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So lief sein TV-AbschiedUnd ganz plötzlich ist Thomas Gottschalk weg

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Der letzte gemeinsame Auftritt bei „Denn sie wissen nicht, was passiert“: Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk, Günther Jauch

Der letzte gemeinsame Auftritt bei „Denn sie wissen nicht, was passiert“: Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk, Günther Jauch

Thomas Gottschalk verabschiedet sich bei RTL mit Würde und der Unterstützung seines Freundes Günther Jauch von der großen Unterhaltungsbühne.

Das neue Lied von Kasalla, „Adios Amigos“, besingt eine letzte große Abrissparty vor dem Untergang der Welt, wie wir sie kennen. Ganz so schlimm wird es nach dem Abschied von Thomas Gottschalk von der großen Showbühne hoffentlich nicht, und so erschloss sich nicht so recht, warum die Kölner Band beim Abschied im Hürther Studio den Abschied des Moderators ohne größere Nähe zur „Stadt mit K“ musikalisch begleitete. Auf der anderen Seite läutete dieser letzte Auftritt des 75-Jährigen in „Denn sie wissen nicht, was passiert“ zwar nicht das Ende der Welt, aber doch das Ende einer langen Karriere ein.

RTL stand vor der Herausforderung, dem von seiner schweren Krebserkrankung geschwächten Gottschalk einen würdigen Abschied zu bereiten. Und dass das in einem Showformat, das in seinen Spielen doch mit sehr, sehr vielen Fremdschammomenten aufwartete – wenn Sie wissen wollen, was ich meine, schauen Sie sich einfach das überdimensionale „Tic Tac Toe“-Spiel mit Menschen an – dennoch glückte, ist einigen klugen Entscheidungen und Gottschalks altem Freund Günther Jauch zu verdanken, der ihm die Bühne bereitete, die er brauchte, um noch einmal im Rampenlicht zu stehen.

Zurückhaltendes Outfit von Thomas Gottschalk

Jauch und Barbara Schöneberger, die Dritte im Bunde bei dieser Show, trugen zu Beginn Kilt und erinnerten so an Gottschalks Vorliebe für schräge Kostüme. Dieser hingegen wurde seinem Ruf untreu und wählte einen schlichten schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. Er nahm sich aber nicht nur bei der Wahl seines Outfits zurück, sondern auch auf der Bühne. Das gelang nur, weil er sich dabei der Unterstützung der anderen Show-Profis sicher sein konnte.

Jauch, Schöneberger, Kommentator Thorsten Schorn, Giovanni Zarrella und Jörg Pilawa als Herausforderer und Mike Krüger als Moderator stellten sich an diesem Abend in den Dienst des hehren Ziels, Gottschalk gut auszusehen zu lassen. Und das erreichten sie paradoxerweise dadurch, dass sie ihn kaum zu Wort kommen ließen. Gottschalks Redebeiträge waren sehr überschaubar. Er beschränkte sich darauf, hin und wieder seine Schlagfertigkeit, auf die er sich immer verlassen hatte, aufblitzen zu lassen. Und für jeden Spruch wurde er vom Publikum gefeiert.

Vieles war an diesem Abend eigentlich Gottschalk-untypisch. Das wurde besonders deutlich, als er nach knapp zwei Stunden mit mehr oder weniger albernen Spielchen plötzlich mit Günther Jauch bei gedämpftem Licht auf der Bühne saß und über seine Krankheit und seinen Abschied sprach. Das fühlte sich doch sehr nach Abschied an, obwohl die Show danach laut Programmplan noch mehr als zwei Stunden (plus Werbung) laufen sollte. Doch es zeichnete sich ab, dass Gottschalk, der König des Überziehens, zum vermutlich ersten Mal in seiner Karriere eine Sendung viel früher beenden würde als gedacht.

Das Problem ist, dass man dann wirklich neben sich steht und dummes Zeug erzählt
Thomas Gottschalk über die Nebenwirkungen seiner Erkrankung

Günther Jauch gelang es, den richtigen Rahmen zu schaffen, damit Gottschalk die Sehnsucht seines Publikums nach ein paar persönlichen Worten erfüllen konnte. Er sprach über seine Krebserkrankung, auch wenn es ihm, wie er sagte, schwerfiel. Sie sei „sehr selten und sehr gefährlich“. Es gehe ihm aber gut. Ob denn nach den OPs der Krebs besiegt sei? „Man kann nur hoffen“, so die schlichte Antwort des 75-Jährigen. „Ich bin ein positiver Mensch.“ Eine Nebenwirkung der Medikamente sei Brain Fog, der abends schlimmer werde. „Das Problem ist, dass man dann wirklich neben sich steht und dummes Zeug erzählt.“ Allerdings sei ihm das in seiner Karriere ja auch schon früher passiert, da habe es nur niemand gemerkt.

„Was hat sich gelohnt? Was hättest du dir gern erspart?“, wollte Jauch noch von ihm, den er immer als „Glückskind“ erlebt habe, wissen. „Gelohnt hat sich alles, ersparen könnte hätte ich mir gar nichts“, so Gottschalk. Er habe nie Nein gesagt und immer alles für sein Publikum gemacht. Aber er freue sich auf die Rente und wolle sich nun aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Dafür sei es mit 75 Jahren der richtige Zeitpunkt.

Bevor er diesen Schritt dann endgültig gehen konnte, musste er am künstlichen Lagerfeuer noch eine von Mike Krüger auf ihn umgetextete Version von „Mein Gott, Walther“ über sich ergehen lassen. Als dieser sich dabei mehrfach verhaspelte und den Text vergaß, blitzte noch ein letztes Mal Gottschalks Schalk auf: „Mike ist der Nächste, der sich verabschiedet.“ Und dann schritt er die Publikumstribüne zu den Klängen von Status Quos „Rockin all over the World“ herauf, küsste oben seine Frau Karina, winkte im glitzernd-goldenen Konfettiregen und war verschwunden.

Dass die Show danach einfach so weiterging, fühlte sich gleichzeitig falsch und richtig an. Ja, mit seinem Abschied geht eine große Fernsehkarriere zu Ende. Aber die Welt dreht sich eben weiter. „Jetzt müssen wir es alleine schaffen“, sagte Barbara Schöneberger. Und was für sie gilt, gilt nun auch für die Fans von Thomas Gottschalk.