Rede für Russland vor UNRoger Waters' Köln-Konzert sollte sofort abgesagt werden

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Roger Waters, Sänger, Komponist und Mitbegründer der Rockgruppe Pink Floyd, reckt auf einem Konzert in der Crypto.com Arena in Los Angeles die Arme hoch.

Roger Waters will am 9. Mai in Köln auftreten.

Die britische Autorin Polly Samson giftet auf Twitter gegen Roger Waters. Nachdem der Pink-Floyd-Mitgründer auf Einladung Russlands vor dem UN-Sicherheitsrat geredet hat, kann man das nur allzu gut verstehen.

Es war ein gnadenloser Rundumschlag, gewissermaßen das Twitter-Äquivalent eines Schmähgedichts, den Polly Samson Roger Waters an den Kopf warf: „Traurigerweise @rogerwaters“, schrieb die britische Autorin, „sind Sie durch und durch antisemitisch. Außerdem sind Sie ein Putin-Apologet und ein lügender, diebischer, heuchlerischer, steuervermeidender, lippensynchronisierender, frauenfeindlicher, größenwahnsinniger, kranker Neidhammel. Genug von Ihrem Unsinn.“

Man muss dazu sagen, dass Samson die Ehefrau von Waters ehemaligen Bandkollegen David Gilmour ist und als späte Pink-Floyd-Texterin direkte Nachfolgerin des Geschmähten. Ihr Mann pflichtete ihr mit den Worten „Es ist alles wahr“ bei. 

Inzwischen dürfte es allerdings noch sehr viel mehr Menschen geben, die Samsons Ärger teilen können: Am Mittwoch hat Waters auf Einladung von Russland vor dem UN-Sicherheitsrat gesprochen, der auf Wunsch Moskaus die Waffenlieferungen an die Ukraine diskutierte. Der 79-Jährige meldete sich per Video aus der Schweiz, behauptete in seiner ausschweifenden Rede im Namen von rund vier Milliarden Menschen zu sprechen. Und behauptete weiter, die russische Invasion der Ukraine, obwohl illegal, wäre dennoch nicht ohne Provokation der Gegenseite geschehen. Er verdamme die Provokateure auf das Schärfste.

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In einem vor wenigen Tagen erschienenen Interview mit der „Berliner Zeitung“, dem eigentlichen Anlass für Polly Samsons Beschimpfungen, hielt sich Waters deutlich weniger zurück, nannte Joe Biden einen „größeren Gangster“ als Putin, wiederholte Putins hanebüchene Kriegslüge, dass Russland in der Ukraine gegen Nazismus kämpfe und bekräftigte auf Nachfrage seinen Vergleich von Israel mit Nazi-Deutschland: Die Israelis verübten einen Genozid.

Ein Mann, wie eine aus dem Ruder gelaufene Kommentarspalte. Es ist kaum auszuhalten. Ich weiß nichts über Roger Waters Steuerzahlungsmoral, oder ob er mithilfe von Playback-Einspielungen singt. Doch Samsons schlimmste Vorwürfe, er sei ein Antisemit und ein Putin-Apologet, die bestätigt er ja selbst. 

Am 9. Mai soll Roger Waters in der Kölner Lanxess-Arena auftreten

Am 9. Mai soll Roger Waters in der Kölner Lanxess-Arena auftreten. Die örtlichen Veranstalter haben zwar seine Positionen verurteilt, sich bis heute aber Unwillens gezeigt, das Konzert abzusagen, wie es mehrere jüdische Organisationen gefordert hatten. Es gebe keine rechtliche Basis, so die Veranstalter, für eine Auflösung des Vertrags. Schadensersatzforderungen wären die Folge. Bliebe also nur der Boykott durch die Zuschauer.

Doch nach seinen Aussagen in der „Berliner Zeitung“ und seiner UN-Rede im Dienst Russlands sollten die deutschen Veranstalter noch einmal in sich gehen und überlegen, ob sie jemanden wie Waters in Köln oder anderswo in Deutschland wirklich eine Bühne geben wollen. Man lässt sich nicht von einem Kriegsaggressor einladen, um über Frieden zu reden. Der ukrainische Botschafter im Sicherheitsrat hat es am besten formuliert: Der einst so geschätzte Musiker sei nur noch ein Stein in der Mauer der russischen Propaganda, „another brick in the wall“. Jetzt ist es an der Zeit, mit Polly Samson zu fordern: Genug von Ihrem Unsinn, Roger Waters!

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