Leserbriefe zu Leopard-Lieferungen:„Panzer schaffen keinen Frieden“

Lesezeit 9 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz begründet im Bundestag gestikulierend seine Entscheidung, Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern. Im Hintergrund links Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Bundeskanzler Olaf Scholz begründet im Bundestag seine Entscheidung, Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern. Im Hintergrund Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Panzerlieferungen an die Ukraine finden Zustimmung bei Lesern. Gleichzeitig fordern sie die Wiederaufnahme von Verhandlungen.

Berlin liefert nun doch den Leopard – Deutschland gibt dem Druck nach: Schwere Kampfpanzer für die Ukraine (25.1.)

„Abwägende Haltung der Bundesregierung ist richtig“

Es ist richtig, dass an die Ukraine die Waffensysteme geliefert werden, die sie in die Lage versetzen, sich gegen die fürchterlichen russischen Luftangriffe zu verteidigen und ihr Territorium zurückzugewinnen. Wenn Kampfpanzer dazu unerlässlich sind, ist es richtig, sie zu liefern. Genauso richtig ist es, nicht über jedes hingehaltene Stöckchen zu springen und schon gar nicht, Entscheidungen aus der Tiefe des Gemüts zu treffen, so sehr uns das Leiden des ukrainischen Volkes ans Herz geht.

Die abwägende, von vielen als zögerlich empfundene Haltung der Bundesregierung ist richtig. Sie bewahrt uns davor, unüberlegt und unabgestimmt zu entscheiden. Davon profitiert die Ukraine am Ende sogar, wie jetzt offensichtlich die Bereitschaft der USA zeigt, Abrams-Panzer zu liefern. H. Werner Kammann Köln

Alles zum Thema Olaf Scholz

Wiederaufnahme von Verhandlungen statt Panzerlieferungen

Herrn Mützenich ist zuzustimmen, wenn er Frau Strack-Zimmermann und anderen deutschen Politikern vorwirft, uns in eine militärische Auseinandersetzung hineinzureden. Wir – Deutsche und Europäer – sollten uns weigern, uns noch tiefer in diesen Krieg verwickeln zu lassen. Weitere Waffenlieferungen, dabei Angriffswaffen wie die geforderten Kampfpanzer, verlängern das Leiden und Sterben von Soldaten und Zivilisten sinnlos, wie dies renommierte Militärexperten, etwa der Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, der US-Generalstabschef, Mark A. Milley, oder der langjährige Militärberater Merkels, Ex-Brigade-General Erich Vad, inzwischen lautstark mahnen.

Stattdessen, so fordern sie, wie auch international eine zunehmende Anzahl von Politikern, Militärexperten und anderen Personen des öffentlichen Lebens dies tun, sollten die im März 2022 abgebrochenen Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Hier kommt Deutschland und Europa die neue, aber überlebenswichtige Rolle zu, die USA – mit Russland Hauptakteur des Krieges – endlich zu diesem Schritt zu drängen. Denn – so konstatiert Günter Verheugen, langjähriger Brüsseler Kommissar – die EU lasse sich von der Nato und den Amerikanern treiben; es sei aber nicht in unserem Interesse, „ein Vasall zu sein“.

Verhandlungen sind alternativlos, wenn wir eine noch schlimmere Katastrophe für Europa und die Welt verhindern wollen. Entwürfe und Vorschläge für die Rückkehr zum Frieden und für den Aufbau einer Sicherheitsarchitektur für Europa und Russland liegen vor. Julia Lang Neunkirchen-Seelscheid

„Politik nicht auf Schrei nach Waffen reduzieren“

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist ohne jede Einschränkung zu verurteilen. Es ist richtig, der Ukraine in dieser schlimmen Situation zu helfen und sie bei der Wahrung ihrer Staatlichkeit zu unterstützen. Hieran hat Herr Mützenich meines Wissens nie den geringsten Zweifel aufkommen lassen. Wenn er nun, weil er sich auch für diplomatische Lösungen zur Beendigung des Krieges einsetzt und der ukrainischen Regierung nicht gleich jeden Wunsch eilfertig erfüllen möchte, von Frau Strack-Zimmermann als „Sinnbild aller zentralen Verfehlungen deutscher Außenpolitik“ bezeichnet wird, ist das eine bodenlose Unverschämtheit.

