Hetzjagd durch AfrikaKreuzfahrtschiff lässt acht Passagiere auf Insel sitzen – Kapitän weigert sich

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In Warnemünde läuft die Norwegian Dawn, ein auf der Meyer-Werft in Papenburg gebautes Kreuzfahrtschiff aus.

Das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ hat auf seiner Reise entlang der Küste Afrikas acht Passagiere zurückgelassen. (Archivfoto)

Auf eigene Faust versuchen die acht Gestrandeten wieder an Bord der „Norwegian Dawn“ zu kommen.

Für acht Amerikaner und Australier hat eine Kreuzfahrt mit der „Norwegian Dawn“ vor der Küste Afrikas eine unerwünschte Wendung genommen. Ohne Pässe, Geld und Kleidung verpassten die acht Passagiere am vergangenen Mittwoch (27. März) das Kreuzfahrtschiff der Norwegian Cruise Line und strandeten auf der zentralafrikanischen Insel São Tomé und Príncipe. Das berichtet der Nachrichtensender CNN.

Unter den zurückgelassenen Passagieren sollen sich mehrere ältere Menschen, eine schwangere Frau und ein querschnittsgelähmter Mann, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, befinden. Seit fast einer Woche reisen die gestrandeten Passagiere dem Kreuzfahrtschiff hinterher und versuchen, wieder an Bord zu kommen. Gleichzeitig erheben die Gestrandeten schwere Vorwürfe gegen die Reederei und den Kapitän der „Norwegian Dawn“.

Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ lässt acht Passagiere in Afrika zurück

Nachdem die acht Passagiere von ihrem privaten Ausflug in den Hafen zurückgekehrt waren, befand sich die „Norwegian Dawn“ vermutlich noch im Hafen von São Tomé. Die Gruppe habe den Kapitän zuvor darüber informiert, dass sie nach der Inselrundfahrt verspätet zum Kreuzfahrtschiff zurückkehren werde. Eine Panne soll der Grund für die Verspätung gewesen sein.

Trotzdem habe sich der Kapitän geweigert, die verspäteten Kreuzfahrer wieder an Bord zu lassen. Einen Anruf des Hafenmeisters habe der Kapitän abgelehnt, berichtet das gestrandete Ehepaar Campbell aus South Carolina in dem CNN-Bericht.

In Afrika gestrandet: Reeder von Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ wehrt sich nach schweren Vorwürfen

Die Reederei Norwegian Cruise Line weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Acht Gäste, die auf eigene Faust oder mit einer privaten Tour auf der Insel waren, verpassten das letzte Beiboot zurück zum Schiff und konnten daher die für alle an Bord geltende Zeit von 15.00 Uhr Ortszeit nicht einhalten“, heißt es in der Erklärung. „Obwohl dies eine sehr bedauerliche Situation ist, sind die Gäste dafür verantwortlich, dass sie zur veröffentlichten Zeit zum Schiff zurückkehren.“

Anschließend versuchte die Gruppe auf eigene Faust, beim nächsten geplanten Halt der „Norwegian Dawn“ in Gambia wieder an Bord zu gelangen. Natürlich mussten die Gestrandeten die Kosten für die Verfolgung des Kreuzfahrtschiffes selbst tragen.

Gestrandeten versuchen wieder an Bord der „Norwegian Dawn“ zu kommen

Aber die Hetzjagd ist bisher ohne Erfolg: Wegen Ebbe konnte das Kreuzfahrtschiff aber nicht den geplanten Stopp in dem westafrikanischen Land einlegen. So mussten die acht Gestrandeten ihre Odyssee durch Afrika weiter fortsetzen.

Nun will die Gruppe offenbar per Fähre und Auto in den Senegal reisen, um dort die „Norwegian Dawn“ zu erreichen, bevor die Rückreise nach Barcelona beginnt. Ein Passagier sei auch inzwischen auf der Strecke geblieben. Laut den Campbells sei eine 80-Jährige, die ihre Herzmedikamente seit fünf Tagen nicht nehmen konnte, inzwischen in einem Krankenhaus gelandet.

Erst vor ein paar Wochen hatte die „Norwegian Dawn“ für Aufsehen gesorgt. Wegen des Verdachts auf einen Cholera-Ausbruch saßen im Februar mehr als 3000 Menschen – gut 2000 Passagiere und 1000 Besatzungsmitglieder – an Bord des Ozeanriesen fest. Der Verdacht bestätigte sich letztlich nicht. (mbr)

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