Einzelgespräche für SchülerSo versucht die Schule der getöteten Luise Kindern Sicherheit zu geben

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13.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Freudenberg: Mitarbeiter des Ordnungsamtes stehen vor dem Schulzentrum des ermordeten Mädchens. Die Schule hat geöffnet, die Fahnen sind auf Halbmast geflaggt.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes stehen vor dem Schulzentrum des ermordeten Mädchens.

Julian Kaiser hat die Schule der getöteten Luise besucht. Die Kinder sollen dort einen Raum haben, um miteinander zu reden und Fragen zu stellen.

Die Homepage der Esther-Bejarano-Gesamtschule ist statisch geworden. „Wir trauern um Luise“ steht in weißen Buchstaben auf mintgrünem Untergrund. Die einzelnen Unterseiten sind nicht mehr aufrufbar, alles steht im Zeichen der Trauer und Fassungslosigkeit. „Wir haben am Wochenende unsere Schülerin, Mitschülerin und Freundin Luise verloren“, schreibt die Schule.

„Viel zu früh wurde sie gewaltsam aus unserer Mitte und aus ihrer Familie entrissen“, heißt es weiter. „Unsere Gedanken und Wünsche sind jetzt und in den nächsten Tagen bei ihrer Familie und ihren Freundinnen und Freunden. Wir wünschen ihnen viel Kraft in der nächsten Zeit.“

Schule von Luise: „Sicherheitsgebende Strukturen“ für die Kinder

An normalen Betrieb ist an der Schule nicht zu denken, zumal am Dienstag mit der Nachricht, dass Luise nach bisherigem Ermittlungsstand von zwei Mädchen aus ihrem direkten Umfeld erstochen worden ist, der nächste Schock hinzukam.

Geöffnet bleibt die Schule, wie schon am Montag und Dienstag, aber auch weiterhin. „Die Schule findet in den normalen Klassenverbänden statt. Sie sind die sicherheitsgebenden Strukturen“, berichtet Christoph Söbbeler, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, gegenüber der SZ. Die Klassenlehrer seien in ihren Gruppen, begleiten die Kinder und Jugendlichen. „Das ist der Raum, um miteinander zu reden und Fragen zu stellen“, so Söbbeler.

Unterstützt wird dieser Vorgang auch weiterhin von Schulpsychologen, die auch Lehrer auf die Situationen im Klassenraum vorbereiten und begleiten. „Auf der anderen Seite werden auch Einzelgespräche für Schüler ermöglicht“, zeigt der Sprecher auf. Die Psychologen sind teils beim Schulamt des Kreises angesiedelt, aber es gibt auch landesweite Strukturen.

„Bei solchen Extremsituationen werden weitere Experten auch aus anderen Regierungsbezirken herbeigeholt. Die Struktur ist genau dafür konzipiert“, erklärt Söbbeler. Die Lage und die Notwendigkeit der psychologischen Hilfe werde sich weiter dynamisch und flexibel entwickeln. Wann die Schule zur Normalität zurückkehren soll, ist unklar. „Dafür gibt es keinen festen Zeitpunkt. Es muss der Bedürfnislage angepasst werden.“

Bezirksregierung: Rückkehr zum Normalbetrieb ist das Ziel

Vieles obliegt derzeit offenbar den Schulen und den Klassen selbst. Auch einzelne Stunden „normaler“ Unterricht seien möglich. Die Dauer und der Zeitpunkt dafür aber flexibel und frei wählbar. „Ziel ist natürlich, irgendwann zu einer Form von Normalbetrieb zurückzukehren, weil dieser eine sichere Struktur gibt. Die ist momentan sehr wichtig, weil die Gewissheit in sich zusammengebrochen ist.“

Von der Bezirksregierung gebe es aber keinen Druck, möglichst schnell wieder geordneten Unterricht anzuordnen. „Das ist der Schule vorbehalten.“ Denn vor Ort wird man wohl am besten bewerten können, wie man mit den Schülern diese Situation bewältigen und diese verarbeiten kann. Die schockierenden Entwicklungen vom Dienstag dürften jedoch für weiteren Gesprächsbedarf gesorgt haben.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der „Siegener Zeitung“.

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