WDR Jazzpreis 2024So nutzt die Gewinnerin das Preisgeld

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CARIS HERMES 11.10.2023 
WDR Jazzpreiträgerin 2024 
©WDR/Lutz Voigtländer

Die WDR Jazzpreisträgerin 2024 Caris Hermes

Die Kontrabassistin Caris Hermes wurde mit dem WDR Jazzpreis 2024 ausgezeichnet.

Vor vier Jahren stoppte Corona das kulturelle Leben, Ausstellungen, Konzerte und Kino fanden nicht mehr statt. Auf der Suche nach Auswegen feierte kurzzeitig das womöglich Corona-kompatibelste Format überhaupt Erfolge: das 1:1-Konzert. Auch Caris Hermes hatte sich dafür beworben, und wer Glück hatte, saß ihr auf zwei Meter Abstand gegenüber, schweigend, lediglich mit Blicken kommunizierend, gespannt auf das Kommende: zehn Minuten, in denen die Musikerin ihren Kontrabass für einen einzigen Zuhörenden erklingen ließ. In dieser „kurzen Ewigkeit“ spielte Caris Hermes intuitiv, reaktiv, spontan improvisierend, und man lauschte ihren sonoren Klängen mit allen Sinnen. Ein bei aller Distanz verbindendes Erlebnis.

Caris Hermes gewinnt den WDR Jazzpreis 2024

Seitdem ist viel geschehen, auch mit Caris Hermes. Man konnte die junge Kölner Bassistin mit der Leidenschaft für groovenden Straight Ahead und stimmungsgeladenen Modern Jazz wieder live vor größerem Publikum erleben, in unterschiedlichen Ensembles wie den Young Lions oder in Formationen des Saxofonisten Paul Heller. Zudem veröffentlichte sie ihr erstes Album unter eigenem Namen, reich an Stimmungen, feinen Nuancen und melodischen Capricen. Ihr Trio mit Billy Test und Niklas Walter ergänzte sie um illustre Gäste wie Martin Sasse, Andy Haderer und Paul Heller, wobei sie sich nicht nur als perfekte Team-Playerin erwies: Caris Hermes beeindruckte ebenso als Komponistin betörend schöner Balladen sowie als Solistin – allein, wie ihr Kontrabass das einprägsame Thema von Stevie Wonders Klassiker „As“ förmlich singend vorträgt, ist ein Hochgenuss.

Nun kommt etwas wahrlich Großes hinzu: Caris Hermes wird mit dem WDR Jazzpreis 2024 ausgezeichnet und konzertiert auf einer kleinen Tournee mit der WDR Big Band. „Ich habe mir immer schon gewünscht, dass meine Stücke irgendwann einmal im Big-Band-Format gespielt werden“, sagt sie, „und dass dies jetzt dank dieser Auszeichnung geschieht, ist total schön.“ Die Jury lobt ihre stilistische Unvoreingenommenheit, ihre rhythmische Beweglichkeit sowie ihre Freude am Zusammenspiel, und tatsächlich liebt Caris Hermes ihre Rolle als Sidewoman: „Ich bin mit Herz und Seele Bassistin und muss nicht bei jedem Song Thema und Solo spielen. Dass ich die Tiefe meiner Bassposition nun in eine Big Band einfügen kann, ist eine sehr coole Kombination.“

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Die Kontrabassistin spielt nicht zum ersten Mal mit der WDR Big Band

Zwar spielt Caris Hermes nicht zum ersten Mal mit der WDR Big Band, diesmal aber ist es etwas Besonderes. Fünf ihrer eigenen Stücke wurden von Big-Band-Leiter Steffen Schorn fürs große Orchester arrangiert, darunter mit „Abeyance“ und „Twelve For J.“ zwei Balladen. Hermes: „Letzteres ist mein großes Feature, da spiele ich das Thema und habe ein ausgiebiges Solo. Ansonsten hat Steffen Schorn das, was ich geschrieben habe, sehr behutsam und respektvoll erweitert. Natürlich bringt er seine eigene, unverwechselbare Handschrift ein, hat aber doch viele meiner Ideen beibehalten. So kann man meine Stücke komplett hören, nun aber kommen diese wunderbaren Bläsersätze hinzu.“

Zum Jubiläumskonzert gehören auch zwei Stücke in Sextett-Besetzung sowie als Special Guest die Sängerin Maika Küster, die ansonsten mit der atmosphärischen Strahlkraft ihrer Stimme den Sound der Kölner Band „Der weise Panda“ prägt. Mit Caris Hermes spielt sie zudem im atmosphärisch-hintergründig agierenden Jazz-Pop-Song-Ensemble „Wir hatten was mit Björn“. Hermes: „Maika ist eine langjährige Weggefährtin und eine sehr enge Freundin. Mit ihr habe ich in den letzten Jahren am längsten gespielt, sie wird dem Konzert eine ganz eigene Klangfärbung verleihen. So fügt sich alles ganz wunderbar zusammen.“

Das Preisgeld nutzt die Siegerin für ein neues Instrument

Mag Caris Hermes auch noch so sehr für Modern Jazz und Straight Ahead brennen: Ohne ihre Neugierde und ihre Offenheit für weitere stilistische Spielarten wäre sie als Musikerin wohl kaum so komplett. Und wer sich an der Seite von Denis Gäbel, Johan Hörlen, Norbert Scholly und Silvio Morger in einem erinnerungswürdigen Konzert so selbstbewusst, stilsicher und energetisch vor Bass-Legende Charles Mingus verbeugt wie Caris Hermes, dessen Klang- und Stilreise ist längst noch nicht beendet.

Zusätzlich ist der WDR Jazzpreis mit einem Preisgeld dotiert, für das Caris Hermes bereits eine gute Verwendung gefunden hat: „Ich habe mich über die Auszeichnung extrem gefreut und das Geld gleich in ein neues Instrument investiert, einen Kontrabass, den ich schon seit acht Jahren haben wollte. Nun konnte ich ihn mir nach meinem heutigen Wissensstand und Anspruch aussuchen, was ganz anders war als vor 15 Jahren.“ Damals ließ sich als Jungstudentin an der Folkwang Universität der Künste von John Goldsby, dem Bassisten der WDR Big Band, in die hohe Kunst des Kontrabassspiels im Jazz einführen. Nun würde man nur zu gerne den neuen Bass genießen, am liebsten wieder in einem 1:1-Konzert.

Zur Veranstaltung und CD

Caris Hermes & WDR Big Band: 14.3., Pantheon Bonn, WDR Jazzpreis Verleihung mit Moderator Götz Alsmann. Weitere Konzerte in Wuppertal (15.3.), Düren (16.3.) und Duisburg (17.3.). Das Kulturradio WDR 3 überträgt das Preisträger-Konzert live.

CD: „Caris Hermes“, JazzJazz Records JJ51023

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