Ich bin froh, dass es Politiker wie Mützenich gibt, die besonnen bleiben und neben den berechtigten Interessen der Ukraine auch im Auge behalten, dass der Konflikt nicht in einen dritten Weltkrieg ausartet. Politik auf ein ständiges Geschrei nach immer mehr Waffen zu reduzieren, ist verantwortungslos.  Uwe Hass Köln

Panzerlieferungen: Unbehagen bleibt

Zu Waffenlieferungen an die Ukraine kann man nicht bedenkenlos und Hurra schreiend ja sagen. In der besonderen gegenwärtigen Situation sind sie aber das kleinere und notwendige Übel, verantwortungsethisch wohl geboten. Gewiss, trotz aller sorgfältig abzuwägenden Aspekte stehen immer Unwägbarkeiten im Raum, ist risikolose Sicherheit, „das Richtige“ zu tun, leider nicht gewährleistet. Fällt uns Deutschen vielleicht besonders schwer. Es bleibt ein mehr oder minder großes Unbehagen.

Nur, was hilft es? Handelnd werden wir schuldig, doch nicht handelnd vermutlich noch mehr! Ungeachtet dessen wird eine Kriegswende in der Ukraine mit ein, zwei Bataillonen Schützenpanzern Marder und Kampfpanzern Leopard 2, die im verbundenen Kampf sicher effektiv sind, nicht zu erreichen sein. Und bis diese einsatzfähig vor Ort sein werden, wird es im Übrigen aufgrund notwendiger Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten, Schulungen sowie Aufbau einer Logistikkette noch Monate dauern. Roland Schweizer Leverkusen

Vorwurf der Zögerlichkeit gegen Kanzler Scholz nicht gerechtfertigt

Worum geht es bei der Frage, ob der Kampfpanzer Leopard 2, der in Deutschland produziert wurde und wird, in die Ukraine geliefert wird? Es geht darum, mit einer solchen Lieferung zu erreichen, dass Russland seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine beenden muss. Erforderlich sind hervorragende Kenntnisse der Kriegsführung. Verstanden habe ich durch die unterschiedlichsten Beiträge in seriösen Medien, dass dieser Kampfpanzer ein hoch kompliziertes Waffensystem ist, das nur mit entsprechender Ausbildung beherrscht werden kann.

Verstanden habe ich außerdem, dass die Ukraine in der aktuellen Kriegssituation eine Zahl von etwa 300 Kampfpanzern „Leopard 2“ benötigt, um dem Angreifer zielführend begegnen zu können. Verstanden habe ich ferner, dass eine geradezu unvorstellbar große Menge von Munition erforderlich ist, die täglichen Nachschub verlangt, der aus diversen Ländern in die Ukraine geliefert werden muss.

Darüber kann niemand, der in einem demokratisch verfassten Rechtsstaat in politischer Verantwortung steht, mir nichts, dir nichts hinweggehen. Ich bin empört, wie schnell und leichtfertig so viele Journalisten und Journalistinnen ihre vormalige gravierende Kritik, was die Waffenproduktion in Deutschland betrifft, über Bord geworfen haben. Ingrid Sternberg Köln

Waffenlieferungen führen nicht zu humanitärer Lösung

Die leichtfertige Aussage Katarina Barleys, „nichts käme Putin gelegener als eine Feuerpause“ und sei daher nicht sinnvoll, bedeutet letztendlich, dass Tausende tote und verkrüppelte Menschen und die weitere Zerstörung des Landes in Kauf genommen werden müssen, um eines militärischen und letztlich imperialen Zieles willen. Ist das humanitär? Sind das die Werte, die in der Ukraine verteidigt werden? Ulla Hoffmann Köln

In einem Nadelwald bewegt sich ein zum Teil mit Moosen getarnter Panzer des Typs Leopard 2 zwischen Baumstämmen hindurch. Zwei bewaffnete Soldaten ragen aus den Panzereinstiegsöffnungen heraus.

