KriminalstatistikMehr Kinderpornografie und Gewalt gegen Frauen

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Iris Spranger (SPD, v.l.n.r.), Berliner Innensenatorin, Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes und Bundesinnenminsterin Nancy Faeser (SPD)

Iris Spranger (SPD, v.l.n.r.), Berliner Innensenatorin, Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes und Bundesinnenminsterin Nancy Faeser (SPD)

Die Polizeiliche Kriminalstatistik sieht noch weitere Opfergruppen, die verstärkt betroffen sind.

Die Zahl der angezeigten Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornografie ist erneut gestiegen. Im vergangenen Jahr waren es 54.188 Fälle, ein Plus von fast 8 Prozent, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2022 hervorgeht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) stellte die Statistik am Donnerstag in Berlin vor.

Auch Kinder selbst verbreiteten etwa in Gruppenchats - oft in Unkenntnis der Strafbarkeit - solche Gewaltdarstellungen, hieß es. Der Anteil der Tatverdächtigen unter 18 Jahren liege bei 41,1 Prozent.

Der Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen habe für sie „höchste Priorität“, sagte Faeser. Online-Plattformen sollten künftig europaweit in die Pflicht genommen werden. Dazu sei auch ein EU-Zentrum gegen Kindesmissbrauch geplant, bei dem Opfer nachforschen könnten, ob Missbrauchsabbildungen noch im Umlauf sind. Zudem seien zur Prävention Medienkompetenz, Bildung und Sensibilisierung erforderlich.

Mehr Kriminalität: Anzeigebereitschaft in Deutschland nimmt zu

Die Behörden erwarteten für die kommenden Polizeistatistiken weiter steigende Zahlen, weil die Anzeigebereitschaft zunehme. Dadurch komme das Dunkelfeld der Straftaten zunehmend ins Hellfeld und werde statistisch erfasst. Auch bei der Gewalt gegen Frauen stiegen den Angaben zufolge die Zahlen. 92,4 Prozent der Opfer von „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ und 80 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt seien Frauen. Straftaten gegen Frauen sollten in künftigen Statistiken genauer erfasst und ausgewertet werden, kündigte Faeser an. Dazu solle es bis Sommer auch ein aktuelles Lagebild geben.

Laut PKS sind im vergangenen Jahr auch mehr Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten Opfer von Gewalt geworden. Jede Stunde würden 13 Rettungs- und Einsatzkräfte von Polizei- und Rettungsdienst Opfer einer Straftat, erklärte die Vorsitzende der Innenministerkonferenz der Länder, Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Zwei von drei registrierten Tatverdächtigen seien deutsche Staatsbürger. Die Zahl der deutschen Tatverdächtigen sei um 4,6 Prozent, die der nichtdeutschen um 14,8 Prozent gestiegen.

Kriminalität: „Nachholeffekt“ nach der Corona-Pandemie

Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, erklärte die gestiegenen Zahlen im Bereich der Strafdelikte von Zugewanderten mit der insgesamt erhöhten Zahl der Zuwanderungen: „Die auf den ersten Blick negative Entwicklung ist noch nicht automatisch alarmierend“, sagte Münch. Man beobachte die Entwicklung.

Laut PKS gab es erstmals seit dem Beginn der Corona-Pandemie mit 5,6 Millionen wieder deutlich mehr angezeigte Straftaten - ein Plus von 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als tatverdächtig wurden 2,093 Millionen Menschen registriert, ein Plus von 10,7 Prozent. Durch einen möglichen „Nachholeffekt“ nach der Corona-Pandemie sei auch die Zahl der tatverdächtigen Minderjährigen angestiegen, hieß es.

Die häufigsten Delikte seien in dieser Altersgruppe Diebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung und leichte Körperverletzung. Im Berichtsjahr wurden in allen Straftatbeständen insgesamt 1,1 Millionen Opfer gezählt, ein Plus von knapp 17 Prozent. (kna)

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