Leserbriefe zur „Helikopter-Affäre“„Bundeswehr ist kein Charterflug-Unternehmen“

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht im April 2022 beim Besuch von Bundeswehrsoldaten, die an der UN-Mission Minusma in Westafrika teilnehmen.
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„Helikopter-Affäre“ ist dem Wahlkampf in NRW geschuldet
Dass Frau Lambrecht ihren Sohn im Helikopter mitgenommen hat, kann man so oder so sehen: Einerseits wirkt es elitär, befremdlich und unangebracht. Andererseits ist es legitim, da Frau Lambrecht die Flüge stets selbst bezahlt hat, die deutlich teurer sind als Linienflüge. Aus praktischen Gründen wählte sie durch die Nutzung eines ohnehin freien Platzes im Helikopter eine klimafreundliche Alternative.
Egal wie man am Ende zu der Angelegenheit steht, fällt doch auf, dass es nicht eigentlich um den Flug des Sohnes geht, sondern um die Wahl in Nordrhein-Westfalen. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, hatte Frau Lambrecht auch als Justizministerin ihren Sohn mitgenommen, was ganz seltsamerweise nie ein Thema war. Ganz zufällig sechs Tage vor der NRW-Wahl berichtet die größte Boulevard-Zeitung Deutschlands über den angeblich neuen Vorgang Lambrechts.
Weder habe ich vergessen, dass Hendrik Wüst der große Strippenzieher in der „Rent-a-Rüttgers“-Affäre war, noch die „Mallorca-Affäre“ des halben CDU-Kabinetts, von der ganz offensichtlich strategisch abgelenkt werden soll. Es ist aussagekräftig, wenn man den Wähler für so einfach gestrickt hält, dass er das nicht merkt. Dazu passt auch, dass Friedrich Merz ganz zufällig viel mehr Bilder in der Ukraine erzeugte als Bundesaußenministerin Baerbock und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zusammen. Benedikt Senden Köln
Mangelnde Sensibilität Lambrechts
Dem Leitartikel von Markus Decker stimme ich uneingeschränkt zu. Die Berufung der ehemaligen Justizministerin Christine Lambrecht zur Verteidigungsministerin ist allein der Tatsache geschuldet, dass „aus Gründen der Parität“ eine Frau den Posten bekommen musste. Weder Fachkompetenz noch Know-how haben also über die Vergabe des Postens entschieden. Hinzukommen die Defizite der Ministerin in der Kommunikation bei der Waffenlieferung an die Ukraine und mangelnde Sensibilität in der „Helikopter-Affäre“.
Es wäre ein Leichtes gewesen, das Verteidigungsministerium in die Hände von jemanden zu legen, der über die nötige Fachkompetenz, das entsprechende Bundeswehr-Know-how und über kommunikative Fähigkeiten verfügt und den paritätischen Vorgaben des Kanzlers für die Vergabe des Ministeriums entspricht, etwa Frau Strack-Zimmermann. Leider entschied wieder einmal nicht die Fachkompetenz, sondern das Parteibuch über eine Postenvergabe.Hans Peter Schmidt Köln
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Gibt es keine wirklich wichtigen Themen?
Wie schlecht muss es um Herrn Wüst stehen, dass solch lächerliche Anlässe wie die Frage, ob der Sohn einer Bundesministerin im Rahmen des Erlaubten und gegen Bezahlung im Regierungshubschrauber mitgeflogen und im Regierungsauto mitgefahren ist, vor der NRW-Wahl breit getreten werden? Gibt es keine anderen, wirklich wichtigen Themen?
Die Lügen von Frau Heinen-Esser, die ihre Verfehlungen nur dann zugegeben hat, wenn sie eindeutig nachzuweisen waren, werden großzügig als menschliche Fehler abgetan. Während der Flutkatastrophe sind auch Menschen gestorben und sie hat mit weiteren Regierungsmitgliedern auf Mallorca Party gemacht.
Übrigens: Herr Decker schreibt, dass Frau Strack-Zimmermann (FDP) der Ministerin „den Takt vorgibt“. Sie kann auch unbeschwert fordern, denn sie braucht für ihre Forderungen nicht gerade zu stehen. Wie die schweren Waffen in die Ukraine kommen und ob die russische Armee die gut sichtbaren Panzerzüge mitsamt der Eisenbahninfrastruktur zerstört, ist nicht ihr Problem. Heinrich Berendes Köln
Es bleibt ein Geschmäckle
Auch wenn das Verhalten der Ministerin regelkonform sein sollte und menschlich durchaus nachvollziehbar ist, bleibt ein Geschmäckle. Die Übernahme der Flugkosten ist das Mindeste, was in einem solchen Fall erwartet werden kann. Es ist dennoch ein wenig merkwürdig, wenn bei dienstlichen Reisen Angehörige ohne sachliche Notwendigkeit mitreisen. Auf die Außenwirkung kommt es doch hierbei besonders an. Denn nicht alles, was erlaubt oder regelkonform ist, muss man nutzen und vor allem posten. Paul Schnackerz Frechen
Ministerhandeln spiegelt Schieflage in der Gesamtgesellschaft
Mir fällt auf, dass es seit geraumer Zeit in der Gesellschaft eine „Fehlwahrnehmung“ von Verantwortung und Verhalten in der Öffentlichkeit gibt. Als Beispiel seien genannt Vermüllung, Umweltverschmutzung, exzessiver Konsum, Körperverletzung und sogar eiskalter Mord, wie an Polizisten im Hunsrück. Es läuft grundsätzlich etwas schief in unserer Gesellschaft. Davon sind auch Minister und Ministerinnen nicht ausgenommen. Meines Erachtens sollte Frau Lambrecht von ihrem Amt zurücktreten. Schließlich leben wir in einer ernsten Bedrohungslage. Und da ist das Bild einer Ministerin, die mit ihrem Sohn im Sonnenuntergang nach Sylt fliegt und es sich dort gut gehen lässt, fehl am Platz. Marianne Magel Leverkusen
Dienst und Privatleben trennen
Als Wähler habe ich kein Verständnis für die Vermischung von Dienst- und Privatbelangen, auch wenn die Flüge des Sohnes von Frau Lambrecht bezahlt wurden. Die Bundeswehr ist kein Charterflug-Unternehmen, auch nicht für Minister. Dienst ist Dienst und privat bleibt privat.Dieter Moll Köln
Bedenkliche Nähe zwischen Dienstreiseziel und Urlaubsort?
Für mich ist es okay, dass Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht ihren Sohn im Helikopter mitnimmt, wenn sie – anteilig – dafür bezahlt. Fraglich erscheint mir dagegen, ob der Besuch bei der Truppe sinnvoll und notwendig war. Oder war die Nähe zum Urlaubsort Sylt „zufällig“ der eigentliche Grund für die „Dienst“-Reise im Hubschrauber? Gert Meyer-Jüres Köln