Streaming-Tipps15 Serien für die nächste Quarantäne

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Szene aus „Murderville“  

Köln – Die gute Nachricht zuerst: Sie müssen nicht mehr stundenlang streitend durch Videotheken irren. Das ginge ja auch gar nicht, wenn die Omikron-Variante dieser Tage Sie oder Ihre Lieben erwischt hat. Wie gut also, dass es Streamingdienste gibt, um die Quarantäne erträglicher zu gestalten. Die schlechte Nachricht ist nur, dass Sie sich zuerst stundenlang streitend durch deren Angebot scrollen müssen. Deshalb haben wir uns in der Redaktion umgehört und ein paar Serientipps für Quarantänetage zusammengestellt. 

Murderville (Netflix) Herrlich alberne Impro-Comedy, in der US-amerikanische Stars wie Sharon Stone, Talk-Show-Legende Conan O’Brien oder Ken Jeong („Hangover“) zusammen mit Detective Terry Seattle (gespielt von Will Arnett von „Arrested Development“) einen Mordfall lösen müssen. Nichts für Fans von ZDF-Krimi-Wiederholungen, aber unbedingte Empfehlung für alle, die sich sofort anstecken lassen, wenn die Stars vor der Kamera das eigene Kichern nicht mehr unterdrücken können. Mitlachen! Sehr befreiend. Jenny Meyzner

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The Expanse

The Expanse (Amazon Prime) Die Science-Fiction-Serie zeigt eine Menschheit, die weite Teile des Sonnensystems kolonisiert hat. Doch die Ausweitung in den Raum hat nicht zu Friede, Freude und Schwerelosigkeit geführt. Im Gegenteil. Selten zuvor hat das Genre so unbarmherzig gezeigt, wie Menschen von den physikalischen und sozialen Verhältnissen im Weltraum an die Wand gedrückt werden. Linguisten analysieren die Kreolsprache der Belter, Physiker loben die astronomische Akkuratesse, mit der Himmelskörper und Schiffe hier den Raum durchmessen, und in den Cultural Studies zeigt man sich begeistert von der gelebten Diversität der Verfilmung. Nebenbei ist sie atemberaubend spannend. Christian Bos

Mare of Easttown (Sky) Kate Winslet spielt eine Kriminalpolizistin, die in ihrer Kleinstadt einen Vermisstenfall aufzuklären versucht. Nebenher versucht sie, mit ihrer verkorksten Familiensituation und einem Schicksalsschlag fertig zu werden. Wahnsinnig gut gespieltes, spannendes und düsteres Drama mit vielen Wendungen, in der sich Fall und Privatleben stets überlagern. Isabell Wohlfarth

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Atypical 

Atypical (Netflix) dreht sich um den 18-jährigen Sam, der Autist ist und versucht, eine Freundin zu finden. Auf lustige Art erfährt man einerseits viel über Autismus, andererseits ist die Serie wie eine typische Familien-High-School-Serie und auch lustig. Gut zu gucken, wenn man wirklich krank ist und sich nicht richtig konzentrieren kann. Tanja Wessendorf

Schitt's Creek (Amazon Prime) Die Qualität einer Fernsehserie über viele Staffeln zu halten, ist eine große Herausforderung, an der schon viele gescheitert sind. Man denke da nur an die wütenden Proteste der „How I Met Your Mother“-Fans nach dem verkorksten Finale. Dass eine Serie von Staffel zu Staffel immer besser wird, ist eher die Ausnahme. Der kanadischen Sitcom/Satire/Comedy „Schitt’s Creek“ ist genau dieses Kunststück gelungen. In der ersten Staffel ist das Schicksal der reichen Familie Rose, die nach ihrem finanziellen Ruin in einer Kaff namens Schitt’s Creek ziehen muss, vor allem eine klassische „Fish out of Water“-Geschichte. Doch „Schitt’s Creek“wird besser, je mehr sich die Roses in das Dorf einleben, mit ihren Nachbarn in Kontakt kommen, sich verändern. Daniel und seine Vater Eugene Levy (ja, der aus „American Pie“), die auch zwei der Hauptrollen spielen, haben wunderbare skurrile Charaktere geschaffen, die sie trotz aller Macken immer ernst nehmen. Catherine O’Hara, Annie Murphy und viele andere wunderbare Schauspieler nutzen die Chancen, die ihnen das Drehbuch bieten. Eine lustige, schlaue, herzerwärmende Serie, bei der man traurig ist, wenn sie nach Staffel 6 endet. Und die jeden Emmy, den sie abräumte, verdient hat. Anne Burgmer

The Line (Apple+) Unglaubliche Dokumentation über eine Gruppe US-amerikanischer Soldaten, die in Syrien gegen den IS kämpften. Im zweiten Teil wird klar, dass sie nicht nur auf "Terroristenjagd" waren und der anschließende Prozess nimmt eine dramatische Wende. Die Bilder aus dem Krieg basieren auf HD-Aufnahmen der Helmkameras - so nah und so schrecklich wurde Krieg noch nie gezeigt. Max Müller

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The Marvelous Mrs. Maisel 

The Marvelous Mrs. Maisel (Amazon Prime) In der Serie steht die junge Jüdin Miriam „Midge“ Maisel im Fokus, die im New York der 50er Jahre zu einer der ersten Stand-Up-Komikerinnen wird. Anfangs versucht sich ihr Mann als Stand-Up-Comedian zu beweisen, stellt sich aber als untalentiert heraus. Umso größer die Aufregung, als Midge merkt, dass sie sehr wohl Talent besitzt. Sie verlässt ihren Mann, der sie betrogen hat und arbeitet fortan an einer eigenen Karriere. Herrliche Sprüche, schön gezeichnete Charaktere, typische Amy Sherman-Palladino-Dialoge, eine gute Geschichte rund um die Bühne und das lebhafte Privatleben der Protagonistin sowie ein schöner Einblick in die USA in den 50er Jahren machen diese Show zu einem kleinem Gesamtkunstwerk. Die vierte Staffel startet am 18. Februar 2022. Laura Klemens

