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Leserbriefe zu SolardächernInvestition in die Zukunft

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Montage von Solarmodulen auf dem Dach eines Wohnhauses 

Der Weg zum So­lar­dach – Trotz Handwerker- und Rohstoffmangel sind Photovoltaikanlagen für Immobilienbesitzer machbar (3.6.)

Mit möglichst vielen großen Solarflächen zur Energiewende beitragen

Wer in eine Photovoltaik-Anlage (PV) investiert, investiert langfristig, denn die Lebensdauer einer Anlage beträgt mindestens 20 Jahre. Die 1985 installierte Pionieranlage läuft heute noch. Keinesfalls darf der aktuelle Stromverbrauch die Größe einer PV-Anlage bestimmen, wenn das Eigenheim noch mit Öl oder Erdgas beheizt wird und ein Benziner oder Diesel in der Garage steht. Spätestens wenn eine Wärmepumpe heizt und ein Elektroauto den Fossildinosaurier ersetzt, kann die Eigenheimanlage nicht mehr übergroß sein.

Die Rentabilität einer Anlage enthält dagegen die übergroße Unbekannte, wie krass der Strompreis in Zukunft steigen wird. Dazu bedarf es hellseherischer Fähigkeiten, die irrsinnige Kriege und ähnliche Ereignisse einbezieht. Was der selbst erzeugte Strom kostet, ist jedoch mit Erhalt eines verbindlichen Angebots für Jahrzehnte sicher. Ebenso wissen Eingeweihte heute, dass eine nach Süden ausgerichtete Anlage nur für Stromverkäufer ideal ist, weil sie den höchstmöglichen Gesamtertrag bringt.

Alle anderen Ausrichtungen sorgen morgens und/oder abends für höhere Erträge, wenn der Bedarf in privaten Haushalten anfällt, weshalb weniger Strom gekauft werden muss. Wer möglichst wenig Strom einkaufen möchte, kann kaum genug Flächen des Hauses beplanken. Selbst senkrecht nach Norden ausgerichtete Module erzielen noch etwa 30 Prozent des Ertrages der Module in optimaler Ausrichtung.

Je mehr Strom dezentral produziert und am Ort der Erzeugung verbraucht wird, umso so weniger Aufwand muss in den Netzausbau gesteckt werden, was die Netzentgelte beim eingekauften Strom senkt. Es wäre im Sinne einer schnellen Energiewende sträflich, neue Anlagen an Gebäuden kleiner als möglich auszulegen, auch wenn sogenannte Experten auf Basis nicht belastbarer Annahmen behaupten, die Ausnutzung aller möglichen Flächen würde sich nicht lohnen. Skepsis ist angebracht.Roland Steege Köln

Nicht warten, sondern so schnell wie möglich Stromproduzent werden

Der Grundtenor des Artikels „Der schnelle Weg zum Solardach“ ist stark monetär getrieben. So lautet auch die erste Zwischenüberschrift „Für wen lohnt sich das?“ Neben veralteten Daten ist es für den Autor und anscheinend auch für den Berater von der Rhein-Energie lediglich eine Frage der Rendite. Diese Art zu „denken“ hat uns heute in die extreme Abhängigkeit von russischem Gas und Öl geführt. Zusätzlich muss man im Hinterkopf haben, dass wir von Zeiträumen reden – 20 Jahre Förderung für und 30 Jahre Lebensdauer von Solaranlagen –, die eine Kostenprognose für Energiepreise zum Würfelspiel macht.

Aus unserer Sicht spricht für eine Solaranlage, und zwar in maximaler Größe: Der aktuelle Stromverbrauch als Kriterium für die Größe einer Anlage ist eine bedauerliche Fehleinschätzung. Die meisten Hausbesitzer werden in den nächsten Jahren einen deutlich erhöhten Stromverbrauch haben. Der Wandel in der Bereitstellung von Wärmeenergie für Heizung und Wasser von Öl und Gas wird in Richtung Wärmepumpen und Durchlauferhitzer gehen, ergänzt durch Solarthermie.

