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Verzicht auf WeihnachtsbaumKita will inklusives Weihnachtsfest und wird rassistisch bedroht

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kind an einem Weihnachtsbaum. Der Verzicht einer Kita auf einen Weihnachtsbaum hatte hohe Wellen geschlagen, nun sprach der Kita-Träger von Drohungen. (Symbolbild)

Ein Kind an einem Weihnachtsbaum. Der Verzicht einer Kita auf einen Weihnachtsbaum hatte hohe Wellen geschlagen, nun sprach der Kita-Träger von Drohungen. (Symbolbild)

Eine Kita verzichtet einmal mehr auf den Weihnachtsbaum – ein Bericht dazu löste viel Kritik aus. Nun positionierte sich der Kita-Träger.

Eine Hamburger Kindertagesstätte verzichtet auf den Weihnachtsbaum – und löst damit Empörung bei den Eltern aus. Der Bericht des „Hamburger Abendblatts“ und Folgeartikel haben hohe Wellen geschlagen. Demnach hätten Eltern Kritik an der Kita geäußert, einige hätten von einer Art „Cancel Culture“ gesprochen, andere Eltern fänden es nur „sehr schade“. Der Baum sei in einem christlichen Land ein Symbol für die Weihnachtszeit, wird ein Vater zitiert.

Nun hat sich die Kita in einem Statement zu den Medienberichten und den Debatten darum geäußert. Sie berichtetet von rassistischen Drohungen, Anfeindungen und Erpressungsversuchen.

Weihnachtsbaum in Hamburger Kita: Große Diskussion in sozialen Netzwerken

Das war geschehen: Die Kita Mobi des Trägers Stiftung Kindergärten Finkenau hatte den Eltern mitgeteilt, dass es in der Einrichtung in Hamburg-Lokstedt in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum geben werde. Finkenau begründet die Entscheidung damit, dass man kein Kind ausgrenzen wolle, „im Sinne der Religionsfreiheit“.

Daraufhin gab es mehrere Medienberichte und es entbrannte eine Diskussion vor allem in sozialen Netzwerken. Sogar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beteiligte sich an der Debatte, er nannte die Baum-Absage „absurd“ und fragte, ob es keine wichtigeren Probleme gäbe. CDU-Bundestagsabgeordneter Christoph Ploß schrieb: „So ein Unsinn! Wer einen Weihnachtsbaum aufstellt, schließt niemanden aus, sondern pflegt unsere Tradition. Nur eine Gesellschaft, die selbstbewusst ihre Kultur und Tradition lebt, wird andere erfolgreich integrieren können.“

Drohungen, Erpressung, Rassismus: Hamburger Kita erschüttert nach Reaktionen auf Weihnachtsbaum-Absage

Nachdem das Thema in einigen Medien und sozialen Netzwerken hochkochte, hat sich die betroffene Kita und die Elternvertretung klar positioniert. Der Kita-Träger stellt zunächst den Sachverhalt dar: „Wie bei uns seit über 47 Jahren üblich, entscheiden die Teams (gemeinsam mit den Kindern), wie sie die Einrichtung schmücken wollen. In der Kita Mobi, die seit 10 Jahren besteht, gab es seither ca. 3-mal einen Weihnachtsbaum“, heißt es in dem Statement. Neu ist die Absage an den Weihnachtsbaum laut Kita also nicht.

Kita-Träger Finkenau macht zudem deutlich, dass man – wie teilweise vorgeworfen – nicht christliche Traditionen abschaffen wolle. Es gäbe Adventskalender und -kränze sowie Wichtel. Finkenau argumentiert, dass „die Kinder neben den christlich geprägten Festen auch andere kulturelle Gepflogenheiten“ kennenlernen sollen, was für eine weltoffene Stadt wie Hamburg „selbstverständlich“ sein solle.

Weiter gibt der Kita-Träger in dem Statement an, dass man „erschüttert“ über Diskussionen und Berichterstattung sei: Kita und Träger seien „seither mit massiven rassistischen Drohungen, persönlichen Beleidigungen, Anschuldigungen und Erpressungsversuchen konfrontiert.“ Man wolle in Zukunft mit den Teams für mehr Klarheit sorgen.

Die Elternvertretung der Kita gab in einem öffentlichen Brief an, „dass die Kita Mobi für kulturelle Vielfalt, Diversität und religionsübergreifende Gemeinschaft“ stehe. Die Elterngemeinschaft verurteilt „sehr deutlich jede Form der Anfeindungen gegen die Einrichtung und die Mitarbeiter*innen“.

Ob die Kita, der Träger oder die Erzieherinnen und Erzieher die angegebenen Drohungen zur Anzeige gebracht haben, ist derzeit noch unklar. (mab)