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LesermeinungenVeggie-Burger-Debatte: realitätsfern und überflüssig

4 min
Vegane und vegetarische Fertigprodukte, wie fleischlose Salami und Fleischwurst, Currywurst, Burger und Joghurt, liegen oder stehen auf einem Tisch.

Das EU-Parlament will Bezeichnungen wie Wurst und Burger für vegane Lebensmittel verbieten. 

Verbraucher empfinden das EU-Regulierungsvorhaben für fleischähnliche, vegane Lebensmittel nicht als Schutz, sondern als Bevormundung. 

Der Antrag der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, die Bezeichnung Schnitzel, Burger und Wurst für vegane Lebensmittel zu verbieten, stößt auf Unverständnis und Ablehnung. Vor allem das angebliche Motiv, Konsumenten vor Irreführung zu schützen, erzürnt Verbraucher, die sich in ihrem Urteilsvermögen unterschätzt fühlen. Leserinnen und Leser kritisieren die geplante Regulierung zudem als Beispiel für Überregulierung durch das Europäische Parlament.

Veggie-Burger-Debatte: Haben wir keine anderen Probleme?

Ich bin immer wieder erstaunt, mit welch „wichtigen“ Themen sich unsere Volksvertreter in Brüssel beschäftigen. Wir haben wahrlich keine anderen Probleme, als den lesekundigen, einkaufenden Bürger vor dem „Schnitzelbetrug“ zu warnen. Ein Tipp für die Abgeordneten: Das vegane Warenangebot wird in der Regel in separat aufgestellten, deutlich gekennzeichneten Vitrinen angeboten. Vielleicht gehen die nicht selbst einkaufen? Werner Engels Weilerswist

Veggie-Burger-Debatte: Absurde Zeit- und Geldverschwendung

Mit welchen Themen sich das Europäische Parlament immer wieder befassen muss, ist oft nicht nachvollziehbar. Das bisher letzte Beispiel für eine unsinnig erscheinende Debatte war die Auseinandersetzung um den Begriff „Burger“ im Zusammenhang mit veganen oder vegetarischen Produkten. Und nicht nur Brüssel und Straßburg diskutierten dieses Thema. Jetzt müssen auch noch die Verantwortlichen in den EU-Mitgliedsstaaten darüber abschließend abstimmen!

Hat sich da jemand einmal die Frage gestellt, wie viel öffentliches Geld und, sofern noch vorhanden, realpolitisches Denkvermögen für solche Absurditäten gebunden und für wie unfähig der Verbraucher gehalten wird? Wer vielleicht einmal nicht richtig hingesehen hat und unbeabsichtigt ins „falsche“ Regal gegriffen hat, wird es sicher kein zweites Mal tun, oder?

Davon abgesehen fallen mir Bezeichnungen ein, über die der Europäer auch nachdenken könnte. Bleiben wir im Nahrungsmittelsektor und hinterfragen den Begriff „Leberkäse“, der von uns als unmündig und hirnlos dargestellten Verbrauchern missverstanden werden könnte. Das Produkt heißt zwar so, enthält aber keinen Käse und nur noch in seltenen Einzelfällen tatsächlich Leber.

Oder aber der Teigfladen aus Dinkelmehl mit veganem Salami-ähnlichem Belag, der nach wie vor „Salami Pizza“ heißt, mit dem Zusatz vegan oder vegetarisch. Das Erscheinungsbild mag ja stimmen, aber mit einer traditionellen Pizza hat das nichts zu tun. Der Pizzabäcker in Neapel schaut dabei flehentlich zum Himmel, hofft auf ein Ende dieses politischen Unfugs und denkt dennoch nicht über eine Eingabe an das EU-Parlament nach. Dafür hat er weder Zeit, Geduld noch Geld.

Ich frage mich gerade, ob ich die Hinterlassenschaft meiner Vierbeiner ab sofort überhaupt noch als „Kackwurst“ bezeichnen darf. Vielleicht doch, denn immerhin ist Fleisch ja darin enthalten. Peter Kinne Kerpen

Veggie-Burger-Debatte: Verbrauchern Dummheit unterstellt

Mir stellen sich angesichts des Beschlusses des EU-Parlaments auf Betreiben der konservativen EVP-Abgeordneten zum „Veggie-Burger“ drei Fragen: Haben wir sonst keine Probleme? Für wie dumm halten sie uns Verbraucher eigentlich? Wann kommt konsequenterweise der Antrag auf Verbot der Bezeichnung „Leberkäse“? Johannes Stahl Pulheim

Veggie-Burger-Debatte: EU-Parlament macht sich lächerlich

Das Europäische Parlament lässt offenbar keine Gelegenheit aus, sich lächerlich zu machen. Hat man wirklich schon vergessen, wie viel Kritik und Spott auf die Abgeordneten niederging, als man dort den zulässigen Krümmungsgrad von Gurken geregelt hatte? Es ist nicht zu fassen: Gefühlt sind wir international monatlich mit einer neuen Krise beschäftigt, in Europa haben wir einen Krieg vor unserer Haustür, die Konjunktur stagniert seit drei Jahren, die Infrastruktur ist marode. Und die europäischen Abgeordneten befassen sich ernsthaft mit Sprachverboten für Veggie-Produkte?

Für wie beschränkt halten sie eigentlich die Konsumenten, dass diese nicht erkennen, dass eine „vegetarische Wurst“ oder ein „Soja-Schnitzel“ vegetarisch sind, also kein Fleisch enthalten? Was das EU-Parlament mit diesem Beschluss tatsächlich erreicht hat, ist die Verfestigung des Images, dass dort völlig abgehobene Leute sitzen, die den Kontakt zu den wirklich drängenden Problemen der Menschen verloren haben. Und – im Gegensatz zu allen aktuellen Forderungen aus der Wirtschaft und Politik – in ihrer Regulierungswut permanent neue Bürokratie produzieren.

Hier, um den viel beschworenen mündigen Bürger mal wieder vor sich selbst zu schützen. Sieht man wirklich nicht, dass man so eine immer stärkere Politikverdrossenheit fördert? Zum Glück muss dieser EU-Beschluss von den Mitgliedsstaaten noch bestätigt werden. Man kann nur hoffen, dass dieser Unsinn abgelehnt wird. Falls nicht, hätte ich noch einen Ergänzungsvorschlag für das EU-Parlament. Im Supermarktregal für Putzmittel findet sich auch „Reinigungsmilch“. Hier muss das Wort „Milch“ dringend verboten werden, damit wir grenzdebilen Verbraucher endlich aufhören, uns das Zeug in den Kaffee zu schütten. Dr. Dieter Sauer Bergheim

Veggie-Burger-Debatte zeugt von Überregulierungswahn der EU

Ich schäme mich für Politiker, die ihren Mitbürgern tatsächlich unterstellen, ein veganes Schnitzel, welches als solches deutlich sichtbar gekennzeichnet ist, nicht auch als solches zu erkennen. Und ich schäme mich für die, die meinen, ihre Mitbürger vor den Folgen eines irrtümlichen Kaufs und Verzehrs schützen zu müssen. Was ist das für ein Menschenbild? Es ist zum Haareraufen, man möchte im Boden versinken. Und unser Kanzler ist in der Debatte mit dabei! Claus Göbelsmann Köln