MonarchieDie einsame Königin

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Mit vollem Namen heißt Sofia: Sofia Margarita Victoria Friederika von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg Hannover, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Griechenland und Dänemark.

Mit vollem Namen heißt Sofia: Sofia Margarita Victoria Friederika von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg Hannover, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Griechenland und Dänemark.

Hätte das spanische Königshaus sich an Königin Sofía orientiert, es hätte sich den alten Glanz vielleicht bewahren können. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Spaniens Königshaus die höchstangesehene Institution des Landes war. Ein kleines Wunder, wenn man bedenkt, dass die Spanier ihren vorigen König, Alfonso XIII., aus dem Amt gejagt und 1931 die Republik ausgerufen hatten. Doch als Juan Carlos, Alfonsos Enkel, 1975 nach fast 40 Jahren Franco-Diktatur wieder den spanischen Thron besetzte, gewann er gemeinsam mit seiner Frau Sofía in kurzer Zeit die beinahe ungeteilte Sympathie seiner Landsleute. Das Paar verkörperte eine moderne Monarchie, die Stütze und Schutzschild der jungen Demokratie war.

Die Bürger erwarten von den Königen und den Prinzen ein Beispiel. Und sie haben alles Recht dazu: Man muss es ihnen geben. Das ist die königliche Würde.

Ihrer Biografin Pilar Urbano diktierte Sofía 1996 in den Block, was sie unter einer guten Monarchie versteht: „Die Bürger erwarten von den Königen und den Prinzen ein Beispiel. Und sie haben alles Recht dazu: Man muss es ihnen geben. Das ist die königliche Würde.“ Sofía, die am heutigen Samstag 75 Jahre alt wird, versucht bis heute, den Spaniern ein Beispiel an königlicher Würde zu sein. Doch sie hat es schwer.

Sofia kam als Tochter des Königspaares Paul I. von Griechenland und Friederike von Hannover zur Welt, als Urenkelin des deutschen Kaisers Wilhelm II trägt sie den vollen Name: Sofia Margarita Victoria Friederika von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg Hannover, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Griechenland und Dänemark.

Mit den Eltern floh Sofia während des Zweiten Weltkriegs vor der deutschen Besatzung aus Griechenland, wuchs in Ägypten und Südafrika auf. Nach dem Krieg besuchte die Königstochter das deutsche Elite-Internat Salem und machte eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, seitdem spricht sie auch fließend Deutsch.

Heute kämpft die Königin vor allem mit einer Familie, der ihre Rolle zu groß geworden ist. Der Erste, der allzu offensichtlich aus der Rolle fiel, war Sofías Schwiegersohn Iñaki Urdangarin, der Ehemann der zweitgeborenen Königstochter Cristina. Ein Untersuchungsrichter in Palma de Mallorca ermittelt seit zwei Jahren gegen ihn, weil er sich bei Geschäften mit öffentlichen Auftraggebern mutmaßlich illegal bereichert hat. Vieles spricht dafür, dass auch die Infantin Cristina in dessen unsaubere Geschäfte verwickelt war. Sofía verstand in dieser Affäre anfangs ihre eigene Rolle falsch. Statt Distanz zu wahren, besuchte sie im Dezember 2011 Tochter und Schwiegersohn in ihrem damaligen Wohnort Washington und ließ sich dabei auch noch von der Klatschzeitschrift „Hola“ fotografieren. Die zur Schau getragene Solidarität mit den schwarzen Schafen der Familie nehmen ihr viele Spanier bis heute übel.

Schmerzhafte Enthüllungen

Kurz darauf veröffentlichte die spanische Journalistin Pilar Eyre ein Buch unter dem Titel „Die Einsamkeit der Königin“, das sich schnell zum Bestseller entwickelte – und mit dem Tabu brach, dass der Königsfamilie niemand unter die Bettdecke zu schauen habe. Eyre berichtete ausführlich über vorgebliche Liebeshändel des Königs und die Resignation der Königin, die den Treuebrüchen seit Jahrzehnten machtlos zusehe. Die Enthüllungen kamen für die Spanier nicht überraschend. Neu war die Selbstverständlichkeit, mit der die Autorin darüber schrieb.

Im April 2012 sorgte König Juan Carlos für den nächsten Skandal, als er sich während eines Elefantenjagdausflugs im afrikanischen Botswana die Hüfte brach. Eine seiner Reisebegleiterinnen war die deutsche Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, die sich später in mehreren Interviews selbst als „innige Freundin“ des Königs zu erkennen gab. Auch das musste Sofía schlucken. Doch eine Nebenwirkung der ungewollten neuen Offenheit war eine langsam wieder zunehmende Sympathie der Spanier für ihre Königin – zu großem Teil aus Mitleid gespeist.

Ihren 75. Geburtstag will die Mutter der drei Kinder Elena (49), Cristina (48) und Thronfolger Felipe (45) und achtfache Großmutter im kleinen Rahmen feiern. (mit stes)

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