Viraler Tiktok-Fake könnte Problem werdenFans feiern neuen Drake-Song – doch er stammt von einer KI

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Rapper Drake bei seinem Überraschungsauftritt beim Wireless Festival in London. (zu dpa «Her Loss»: Drake kündigt gemeinsames Album mit 21 Savage an») +++ dpa-Bildfunk +++

Der kanadische Rap-Superstar Drake bei einem Aufritt. Via Tiktok wurde ein Ki-generierter Fake-Drake-Song „Heart on My Sleeve“ veröffentlicht.

„Heart on My Sleeve“ klingt wie Drake, aber ist ein KI-Fake. Der virale Tiktok-Hit befeuert die Frage nach Technik und Urheberrecht in der Kunst.

„I came in with my ex like Selena, to flex“, rappt Drake in dem Tiktok-Video über einen Piano-Beat. Die markante Stimme, die Fans wohl immer wiedererkennen würden, der Stil, die Worte und „Delivery“, also dem Rap-Stil, alles klingt nach einem weiteren Song des erfolgreichen Rappers. Das Problem: Alles ist fake. Der Tiktok-User „Ghostwriter977“ hat mithilfe einer künstlichen Intelligenz (KI) den Song im Drake-Stil generiert – die Song-Kopie ist mittlerweile selbst ein viraler Hit.

Der Song im Drake-Stil, in dem auch der Stil von Musiker The Weekend kopiert wurde, kursiert seit drei Tagen im sozialen Netzwerk Tiktok und wurde schon millionenfach angehört und geteilt. Sogar beim Musikstreaming-Dienst Spotify soll er zwischenzeitlich zu hören gewesen sein.

Wer hinter dem Account des Ghostwriters steckt, ist bislang unklar. Fest steht aber, dass der KI-generierte Song „Heart on My Sleeve“ eine neue Debatte über Kunst und Urheberrecht losgetreten hat. Der Fall deutet an, wie KIs die Musik-Branche auf den Kopf stellen könnten. Das sieht wohl auch „Ghostwriter977“ so, er schrieb: „I’m just getting started“ – ich fange gerade erst an.

Drake und The Weekend: KI-Fake-Song zeigt Urheber-Dilemma der Musikbranche

Für die Musikindustrie könnten die KIs zum echten Problem werden, denn die Frage, die im Raum steht, ist: Wer hat das Urheberrecht? Liegt es bei Drake, der ganz offensichtlich als Vorlage für den viralen Tiktok-Hit gedient hat? Oder liegt es bei „Ghostwriter977“, der die künstliche Intelligenz mit den Drake-Eingaben und Informationen, sogenannten „Prompts“, gefüttert hat? Oder liegt das Urheberrecht des Songs vielleicht sogar bei der Betreiberfirma der KI?

Laut dem IT- und Tech-Magazin „Golem“ ist es für Drake offenbar nicht der erste Fall einer Kopie. Der mehrfach mit Platin und Gold ausgezeichnete Rapper soll sich mehrfach über die Fakes auch öffentlich beschwert haben. Das Magazin zitiert außerdem Young Guru, den Produzenten von Jay-Z, der die KI als „Geist, der aus der Flasche gelassen wurde“ bezeichnete.

Das Magazin „Variety“ berichtet, dass auf mehreren Streaming-Plattformen der KI-Song „Heart on My Sleeve“ verschwunden sei. Drakes Plattenfirma Universal wollte sich dazu aber bislang offenbar nicht äußern. Es wird vermutet, dass möglicherweise rechtliche Schritte eingeleitet wurden. „Ghostwriter977“ scheint das bislang offenbar egal zu sein, er teilt via Tiktok den Song mehrfach weiter, User könnten ihn für eine Kopie einfach anschreiben, notierte er auf seinem Profil.

Neben der Diskussion in der Musikbranche, wie Künstlerinnen und Künstler vor solchen Fakes geschützt werden könnten, wird auch auf vielen anderen Ebenen über Regeln für Künstliche Intelligenz diskutiert. Zuletzt forderten unter anderem Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Google-Chef Sundar Pichai rechtliche Leitplanken für die sich rasant entwickelnden Systeme.

Ghostwriter977: Fake-Drake-Song „Heart on My Sleeve“ findet viele Fans – alles nur ein PR-Coup?

Verfolgt man die Kommentare unter den kurzen Tiktok-Clips wird schnell klar, dass der Song bereits viele Fans gefunden hat. Dass es sich dabei nur um ein Lied im Stile von Drake handelt und nicht um einen echten Song des Künstlers, blenden viele offenbar aus. Vielleicht auch, weil die Kopie so täuschend echt ist.

Unter den Fans, aber auch unter den Kritikern wird gemutmaßt, wer hinter dem Song stecken könnte. Folgt man dem Profil von „Ghostwriter977“ gelangt man auf eine Homepage des Softwareunternehmens Laylo, was Tools etwa für Influencerinnen und Influencer anbietet.

Der IT-Experte Mitchell Cohen thematisierte bereits am Sonntag den KI-Fake „Heart on My Sleeve“ in einem Tweet. Er machte deutlich: Hierbei handelt es sich um einen Marketing-Coup des Software-Unternehmens Laylo. Das Start-up kommentierte den Tweet nur mit einem Geister-Emoji – möglicherweise ein Hinweis auf „Ghostwriter977“? Die Identität des Ghostwriters wird wohl zunächst ungeklärt bleiben, sollte es nicht zur Klage wegen mutmaßlichen Urheberrechts kommen. Der Fall gibt aber einen Ausblick, welche neuen Debatten im Zuge des KI-Aufstiegs noch zu führen sind.

Der Rapper Drake, bürgerlich Aubrey Drake Graham, gilt als einer der erfolgreichsten Künstler der 2010er- und 2020er-Jahre. Drakes Alben holten mehrfach Platin und Gold, er soll mehr als 500 Millionen Tonträger verkauft haben. Allein auf Spotify hören ihn mehr als 70 Millionen Menschen monatlich. (mab)

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