extra überleiten musste. Da war es wohl angebracht, dass sein Nachfolger als Chefsprecher, Jens Riewa, gestern Abend zum Nachrichtenende mit im Studio stand und das Ende einer Ära würdigte.

Der Geehrte dankte – dem Publikum, das ihm viele Briefe schrieb, und allen vor und hinter der Kamera. Und nein, kein Tränchen floss zum wehmütigen Abschied des Unerschütterlichen, nur die Stimme wirkte ein wenig belegt bei der Ansage des Wetterberichts, für Dienstag, den 15. Dezember. Es ist unser erster Tag ohne Jan Hofer.

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