Vielerorts ausverkauftEltern in den USA suchen verzweifelt nach Babynahrung

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Babynahrung USA

In diesem Supermarkt in New Orleans suchen Eltern vergeblich nach Babynahrung. 

Washington – Viele Eltern in den USA haben derzeit ein grundlegendes Problem. Seit Monaten fehlt im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ Säuglingsnahrung, inzwischen ist aus dem anfänglichen Engpass ein nationales Problem geworden.

Jüngst sanken die Bestände im Lebensmittelhandel um 40 Prozent, was dazu führte, dass Lebensmittelketten die Stückzahl beim Kauf begrenzen mussten. In San Antonio waren Anfang der Woche sogar 56 Prozent der normalen Bestände vergriffen.

In den USA stillen nur rund 33 Prozent aller Mütter ihre Sauglinge ab dem dritten Lebensmonat voll, bei einer Stilldauer von sechs Monaten sind es unter 15 Prozent. Das liegt auch daran, dass es in den USA weder Mutterschutz noch das Recht auf Elternzeit wie in Deutschland gibt. Die Zahlen verdeutlichen, wie viele Eltern von Babynahrung abhängig sind.

Babymilch-Engpass: Präsident Joe Biden schaltet sich ein

In den US-Medien berichten Eltern von langen Autofahrten in benachbarte Bundesstaaten, um an das für die Babys lebenswichtige Milchpulver zu gelangen. Andere versuchen, die zusammengemischte Milch zu verdünnen, um weniger Pulver zu verbrauchen. Kinderärzte und Experten schlugen bereits Alarm und warnten ratlose Eltern vor unüberlegten Schnellschüssen.

Bereits vor Tagen hatte sich US-Präsident Joe Biden eingeschaltet. Er habe die Regierung angewiesen, „dringend dafür zu sorgen, dass Säuglingsmilchnahrung für Familien im ganzen Land sicher und verfügbar ist“, sagte seine Sprecherin Jen Psaki. Biden ordnete an, dass aus dem Ausland zusätzliche Nahrung importiert werden solle. Die Behörden seien außerdem dazu aufgerufen, gegen teure Preise beim Verkauf vorzugehen.

Die Gründe für den Mangel von Babynahrung sind teilweise hausgemacht

Der Mangel an Säuglingsnahrung hat mehrere Gründe. Pandemiebedingte Lieferkettenprobleme führten vielerorts zu Hamsterkäufen, das wiederum hatte Schwierigkeiten bei der Nachproduktion zur Folge. Mitverantwortlich ist zudem die Tatsache, dass in den USA ausschließlich Produkte von US-Erzeugern zugelassen sind.

Dass dann im Februar eine Fabrik des Abbott-Konzern geschlossen werden musste, nachdem mutmaßlich mangelhafte Babymilch zum Tod zweier Säuglinge geführt hatte, brachte das Fass zum Überlaufen.

Produktion von Babynahrung soll schnell hochgefahren werden

Um dem Mangel an Babymilch beizukommen, hat sich die US-Justiz mit dem Abbott-Konzern auf die Wiederaufnahme der Produktion an einem Standort im US-Bundesstaat Michigan geeinigt. „Wir wissen, dass Millionen von Eltern und Betreuern auf uns angewiesen sind, und es tut uns zutiefst leid, dass unser freiwilliger Rückruf den landesweiten Mangel an Babynahrung noch verschärft hat“, erklärte der Konzern am Montag.

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Die US-Arzneimittelbehörde (FDA) hatte nach Angaben Abbotts vom Freitag in der Folge insgesamt „483 Unregelmäßigkeiten“ an dem Standort entdeckt. Die Firma habe daraufhin „sofort mit der Umsetzung von Korrekturmaßnahmen“ begonnen. FDA-Chef Robert Califf erklärte, dass Abbott zugestimmt habe, „einige der von der Behörde identifizierten Probleme in seiner Produktionsanlage zu lösen“.

Mangel an Babynahrung in den USA wird noch Monate anhalten

Der Hersteller rechnet damit, dass er sein Werk innerhalb von zwei Wochen wieder eröffnen kann. Danach werde es „sechs bis acht Wochen dauern, bis die Produkte in den Regalen stehen“. Für viele Eltern von Säuglingen dauert die Zeit der Unsicherheit, ob und wo sie die nächste Ration an Babynahrung bekommen, also noch mindestens zwei Monate an.

Das US-Justizministerium betonte, dass die Einigung noch von einem Richter bestätigt werden muss. (mit dpa)

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