Eine neue Studie der Universität Cambridge ordnet Menschen auf einer Monogamie-Skala ein und vergleicht sie mit anderen Säugetieren.
Monogamie-StudieMenschen treuer als Erdmännchen, aber untreuer als Biber

Erdmännchen stehen im Zoo Hannover unter einer Wärmelampe. (Symbolbild)
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Menschen gehören laut einer neuen Rangliste zu den eher monogamen Säugetieren. In einer Studie der Universität Cambridge belegen sie den siebten Platz von 35 untersuchten Arten. Darüber berichtet unter anderem die Tageszeitung „The Guardian“.
Damit platzieren sich Menschen vor Weißhandgibbons und Erdmännchen, liegen jedoch hinter Arten wie dem Schnurrbarttamarin und dem Eurasischen Biber. Dr. Mark Dyble, ein evolutionärer Anthropologe aus Cambridge, merkte an, dass sich Menschen zwar in der Spitzengruppe der monogamen Arten befinden, die große Mehrheit der Säugetiere jedoch einen weitaus promiskuitiveren Ansatz bei der Paarung verfolgt.
Biber leben besonders monogam – selbst treuer als der Mensch
Um die Rangliste zu erstellen, analysierte Dyble genetische Daten aus verschiedenen Studien und berechnete für jede Art den Anteil von Voll- zu Halbgeschwistern. Bei Menschen wurde eine Rate von 66 Prozent Vollgeschwistern festgestellt, was bedeutet, dass Vollgeschwister doppelt so häufig sind wie Halbgeschwister. Im Vergleich dazu erreichten Biber einen Wert von 72 Prozent, während Erdmännchen knapp dahinter bei 60 Prozent lagen.

Eine neue Studie der Universität Cambridge ordnet Menschen auf einer Monogamie-Skala ein und vergleicht sie mit anderen Säugetieren wie Erdmännchen. (Symbolbild)
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Am unteren Ende der Skala finden sich Tiere wie verwilderte Hauskatzen, Große Tümmler sowie die nahen genetischen Verwandten des Menschen, Schimpansen und Berggorillas. Berggorillas erreichten einen Wert von nur 6 Prozent, Schimpansen und Delfine lagen bei 4 Prozent. Die Soay-Schafe aus Schottland bilden das Schlusslicht, da sich jedes Mutterschaf mit mehreren Böcken paart. Die Ergebnisse der Studie wurden in den „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht.
Forscher uneins über Ursprung der Monogamie
Obwohl Schimpansen und Gorillas genetisch eng mit dem Menschen verwandt sind, sind ihre Gesellschaften sehr unterschiedlich strukturiert. Schimpansen leben weitgehend promiskuitiv, während Gorillas ein polygynes System haben, bei dem sich ein Silberrückenmännchen mit etwa einem halben Dutzend Weibchen paart.

Biber sollen besonders monogam leben – selbst treuer als der Mensch. (Symbolbild)
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Laut Robin Dunbar, Professor für evolutionäre Psychologie an der Universität Oxford, befänden sich Menschen genau an der Schwelle zwischen monogamen und polygamen Spezies. Er argumentiert, dass soziale und religiöse Vorschriften Menschen oft zusammenhalten. „Wenn diese Religionen ihre Kraft verlieren, entsteht schnell serielle Monogamie oder Polygamie unter anderem Namen“, so Dunbar. Er fügte hinzu, es bestehe die Gefahr, Wunsch und Wirklichkeit zu verwechseln: „Menschen wünschen sich Polygamie, werden aber durch soziale oder religiöse Drohungen in eine widerwillige Form der Monogamie gezwungen.“
Warum der Mensch monogam wurde: Evolutionärer Schutz vor Infantizid
Dr. Kit Opie, ein evolutionärer Anthropologe an der Universität Bristol, sieht die entscheidende Frage darin, wie der Mensch überhaupt monogam wurde. Er vertritt die Ansicht, dass sowohl die Promiskuität von Schimpansen als auch die Monogamie des Menschen Gegenstrategien zum Infantizid durch Männchen sind, einem akuten Problem bei Primatenarten mit großen Gehirnen.
Weibchen versuchen demnach entweder, die Vaterschaft durch Promiskuität zu verschleiern, sodass alle Männchen der Gruppe als potenzielle Väter gelten, oder sie schaffen durch Monogamie eine (fast) sichere Vaterschaft, damit ein einzelnes Männchen in den Nachwuchs investiert und ihn beschützt. (jag)

