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Filmemacher auf „Staatsfeind“-ListeKreml will es nutzen, Ukraine sieht „Schande“ – Wirbel um Moskau-Reise von Woody Allen

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Woody Allen, Regisseur aus den USA.

Woody Allen, Regisseur aus den USA.

Der bekannte Filmemacher besucht ein Filmfestival in Moskau – zur Freude des Kreml. Die Kritik aus der Ukraine weist Woody Allen zurück.

Die Ukraine hat Woody Allen für seine Teilnahme an einem von der russischen Regierung unterstützten Filmfestival scharf kritisiert. Dabei bezeichnete das ukrainische Außenministerium Allens Teilnahme als „eine Schande und eine Beleidigung“ für die ukrainischen Schauspieler und Filmemacher, die durch russische Kriegsverbrechen betroffen sind. Kultur solle nicht für politische Propaganda genutzt werden, so das Außenministerium auf Facebook.

Woody Allen trat per Videokonferenz bei der Moskauer Internationalen Filmwoche auf und äußerte dort die Möglichkeit, einen Film in Russland zu drehen, falls sich die Gelegenheit ergeben würde. Das Festival wurde von der Stadtverwaltung von Moskau unterstützt und erhielt Unterstützung von staatlichen russischen Medienunternehmen.

Woody Allen: Skandale überschatten seine Karriere

Der 89-jährige Filmemacher ist bekannt für romantische Komödien wie „Der Stadtneurotiker“ (1977), „Manhattan“ (1979) und „Vicky Cristina Barcelona“ (2008). Dennoch überschatten Skandale sein Werk. In der Vergangenheit gab es Ermittlungen gegen Allen aufgrund von sexuellen Missbrauchsvorwürfen, die jedoch eingestellt wurden. Trotzdem gilt Allen in einem Großteil der US-Filmindustrie als unerwünschte Person.

Mit seiner Russland-Reise sorgt Allen nun erneut für Wirbel. Russische Medien wie Zeitung „Lenta“ zitierten den Filmemacher mit lobenden Worten für Russland. „Als ich in St. Petersburg war, war es fantastisch. Wir waren im Ballett, es war gut, es war lebendig, die Leute hatten Spaß. Es war eine tolle Erfahrung“, berichtete Allen demnach.

Woody Allen schwärmt von Russland und reagiert auf Kritik

Der Regisseur habe außerdem erklärt, dass er einige Tage in St. Petersburg verbracht habe und anschließend nach Moskau gereist sei. In der russischen Hauptstadt habe sich der Filmemacher in mehreren Museen „amüsiert“, berichtete „Lenta“ weiter und zitierte Allen: „Ich habe nur positive Eindrücke von Moskau und St. Petersburg.“

Der Filmemacher reagierte schließlich auf die harte Kritik aus der Ukraine. „Was den Konflikt in der Ukraine betrifft, bin ich der festen Überzeugung, dass Wladimir Putin völlig falsch liegt“, sagte Allen im Gespräch mit der britischen Zeitung „The Guardian“.

Ukrainisches Theater streicht Woody-Allen-Musical

Der Krieg, den Putin entfesselt habe, sei schrecklich, führte der 89-Jährige aus. „Doch was auch immer die Politiker tun, ich glaube nicht, dass es hilfreich ist, die kreative Debatte zu unterbinden“, begründete der Regisseur, dass er trotz des Krieges nach Russland gereist ist.

In der Ukraine konnte das jedoch niemand mehr milde stimmen. Das Nationaltheater in der Großstadt Lwiw sagte die Vorführung von Allen Musical „Bullets Over Broadway“ kurzerhand ab. „Am 28. und 29. August wird das Musical ersetzt“, teilte das Theater bei Facebook mit. Die ukrainische Webseite Myrotvorets nahm Allen außerdem in ihre öffentliche Liste ukrainischer Staatsfeinde auf. 

Kreml versucht Besuch von Woody Allen für eigene Zwecke zu nutzen

Im Kreml wusste man den Besuch des Amerikaners und seine Worte der Verteidigung unterdessen für die eigenen Zwecke zu nutzen. „Der Versuch, Woody Allen wegen eines Videoanrufs bei der Moskauer Internationalen Filmwoche zu boykottieren, verfehlt das Wesentliche: Russland ist nicht isoliert, und Kunst sollte Brücken bauen, statt sie zu zerstören“, schrieb der russische Sonderbeauftragte für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Ausland, Kirill Dmitrijew auf der Plattform X.

Dazu veröffentlichte Dmitrijew ein Foto von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin beim jüngsten Zusammentreffen in Alaska. (das/dpa)