Schulen, Laternen, PhotovoltaikWie in Köln Energie gespart werden soll

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Beim Heizen in Schulen soll gespart werden.

Köln – Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Drohende Engpässe bei Öl und Gas will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck durch Energieeinsparungen abfedern , um angesichts von Putins Angriffskrieg so schnell wie möglich die Abhängigkeit von fossiler Energie senken. Zehn Prozent geht immer hat Habeck als Faustformel für Privathaushalte ausgegeben. Dabei dürften die Kommunen nicht hintenanstehen und müssen aktuell mit gutem Beispiel vorangehen, betonten alle Fraktionen im Umweltausschuss.

Klimaneutralität in Köln bis 2035

Zumal sich die Stadt ohnehin – auch ohne den Ukraine-Krieg - beim ebenso drängenden Klimaschutz ehrgeizige Ziele gesetzt hat: „Das Ziel der Stadt Köln ist die Klimaneutralität bis 2035. Ein zentraler Baustein ist die Energiewende. Aber auch Energieeinsparungen sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wir prüfen gerade intensiv, welche Energiesparpotenziale vorhanden sind“, erklärte William Wolfgramm, Kölner Beigeordneter für Umwelt, Klima und Liegenschaften.

Gedimmte Straßenbeleuchtung

Der städtische Beitrag zum Energiesparen ist keine Kleinigkeit: Es geht immerhin um den Energieverbrauch von 500 städtischen Gebäude plus Straßen- und Objektbeleuchtung. Während in verschiedenen deutschen Kommunen die Straßenbeleuchtung angesichts der aktuellen Lage nun in der Sommerzeit um 30 Minuten später ein- und um 30 Minuten später ausgeschaltet wird, setzt die Stadt Köln darauf, das Licht zu dimmen: Ab 23 Uhr wird die Lichtausbeute von 100 auf 70 Prozent reduziert. In der zweiten Stufe wird um 1 Uhr auf 50 Prozent reduziert wird, ehe das Licht um 5 Uhr wieder voll aufgedreht wird.

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Bei der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf die energetisch bedeutend günstigere LED-Technik geht es dagegen nur schrittweise voran: Bislang sind 18.000 Leuchten mit LED-Technik ausgestattet. Das sind 20 Prozent der insgesamt rund 60.000 Leuchten im Stadtgebiet. Ein Grund dafür ist der noch acht Jahr laufende Lebenszyklus der derzeit in der Breite installierten Natriumdampflampen. Diese werden kontinuierlich ersetzt, bis 2042 alle umgerüstet sind.

Maximal 21 Grad im Klassenraum

Der zweite große Posten, wo enorme Sparpotenziale schlummern, ist die energetische Versorgung der über 500 städtischen Gebäude. Stark zu Buche schlagen dort die Schulen: Die neue Energierichtlinie sieht vor, dass die Temperatur der Räume im Schulgebäude nach Angaben der Stadt nach oben auf maximal 21 Grad begrenzt worden ist. Nach unten sind die Schulen flexibel. Die Thermostatventile können dabei nach Angaben der Stadt an jedem Schulstandort autark gesteuert werden – auch bei den älteren Heizungsanlagen, wo dies über die Hausmeister geschieht. Die Schulen können also auch selbst mit regulieren, wieviel sie einsparen. 

Photovoltaik auf dem Schuldach

Außerdem setzt man bei der Energieversorgung der Schulen auf regenerative Energien: die neu gebauten Schulen – wie etwa das Gymnasium Zusestraße in Löwenich – werden standardmäßig mit Solarenergie ausgestattet, um sich komplett selbst mit Energie zu versorgen. Allein auf dem Neubau der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Longerich befinden sich 127 Photovoltaikmodule. Aber auch der Altbestand soll sukzessive nachgerüstet werden: Es wurden jetzt zunächst 105 Dächer von Schulen identifiziert, auf denen nun Solaranlagen installiert werden.

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Perspektivisch soll in Köln 55 Prozent des Strombedarfs im Stadtgebiet durch regenerative Energien gewonnen werden. Bislang sind laut der letzten Erhebung allerdings erst 1,4 Prozent. Da ist also noch Luft nach oben.

Hohe Verbräuche bei städtischen Wohnungen

Besonders viel Luft nach oben ist derzeit noch beim städtischen Wohnungswesen: Dieses war in diesem Jahr erstmals im Energiebericht aufgenommen worden. Das Ergebnis: Erschreckend hohe Verbräuche bei Wohnungen und Notunterkünften – im Durchschnitt schlug dort der Energieverbrauch mit 271 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr zu Buche. Zum Vergleich: Bei einem Haus in Passivhausbauweise sind es nur 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr. Daher sollen ab dem Energiebericht 2022 nun auch genaue Daten etwa über die Verbrauche der einzelnen Jugend- und Bürgerzentren, der Einrichtungen des Sportamtes oder der angemieteten Kitas erhoben werden, um Einsparpotenziale zu ermitteln.

Außerdem soll mit dem Energiebericht 2022 für jedes Gebäude aufgelistet werden, wie hoch das Potenzial für Photovoltaik dort jeweils ist. Grundsätzlich sieht sich die Stadt beim Thema Energiesparen auf dem richtigen Weg. So konnten zwischen 2005 und 2020 allein beim Heizen knapp ein Viertel Energie eingespart werden. Beim Strom waren es 18,5 Prozent und beim Wasser 35,4 Prozent.

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