Ein Leopard-2-Panzer während einer internationalen Militärübung in einem Truppenübungsgebiet

„Panzer-Lieferung ist ein Spiel mit dem Feuer“

Es ist richtig, der Ukraine jedwede Unterstützung für die Abwehr des ihr durch die Russen aufgezwungenen Krieges zu gewähren. Dennoch ist die Lieferung von Kampfpanzern durch die westlichen Nato-Partner ein Spiel mit dem Feuer. Jedem Verantwortlichen ist bewusst, dass der Krieg für Russland und die Ukraine nur Verlierer hinterlässt.

Nur mit der Bereitschaft beider Staaten, sich an einen Tisch zu setzen und auf dem Verhandlungsweg ein Ende zu erreichen, kann verhindert werden, jeden Tag Tod und Verderben für beide Völker zu vergrößern. Alle Staaten, vorab die Nato, sollen alles Mögliche unternehmen, um die Gespräche wieder in Gang zu bringen und damit Tausende Menschenleben zu retten.  Karl-Heinz Welteroth Köln

Waffenlieferungen: „Zögern ist eine Stärke“

Man kann sich nur wundern über Äußerungen unserer Oppositions-Parteien! Bundeskanzler Olaf Scholz wägt ab und überlegt sorgsam, welche Entscheidungen zu treffen sind, beugt sich keinem Druck, denn er weiß, dass „Druck“ ein ganz schlechter Ratgeber ist. Das Zögern ist eine Stärke und dafür sollten wir dankbar sein. Günter Trützschler Köln

Waffenlieferungen für die Ukraine garantieren keine einfache Lösung

All diejenigen, die Leopard-Panzer für die Ukraine fordern, haben sich nicht mit zwei wesentlichen Aspekten der zurückliegenden Weltkriegsgeschichte auseinandergesetzt. Zum einen empfehle ich die Lektüre von Christopher Clarks „Die Schlafwandler“, der die Stimmungslage auch in Deutschland vor Eintritt in den Ersten Weltkrieg beschreibt. Dem Leser werden mit Erschrecken die Parallelen zu heute bewusst.

Damals wiegten sich auch alle in Sicherheit und es erschien klar und eindeutig, dass mit militärischer Überlegenheit die „ganze Sache“ nach ein paar Monaten erledigt sein würde. Es gab kaum die geringsten Zweifel. Woher auch? Zum anderen blicke ich auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. Dort wurde der eigentliche Schlusspunkt in Hiroshima gesetzt. Für die heutige Situation nicht denkbar? Wirklich nicht?

Wir Friedensbewegte der „Anti-Pershing-Generation“ hatten solche Szenarien schon Anfang der 1980er mehrfach gedanklich durchgespielt und sehen uns heute „Kriegsstrategen“ aus allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen gegenüber, für die einfache und greifbare Lösungen mal wieder auf der Hand liegen.

Noch eine Randbemerkung: Die Massendemonstrationen damals in Bonn gaben Michail Gorbatschow übrigens nach eigenen Aussagen einen entscheidenden Anstoß, sich dem Westen zu öffnen – die Geburtsstunde einer relativ freien Ukraine. Dieter Richter Bergisch Gladbach

Waffenforderungen der Ukraine werden kein Ende haben

Die andauernden Forderungen von Wolodymyr Selenskyj und seinem Anhang sind schon seit langem unverschämt. Selber anstrengen und nicht von anderen verlangen, dass diese die Kastanien aus dem Feuer holen und damit deren Wirtschaft noch teilweise ruinieren. Wir geben und geben, jetzt hat sich der Kanzler sogar überreden lassen und liefert Panzer.

Die Ausbildung der Panzerfahrer funktioniert nicht von heute auf morgen. Denn wenig qualifiziertes Personal kann die technischen Möglichkeiten des Leopard 2 wohl wenig nutzen. Umstieg von Lada auf Maybach dauert eben seine Zeit. Kampfjets will er auch noch haben. Wahrscheinlich sollen Nato-Piloten diese fliegen, denn bis die Ukrainer darin ausgebildet sind, ist der Krieg hoffentlich für uns zu einem guten Ende gekommen. Egal, wer gewonnen hat.  Herbert Becker Köln

