NordseeExperte erhebt Vorwürfe gegen Reederei von „Fremantle Highway“ – viele E-Autos intakt

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Der schwer beschädigte Frachter „Fremantle Highway“ liegt im Hafen von Eemshaven an der niederländischen Nordseeküste. Sie wird von einem Notfallschlepper gestützt. Davor sind gelbe Container aufgebaut.

Der schwer beschädigte Frachter „Fremantle Highway“ liegt im Hafen von Eemshaven an der niederländischen Nordseeküste. Bergungsexperten fürchten, dass das Feuer an Bord des havarierten Frachters wieder ausbricht.

Ein brennendes E-Auto soll den Brand auf dem havarierten Nordsee-Frachter ausgelöst haben. Aber nahezu alle E-Autos sind intakt.

Noch immer ist unklar, was den Brand auf dem havarierten Nordsee-Frachter „Fremantle Highway“ ausgelöst hat. Ein Brandexperte aus den Niederlanden hat nun schwere Vorwürfe gegen die japanische Reederei „K Line“ erhoben, zu deren Flotte der Frachter gehört. Offenbar war das Löschsystem der „Fremantle Highway“ mit einem Großbrand an Bord überfordert.

„Der Großbrand auf der ‚Fremantle Highway‘ hätte verhindert werden können“, sagte Brandexperte Cor Meedendorp der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Die Löschanlagen an Bord des havarierten Auto-Frachters seien dem Ausmaß des Feuers nicht gewachsen gewesen. Die japanische Reederei „K Line“ hatte nicht entsprechend in ein vernünftiges Löschsystem investiert.

„Fremantle Highway“: Brandexperte erhebt schwere Vorwürfe gegen japanische Reederei „K Line“

„Wenn man als Reederei 50 oder 100 Schiffe hat und pro Schiff zwei bis drei Millionen Euro investieren muss, um eine weitere Löschanlage zu installieren, ist es oft günstiger, als höhere Versicherungsbeiträge zu zahlen“, erklärte Meedendorp weiter. Bei Schiffen der Größenordnung der „Fremantle Highway“ seien solche Investitionen zwingend erforderlich.

Meedendorps Unternehmen „FIFI4Marine“ hat sich auf Löschanlagen für Lithiumbrände spezialisiert und installiert diese mittlerweile auch in Parkhäusern, in denen Elektroautos stehen. Lithium ist der Hauptbestandteil von E-Auto-Batterien, brennendes Lithium ist enorm schwer zu löschen. Meedendorp: „Reedereien können nicht akzeptieren, dass alle zehn Jahre eines ihrer Schiffe ‚einfach‘ abbrennt.“

Brandexperte: Katastrophe auf der „Fremantle Highway“ hätte verhindert werden können

Bisher war die wahrscheinlichste Theorie, dass ein E-Auto den Großbrand auf der „Fremantle Highway“ ausgelöst hat. Allerdings lassen Aussagen der Ermittler leichte Zweifel an der bisher vermuteten Brandursache aufkommen. Schifffahrtsdienstleiter Boskalis, der die „Fremantle Highway“ untersucht, erklärte nach einer ersten Inspektion, dass viele E-Autos noch intakt seien.

Von den rund 3800 Autos an Bord seien 2700 zerstört, allerdings überwiegend auf den oberen Decks sechs bis elf. Die unteren Decks eins bis vier, auf denen die meisten E-Autos gelagert waren, seien dagegen weitestgehend unbeschädigt. Deck fünf war zum Zeitpunkt des Brandes leer. Wie viele E-Autos überhaupt auf den oberen Decks gelagert waren, ist unklar.

„Fremantle Highway“: Erste Zweifel an Brandursache durch E-Autos – Ermittler sorgen sich um erneutes Feuer

Laut Peter Berdowski, Chef von Boskalis, seien 500 E-Autos auf den unteren Decks noch intakt. Ein E-Auto könnte den Brand dennoch ausgelöst habe, die genaue Ursache ist weiter unklar. Die Bergung sei allerdings nach wie vor schwierig. „Das kann sehr gefährlich sein“, erklärte Berdowski. Man will nicht, dass einige Autos sich durch den Transport erneut entzündeten, „und alles Elend von vorne anfängt“.

Brandexperten verschiedener Autohersteller, darunter BMW und Mercedes, sind derzeit auf dem Weg nach Eeemshaven, um die zerstörten Autos zu untersuchen. Auch Teile der Crew der „Fremantle Highway“ sind vor Ort und sollen dabei helfen, die mehr als 1600 Tonnen Schweröl an Bord des havarierten Frachters zeitnah abzupumpen, um eine Umweltkatastrophe zu vermeiden.

Nordsee: Umweltschützer befürchteten Katastrophe nach Großbrand im Wattenmeer

Die „Fremantle Highway“ war Ende Juli auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur in der Nordsee in Brand geraten. Das Schiff hatte tagelang vor der beliebten Ferieninsel Ameland im niederländischen Wattenmeer gelegen. Umweltschützer hatten eine Katastrophe befürchtet, sollte die „Fremantle Highway“ sinken.

Der Frachter war nach mehreren Tagen von mehreren Schleppern nach Eemshaven gezogen worden, wo das Schiff von Brandexperten und Teilen der Crew untersucht wird. Spätestens am 14. Oktober muss entschieden werden, was mit dem havarierten Frachter passiert. Dann muss die „Fremantle Highway“ den Hafen verlassen – und wird entweder repariert oder abgewrackt. (shh)

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