Déjà-vu für Harvey WeinsteinProzess in Los Angeles steht bevor

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Los Angeles – Vorwürfe von Dutzenden Frauen gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein lösten vor fünf Jahren die MeToo-Bewegung aus. 2020 wurde er als Sexualstraftäter verurteilt - nun steht der 70-Jährige in Los Angeles erneut vor Gericht.

Glamouröse Auftritte in Hollywood sind für Harvey Weinstein lange vorbei. In einem braunen Gefängnisoverall, mit Handschellen und im Rollstuhl sitzend, erschien der frühere Filmproduzent im Juli vorigen Jahres zur Anklageerhebung in Los Angeles vor Gericht. Mit der Auswahl von Geschworenen soll nun am Montag (10. Oktober) der Prozess „People v. Harvey Weinstein“ beginnen.

Übergriffe in Hotelzimmern

Es gibt elf Anklagepunkte, darunter Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe. Es geht um Vorwürfe von fünf Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten Übergriffe sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben. Wie schon zuvor hat Weinstein auch in diesem Fall jede Schuld zurückgewiesen. Sexuelle Handlungen hätten immer einvernehmlich stattgefunden.

Das hört sich bekannt an. Im März 2020 war Weinstein in New York unter anderem wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: 2006 soll er die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und 2013 die heutige Friseurin Jessica Mann vergewaltigt haben. Mehr als 80 Frauen hatten Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

MeToo-Bewegung

Die Jury glaubte den Zeugenaussagen mehrerer Frauen entgegen Weinsteins Unschuldsbeteuerungen. Die Verurteilung markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst.

Weltweit sahen Betroffene eigene Erlebnisse in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder. Unter dem Schlagwort „Me too“ („Ich auch“) fanden sie öffentlich Gehör - mit Folgen für weitere einflussreiche Leute, die angeprangert, gefeuert oder angeklagt wurden.

Weinstein ist sich keiner Schuld bewusst

Allerdings gibt sich der Ex-Filmmogul weiterhin hoffnungsvoll, auf freien Fuß zu kommen. Ein Berufungsgericht in New York gab im August seinem Antrag nach, Einspruch gegen die frühere Verurteilung von 2020 einzulegen. Seine Anwälte argumentierten, Weinstein habe dort keinen fairen Prozess erhalten. „Ihre harte Arbeit wird mir helfen, am Ende meine Unschuld zu beweisen“, sagte der 70-Jährige in einer Mitteilung.

Ein Spektakel mit Live-Übertragungen, wie zuletzt beim Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp und seiner Ex-Frau Amber Heard, wird es im Gericht von Los Angeles nicht geben. Kameras sind beim Weinstein-Verfahren unter Richterin Lisa B. Lench nicht erlaubt. Schon die Auswahl der Geschworenen könnte mehrere Wochen dauern, der Prozess ist auf zwei Monate angesetzt. (dpa)

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