Militärische Eskalation ist keine Lösung

Leopard-Lieferungen an die Ukraine. Und wie soll es jetzt weiter gehen? Das ist eine ernsthafte Frage! Wird wirklich erwartet, dass Putin sagt: „Ihr seid stärker. Ich ziehe mich zurück“ ? Und wenn nicht? Soll Putin bestimmen, in welcher Art der Krieg fortgeführt wird? Lediglich auf eine eskalierende militärische Lösung zu setzen, erscheint mir keine gute Idee, siehe Irak, Afghanistan, Libyen. Ich erwarte, dass die westlichen Entscheidungsträger ihr Handeln vom Ende her betrachten, statt in plumpes Reagieren zu verfallen. Wolfgang Steinhauer-Weingardt Köln

Panzerlieferungen: Ende der Diskussion über „zögerlichen“ Kanzler

Ich hoffe, die endlosen Diskussionen über den „zögerlichen“ Kanzler haben nun ein Ende. Die diesbezüglichen Tiraden der Opposition, aber auch der verhinderten Minister Strack-Zimmermann und Hofreiter laufen jetzt ins Leere. Nicht nur, dass der Kanzler noch einmal überzeugend dargelegt hat, warum diese Entscheidung trotz persönlichen und medialen Druck so lange gedauert hat, erreichte er in den vergangenen Wochen zwei wesentliche Dinge:

Den chinesischen Präsidenten hat er dazu gebracht, einen atomaren Krieg als nicht führbar zu bezeichnen und den amerikanischen Präsidenten überzeugt, nun auch amerikanische Abrams-Panzer zu liefern. Die  „Haudraufs“ dieser Welt werden die zugrundeliegenden Überlegungen des Kanzlers nicht verstehen, der Großteil der deutschen Bevölkerung wird es ihm jedoch danken!  Wilfried Merg Leverkusen

„Panzer schaffen keinen Frieden“

Es ist die eindeutige Absicht des ukrainischen Präsidenten, Deutschland und damit die Nato in den Krieg gegen Russland einzubeziehen. Seine letzten Aussagen, dass er für die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern aus Deutschland kämpfen wird, beweist und untermauert dies. Deutsche Politiker wie Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Außenministerin Baerbock und Anton Hofreiter (Grüne) unterstützen diese Bestrebungen auch noch vehement. Einen Grundsatz muss man berücksichtigen: Panzer schaffen keinen Frieden, sie kosten Menschenleben auf beiden Seiten.  Hartmut Barthel Neunkirchen

Panzerlieferungen: Furcht vor Eskalation des Ukraine-Kriegs

Ich halte es für im höchsten Maße gefährlich und manipulativ, in der derzeitigen Situation nach Panzern zu rufen, wie es die Scharfmacher aller großen Parteien derzeit tun. Wahlweise geschieht dies mit dem Verweis auf das Ansehen Deutschlands in der Welt oder mit der Forderung, Deutschland müsse dem „imperialistischen Streben Putins“ Einhalt gebieten und der Ukraine dabei helfen, „unsere Werte“ gegen Russland zu verteidigen. Dies sind für mich anschauliche Beispiele zeitgenössischer Propaganda.

Eine Eskalation dieses Krieges, dessen Entstehung sich die Nato unter Führung der Amerikaner selbst ankreiden lassen muss, liegt definitiv nicht im deutschen Interesse! Diejenigen deutschen Politiker, die uns Schritt für Schritt weiter in diesen Stellvertreterkrieg gegen Russland treiben wollen, haben sicherlich nicht die Interessen Deutschlands im Blick. Sie verletzen in eklatanter Weise ihren Amtseid und unterstützen lediglich vorbehaltlos die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen der amerikanischen Eliten. Wolfgang Ley Köln

Gefährliche weitere Waffenforderungen 

Ich war angetan von der Zögerlichkeit von Olaf Scholz, Kampfpanzer zu liefern. Ich hatte, wie viele Kritiker auch, Sorge, was danach kommt. Und jetzt bekomme ich wirklich Angst. Jetzt kommen die Forderungen nach Kampfjets und, ganz schlimm, nach Bodentruppen. Ich hoffe wirklich, dass eine Frau Strack-Zimmermann und ein Herr Hofreiter und dazu noch die CDU begreifen, wie gefährlich diese Forderungen sind und einfach mal den Mund halten. Constanze Hilt Köln

KStA abonnieren