Des Weiteren wird innerhalb des Betrachtungszeitraums der „Verbrenner“ definitiv durch einen elektrisch angetriebenen Pkw ersetzt, was einen deutlich erhöhten Stromverbrauch bedeutet. Auch die Batterietechnologie wird voraussichtlich so günstig werden, dass eine Zwischenspeicherung von Elektrizität wirtschaftlich wird.

Jedes Solarmodul bedeutet persönliche Verantwortungsübernahme für den Klimaschutz und damit für die folgenden Generationen. Und womit sonst kann man das quasi umsonst und ohne Verzicht erreichen? Daraus folgt: So viel Photovoltaik wie möglich – auch Dächer in Ost-West-Richtung und sogar nicht zu steile Norddächer helfen. Jede durch PV produzierte Kilowattstunde verringert unsere Erpressbarkeit durch Diktaturen und Autokratien. Dass man sich von manchen Staaten besser nicht abhängig macht, sollten wir in den letzten Wochen gelernt haben.

Daher helfen gemeinsame Anstrengungen und jeder Quadratmeter Solarfläche. Im Übrigen wird die deutsche und europäische Gesetzgebung die Anforderungen noch verschärfen und gleichzeitig die Rahmenbedingungen verbessern. Neben wirtschaftlichen sprechen auch ökologische und strategische Gründe für eine Solaranlage in maximaler Größe. Deswegen können wir von der Solaroffensive Köln nur appellieren: Nicht mehr warten, sondern Stromproduzent werden.Bernd Blaschke Solaroffensive Köln

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Mit PV-Anlage autark von März bis Oktober

Wir haben seit einem Jahr eine PV-Anlage und sehen einige Punkte anders als im Artikel genannt: Für wen lohnt sich eine PV-Anlage? Wir haben ein steiles Ost-West-Dach mit Gauben, die PV-Anlage hat eine Höchstleistung bei optimalem Sonnenschein von 12,16 KWp. Wir haben einen Speicher mit 13 KWh und im letzten Jahr mit mittelprächtigem Sommer 8 MWh Stromproduktion, die sich aktuell aufgrund der Ost-West-Ausrichtung von morgens 7 Uhr bis abends 20 Uhr verteilt und von 8 bis 19 Uhr bei Sonne mindestens 4 KWh liefert. Das Maximum wird am Mittag bei etwa 7 KWh erreicht. Die Verschattung durch Bäume und Satelliten-Schüssel können wir ob der hohen KWp-Leistung wegstecken und auch bei bedecktem Himmel reicht es immer, den Speicher zu laden.

Aus unserer Sicht sollte die PV-Anlage so groß wie möglich sein, denn wer weiß, wie groß die Speicher in zehn Jahren sind oder welche Möglichkeiten zur Speicherung es ansonsten geben wird? Lohnt ein Stromspeicher? Der Speicher ist sehr sinnvoll, sonst speist die PV am Mittag Strom fast umsonst ein, der abends und bei Verbrauchsspitzen teuer zurückgekauft werden muss. Wir sind von März bis Oktober quasi autark. Dass der Energieversorger das anders sieht, ist nachvollziehbar.

Wie lange muss man warten? Wir haben letztes Jahr sechs Firmen angeschrieben und drei Antworten bekommen. Nur die Energiegewinner aus Köln waren vor Ort und haben die Anlage projektiert und installiert. Die Firma war auch die einzige, die die Gauben mit belegen wollte und Leistungsoptimierer sind ein Muss. Empfehlung: Alles aus einer Hand! Außerdem: Der reine Stromer, der an der Wallbox mit Sonne und mit optionalem Ökostrom lädt, erhält die Mobilität und Liquidität.Dr. Andreas Fitzner Köln

Bürokratische Hürden für PV-Anlagen abbauen

Alle Welt spricht über die Energiewende – keiner spricht über die Hürden, die sich vor demjenigen aufbauen, der mit großem Eifer und Einsatz, auch finanzieller Mittel, an die Bewältigung dieser schier unglaublich großen Aufgabe herangeht. Handwerker sind kaum verfügbar. Und wenn man sich als zwar nicht mehr Berufstätiger an die dennoch mit Wissen und beruflicher Erfahrung ausgestattete Aufgabe heranwagt, wird man unter bürokratischen Hürden begraben.