Krause kommt (ARD Mediathek) Wer selbst keinen Besuch empfangen kann, schaut anderen dabei zu. Pierre M. Krause, der lustigste und gleichzeitig unbekannteste Late-Night-Moderator im deutschen Fernsehen, hat die Homestory wieder belebt. Bei „Krause kommt“ übernachtet er bei deutschen Fernsehpromis und das ganz ohne dabei zu neugierig, aufdringlich oder herablassend zu sein. Danach mag man die Menschen im Fernsehen tatsächlich ein bisschen lieber. Nadja Lissok

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Brooklyn Nine-Nine 

Brooklyn Nine-Nine (Netflix) Der ganz normale Sitcom-Wahnsinn in einer New Yorker Polizeistation: Die Bürokollegen sind alle auf sympathische Weise verrückt, der Chef ist ein humorloser Ordnungsfanatiker, es gibt Kabbeleien und Liebeleien und zwischendurch werden Kriminalfälle im Akkord gelöst. Gerade ist die siebte Staffel auf Netflix angelaufen, und wenn die nur halb so lustig ist wie die letzten sechs, kann die Corona-Quarantäne so lange dauern wie sie will – beziehungsweise so lange die Staffel hält. Michael Kohler

After Life (Netflix) Ricky Gervais, der mal als Großbritanniens größtes Geschenk an die Menschheit bezeichnet wurde, macht uns mit der dritten Staffel seiner Netflix-Serie "After Life" ein ähnlich großes Präsent. Darin verkörpert der Comedian den kauzigen Lokaljournalisten Tony, der nach dem Krebstod seiner Frau in eine tiefe Depression verfällt. Die Serie ist tiefschwarzer britischer Humor vom Feinsten. Böse, tiefgründig, skurril. Und: sehr traurig. Im Vergleich dazu sind die Widrigkeiten der Pandemie ein Witz. Caroline Kron

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Akte X 

Akte X (Disney+) Sämtliche Staffeln (und die beiden Filme) der bahnbrechenden Mystery-Serie finden Sie bei Disney. Und die „X-Files“ sind erstaunlich gut gealtert. Natürlich nicht, was die Spezialeffekte angeht, zumal Fernsehshows in den 90ern ein viel schmaleres Budget hatten. Aber die Monster-der-Woche-Folgen erscheinen in der Rückschau wie ein satirisches Kaleidoskop noch heute aktueller amerikanischer Befindlichkeiten. Und die große, im Grunde alberne und sich über elf Staffeln ziehende Ufo-Verschwörung könnte direkt aus einer Querdenker-Telegram-Gruppe von heute stammen. Das Beste aber ist die knisternde Chemie zwischen Gillian Andersons FBI-Agentin Dana Scully und David Duchovnys Fox Mulder. Christian Bos

Young Sheldon (Amazon Prime) Ein Prequel zu „The Big Bang Theory“. Der neunjährige Sheldon Cooper ist ein Mathe- und Physik-Genie und schlauer als alle Kinder und Erwachsenen in seinem Umfeld. Das stellt das Leben seiner Familie in einer texanischen Kleinstadt gehörig auf den Kopf. Seine herzensgute, gläubige Mutter will ihren „Shelly“ vor allem beschützen, sein Vater, ein Football-Coach, versteht rein gar nichts von Wissenschaft. Und seine Geschwister haben echt andere Sorgen als Relativitätstheorie. Eine nerdige, sehr lustige Comedy-Serie, mit starken Dialogen, viel Subtext und ganz viel Herz. Isabell Wohlfarth

Lupin (Netflix) Lupin ist eine französische Krimiserie über einen Mann, der die Krimiromane des Autors Maurice Leblanc über den Meisterdieb Arsène Lupin zur Inspiration nimmt, um seinen toten Vater zu rächen, dem von einer reichen Familie großes Unrecht angetan wurde. Die Hauptrolle in der Netflix-Produktion übernimmt der französische Schauspieler Omay Sy. Tanja Wessendorf

Pretend It’s A City (Netflix) „Tun Sie mal so, als ob das hier ne Stadt wär!“ ranzt Fran Lebowitz desorientierte Touristen in New York an, wenn die wieder sinnlos ihren Weg verstellen. Nur eine von vielen Geschichten, die die 70-jährige Autorin und Humoristin und vor allem seit unendlich langer Zeit Bewohnerin von New York City ihrem guten Freund Martin Scorsese nur allzu bereitwillig über die Stadt erzählt, die beide so sehr lieben. Und so ist die siebenteilige Serie ein sehr lustiger, aber auch ein nostalgischer Blick auf den Big Apple und seine berühmten Bewohner und unbedingt lohnenswert zu gucken! Jenny Meyzner

RuPaul's Drag Race (Netflix) Ich verachte Casting-Shows und deren Menschenbild: Wir sind alle fleißige Bienchen, die Befehlen von oben wie Lämmer folgen, wobei jeder seiner oder seinem Nächsten ein Wolf ist. „RuPaul's Drag Race“ ist das Gegenteil davon. Nicht, dass die Drag Queens, die Drag-Legende RuPaul Charles um die Krone antreten lässt, es an Ehrgeiz vermissen lassen. Aber am Ende wird hier eine große Familie gebildet, werden Menschen zu Stars erhoben, die draußen, in der sogenannten wirklichen Welt, noch immer mit Vorurteilen und Verachtung zu kämpfen haben. Christian Bos

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