Kölner ProduktionsfirmaBrainpool-Krise lenkt den Blick auf Stefan Raab

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Stefan Raab

Stefan Raab verkauft seine Brainpool-Anteile.

Köln – Es ist mehr als zwei Jahre her, dass Stefan Raab seine TV-Karriere offiziell beendete.  „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit 50 noch Fernsehen mache“, hatte er schon 1998 in einem Interview gesagt. Und er hat Wort gehalten,  seither hat man ihn nicht mehr auf dem Bildschirm gesehen. Das heißt aber nicht, dass der Kölner im TV-Geschäft nicht mehr mitmischte.

Anfang dieses Jahres lief bei Pro Sieben die Show „Das Ding des Jahres“, die Raab erfunden hatte und auch produzierte. Darin stellten Erfinder ihre Produkte vor, der Gewinner, der einen faltbaren Auto-Anhänger entwickelt hatte, gewann einen Werbedeal. Die Quoten der Show, bei der Joko Winterscheidt, Lena Gercke und der Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog in der Jury saßen und die Janina Ullmann moderierte, waren durchwachsen. Ob es eine zweite Staffel geben wird, hat Pro Sieben noch nicht bekanntgegeben.

Raab und die Aura des Erfolgs

Als Raab die Show im vergangenen Juni bei den Screenforce Days in Köln angekündigt hatte, war die Aufregung groß. Das ist immer so, wenn  der TV-Messias im Ruhestand irgendwo auftaucht oder es auch nur die leiseste Neuigkeit gibt. Von so viel Aufmerksamkeit können viele aktive Fernsehschaffende nur träumen. Aber Raab umgibt eben immer noch die Aura des Erfolgs.

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Und Raab spielt gekonnt mit den hohen Erwartungen an ihn. Als er Ende November ankündigte, mit einer Bühnenshow in der Lanxess Arena aufzutreten, inszenierte er sich  kurzerhand als der Auferstandene. In dem Filmchen, das eigens für die Verkündung gedreht worden war, ging er dann konsequenterweise auch gleich ein paar Schritte übers Wasser – um allerdings doch noch abzusaufen.

Kaum Infos zur Zusatzshow

Größenwahn und Selbstironie, zwei von Raabs hervorstechenden Eigenschaften, sind also immer  noch da.  Über den Inhalt der schlicht „Stefan Raab live!“ benannten Veranstaltung erfuhr man bisher nur, dass es Musik seiner ehemaligen Showband, der Heavytones, geben wird, außerdem „Spitzenwitze und spektakuläre Gäste“. Das reichte allerdings schon, um die erste Show gleich mal auszuverkaufen. Mittlerweile gibt es noch zwei Zusatztermine, Karten kosten bis zu 94 Euro.

So geheimnisvoll sich Raab im Zusammenhang mit seiner Show gibt, so zurückhaltend ist er auch sonst mit allem, was außerhalb von öffentlichen Auftritten passiert. Das war schon immer so. Interviews gab und gibt er nur sehr selten, über rote Teppiche lief er höchst ungern, über sein Privatleben ist wenig bekannt.

Raab hält sich auch bei Brainpool-Krise im Hintergrund

Auch die aktuelle Krise bei Brainpool, die er mit dem Verkauf seiner Anteile an das  Medienhaus Banijay auslöste, sieht Raab im Hintergrund. Im Februar wurde bekannt, dass der 51-Jährige seine 12,5 Prozent Unternehmensbeteiligung an die Franzosen veräußert hat. Damit halten diese nun die Mehrheit an dem Unternehmen. Und die wollen sie nutzen, um Jörg Grabosch, Mitgründer von Brainpool, aus der Firma  zu  werfen.

Grabosch wehrte sich gegen diese Schritte, zuletzt mit einer einstweiligen Verfügung. Wie der Machtkampf ausgeht, ist offen. Brainpool will sich zu den Vorgängen nicht äußern.  Auch Grabosch hält sich bedeckt.

Es ist niemand da, der ähnlich erfolgreich ist

Raab hat schon immer sein Ding durchgezogen, ohne Rücksicht darauf, was andere von seinen Plänen halten – und meistens gab ihm der Erfolg recht. So ist es vor und nach ihm niemanden gelungen, ein überzeugendes Konzept für die deutsche Teilnahme am Eurovision Song Contest zu liefern. Zuletzt belegte Deutschland stets hintere Plätze. Raab hingegen war es, der 2010 in der von ihm entwickelten Show „Unser Star für Oslo“ Lena Meyer-Landrut fand, die dann prompt in Norwegen gewann.

Und er drückte auch durch, dass Lena im darauf folgenden Jahr gegen sich selbst in einer Ausscheidungsshow ums beste Lied antrat. Auch wenn das in der ARD, mit der er damals zusammenarbeitete, nicht alle überzeugend fanden.

Raab kann es sich eben  leisten, den eigenen Kopf durchzusetzen und ansonsten zu schweigen. Denn obwohl er sich weitgehend zurückgezogen hat, ist da niemand, der ähnlich erfolgreich ist. Und das weiß er genau.

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