Die Stellen, die die geforderte Genehmigung zur Einspeisung erneuerbarer Energien ausstellen sollen, sind heillos überlastet und können nicht ad hoc entscheiden, sondern pochen erst auf Erfüllung von Vorschriften. So dauert selbst nach Vorlage der fast 40-seitigen Erstellungsdokumentation einer Anlage – selbst bei Erweiterung einer bestehenden Anlage – eine einfache Antwort mehrere Wochen. Manche Energieversorger sind gar nicht mehr bereit oder in der Lage, Anträge entgegenzunehmen geschweige denn zu bearbeiten. Wo sind wir gelandet? Bernd Erxleben Much

Rasche Amortisation von PV-Anlagen angesichts steigender Energiepreise

Der im Artikel befragte Sebastian Bock von der Rhein-Energie ist im Blick auf den Ausbau von PV-Anlagen auf dem Stand von 2012, vielleicht 2014. Die Empfehlung, das Dach mit PV nach dem aktuellen Stromverbrauch zu belegen, ist nicht zeitgemäß. Die Devise heute lautet: „Packt Eure Dächer voll“. Das ist durch wissenschaftliche Studien, etwa der FH Münster-Steinfurt oder dem Solarenergieförderverein Deutschland e.V., belegt. Nicht nur Süd-Dächer bieten eine hohe Ausbeute. Gerade die West-Ost-Ausrichtung bringt Vorteile bei der Deckung des eigenen Strombedarfs und sogar Nord-Dächer können bis zu 40 Prozent Ertrag bringen. Es gilt also, alle Dächer mit PV-Anlagen zu belegen.

Die Wirtschaftlichkeits-Berechnung von Herrn Bock ist äußerst konservativ, rückwärtsgewandt und nur gewinnorientiert. Wirtschaftlichkeit kann in der heutigen Zeit nicht das allein seligmachende Kriterium sein. Dennoch wird sich eine PV-Anlage bei steigenden Energiekosten für Strom und Gas schon nach acht bis zehn Jahren amortisieren. Im Blick auf den Klimaschutz und die Energiewende ist die Amortisierungsrate eher zweitrangig, weil jede Tonne eingesparter CO2-Emmissionen maßgeblich zur Klimaneutralität bis 2030 beiträgt.

Übergroße Anlagen gibt es genauso wenig wie Menschen, die zu viel Strom ins Netz einspeisen. Wir als Gesellschaft brauchen jede Kilowattstunde und es gibt eben nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine emotional-solidarische Rechnung. Tun wir es für unsere Nachkommen! Jeder selbst erzeugte Solarstrom wird den Strombedarf aus Kohle, Gas und Atomenergie zurückdrängen.

Die Äußerungen von Herrn Bock zu einem möglichen Batteriespeicher sind gleichfalls altbacken. Ein Batterie-Speicher macht wirklich Sinn bei einer Größe von etwa 10 kW oder mehr, wenn der tatsächliche Verbrauch ermittelt wurde. Es ist dringend nötig, dass die Rhein-Energie schnellstmöglich das Solarpotential im regionalen Verbund hebt. Es gilt, die regionale Wertschöpfung zur dezentralen Strom- und Wärmeversorgung schnellstens zu nutzen. Martin Häusling, Uwe Grede Klimafreunde Rhein-Berg e.V.