Perfekte Kulisse für einen MordRandi Fuglehaug über ihren Norwegen-Krimi „Todesfall“

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Der Vangsvatnet-Sees in Norwegen, Schauplatz von „Todesfall“.

Langsam gewinnt der Zug an Höhe, an den Berghängen kleben schmutzig-weiße Schneebatzen. Die Bahnstationen, an denen wir halten, sehen aus wie aus der Zeit gefallen. Heute Morgen sind wir an Gleis vier im Bahnhof Oslo Sentralstasjon Richtung Bergen gestartet, Randi Fuglehaug und ich. Voss am Vangsvatnet-See ist unser Ziel, Norwegens Hotspot für Extremsportarten.

Dort wurde Randi Fuglehaug 1980 geboren. Und eben dort findet jedes Jahr im Sommer das größte Extremsportfestival der Welt statt, das in „Todesfall“, dem ersten Kriminalroman der norwegischen Journalistin und Buchautorin, eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Der „Todesfall“ im Roman kommt durch Sabotage beim Fallschirmsprung

Eine junge Fallschirmspringerin stürzt bei der Eröffnungsveranstaltung des Festivals aus mehreren hundert Metern in den Tod: Die Aufhängung ihres Fallschirms war durchtrennt worden – ein heimtückischer Mord also, den die etwas verpeilte Lokaljournalistin Agnes Tveit gegen den Widerstand ihres Chefredakteurs aufzuklären versucht.

Zum Buch

Randi Fuglehaug: „Todesfall“, dt. von Christel Hildebrandt, Fischer, 400 Seiten, 15 Euro. E-Book 12,99 Euro.

Als Agnes beginnt, Nachforschungen über die Vergangenheit des Mordopfers und dessen Freundinnen und Sportkolleginnen anzustellen, weckt sie vor Ort so manchen schlafenden Hund. Und bringt sich, wie sich das für einen Hobbyermittlerin gehört, schließlich selber in Gefahr.

Autorin Randi Fuglehaug hat nur wenig mit ihrer Hauptfigur gemeinsam

Voss sei der ideale Ort für einen Krimi, sagt Randi Fuglehaug, die heute in Oslo lebt. 15.000 Einwohner groß, ein paar Straßenzeilen mit Boutiquen, Supermärkten und Sportläden. Mittendrin die Vangst-Kirche. „Jeder kennt jeden. Dann dieses Festival, das die perfekte Kulisse für einen Mord abgibt. Viele Menschen leben ein bisschen on the edge, an der Kante.“

Von Hause aus ist Randi Fuglehaug Journalistin wie ihre Protagonistin Agnes und hat für das „Dagbladet“, eine in Oslo erscheinende Tageszeitung, gearbeitet. Damit, sagt sie, endeten auch schon die Parallelen mit ihrer Hauptfigur. „Außer, dass wir beide gern geschmolzenen Käse essen.“ Sie habe schon immer Bücher schreiben wollen, erzählt sagt Randi Fuglehaug. Zeitungmachen sei zwar der schönste Job der Welt, aber auf Dauer nicht der ihre.

Buchserie „Royal Teen“ bald auch bei Netflix

Nach dem Ausstieg aus dem Journalismus folgten ein paar Sachbücher „über dies und das“, schließlich ein erstes Kinderbuch: „Wie man Premierminister wird und 99 andere Dinge, die Du tun kannst, wenn Du erwachsen bist“.

Zusammen mit Kollegin und Freundin Anne Gunn Halvorsen startete sie 2020 „Royal Teen“, eine erfolgreiche Buchserie für junge Erwachsene, deren erster Teil gerade für Netflix verfilmt wird. „Ich habe nie geplant, eine Vollzeit-Autorin zu werden. Aber ich liebe es, mein eigenes Ding zu machen. Kreativ zu sein, Figuren zu entwerfen, statt mich in festgefügte Strukturen einzuordnen.“

Rückkehr von Agnes Tveit im Krimi „Todesschlag“

Und nun also der erste, spannende Krimi, der sich bestens verkauft und bereits in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Mittlerweile ist ein zweiter Band in Skandinavien auf dem Markt: „Todesschlag“ erscheint am 23. April 2023 auch in deutscher Übersetzung. Eine dritte Agnes-Tveit-Folge ist in Arbeit. Selbstverständlich spielen auch diese Bände in Voss.

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Anfangs habe sie ein bisschen Angst vor der Reaktion der Menschen vor Ort gehabt, gibt Randi Fuglehaug zu. „Schließlich ist es ein Krimi, und da muss es auch ein paar Bösewichte geben.“ Doch sie habe viel Zuspruch von den Vosserinnen und Vossern erhalten. „Alle mögen meine Bücher.“

Sie selbst sehe ihre Heimatstat inzwischen mit ganz anderen Augen als früher. „Ich wollte die Atmosphäre einfangen und habe daher viel recherchiert und mit Freunden gesprochen, damit die Details stimmen.“ Eine solch intensive Beschäftigung mit einem Ort verändere die Sicht auf die Dinge. „Selbst wenn man ihn von Kindesbeinen an kennt.“

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