Zwei Tage nach der Bluttat von Graz haben Polizei und Staatsanwaltschaft neue Details bekannt gegeben.
Minutiös geplantSchul-Amoklauf von Graz dauerte sieben Minuten – Täter lebte „extrem zurückgezogen“

In der Grazer Schule BORG in der Dreierschützengasse richtete der 21-Jährige ein Blutbad an.
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Nach der Amoktat von Graz, bei der ein 21-Jähriger am Dienstag (10. Juni) zehn Menschen und anschließend sich selbst tötete, werden immer mehr Details bekannt. Artur A. war am Vormittag in seine ehemalige Schule, das BORG (Bundesoberstufenrealgymnasium) in der Dreierschützengasse, eingedrungen und hatte in zwei Klassen um sich geschossen. Bei seinen Opfern handelt es sich um Jugendliche und eine Lehrerin. Anschließend richtete der Täter die Waffe in einer Toilette gegen sich selbst.
Bereits am Mittwoch wurde bekannt, dass Artur A. einen Abschiedsbrief hinterließ, aus dem laut Polizei sein Motiv aber nicht hervorgeht. Bei einer Durchsuchung der Wohnung, in der A. mit seiner Mutter lebte, wurden überdies eine nicht funktionsfähige Rohrbombe und ein offenbar verworfener Plan für einen Sprengstoffanschlag gefunden.
Amoktat von Graz minutiös geplant
Am Donnerstagmittag (12. Juni) gaben die Landespolizei Steiermark und die Staatsanwaltschaft Graz weitere Hintergründe bekannt. Wie die „Kronenzeitung“ berichtet, war der Amoklauf demnach minutiös geplant. Er dauerte insgesamt sieben Minuten. Um 9.43 Uhr betrat A. die Schule. In seinem Rucksack befanden sich eine Pistole der Marke Glock und eine am Schaft abgesägte Doppelflinte. Außerdem hatte er ein Jagdmesser bei sich. Im dritten Stock habe er sich eine Schießbrille und ein Headset aufgesetzt. Ab 9.57 Uhr fielen dann die Schüsse im zweiten und dritten Stockwerk.
Nach den Schüssen erreichte der erste Streifenwagen die Schule um 10.06 Uhr, kurz bevor sich Artur A. das Leben nahm. Offenbar hatte dieser die Tat monatelang und minutiös geplant, denn die Polizei fand eigenen Angaben zufolge einen genauen Ablaufplan. Angaben zum Datum der Tat seinen darin aber nicht gemacht worden. A. trainierte darüber hinaus regelmäßig auf einem Schießstand, gaben die Ermittler bekannt.
Täter von Graz schickte seiner Mutter ein Video
A. hatte noch kurz vor der Tat seiner Mutter ein Abschiedsvideo geschickt, diese hatte es aber erst angesehen und die Polizei verständigt, als die Schüsse bereits gefallen waren.
Das Motiv für die Tat ist weiter unklar. Bis auf die Lehrerin kannte A. seine Opfer wohl nicht, sondern suchte sie wahllos aus. Ob mögliche Rache am BORG Hintergrund sein könnte, ist bislang Spekulation. A. brach vor drei Jahren die Schule ab, nachdem er die sechste Klasse wiederholen musste.
Polizei und Staatsanwaltschaft beschreiben den 21-Jährigen als „extrem zurückgezogen“ und „sehr introvertierte Person“. Seine große Leidenschaft seinen „Online-Ego-Shooter“ gewesen, er war in der Gamer-Szene unterwegs. Sozialkontakte in der realen Welt gab es wohl nur wenige.
Der Grazer Staatsanwalt Arnulf Rumpold sagte, da der Schütze Suizid begangen habe, konzentrierten sich die Ermittlungen auf die „Aufklärung möglicher Mitwisser- und Mittäterschaften“. Ob A. während seiner Tat über sein Headset Kontakt zu anderen gehabt habe oder es nur getragen habe, weil es ihm Sicherheit gegeben habe, ist laut Ermittler Lohnegger noch unklar. Deswegen werde gegen Unbekannt ermittelt.
Nach der Bluttat wurden rund 100 Personen ins Krankenhaus gebracht. Derzeit befinden sich nach Angaben der Leitung des Universitätsklinikums Graz noch drei Personen auf der Intensivstation. Eine künstliche Beatmung sei nicht mehr notwendig. (cme, mit afp)