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Vier Jahre in Neuseelands WildnisPolizei veröffentlicht erste Fotos vom Camp des Kindesentführers

3 min
In dem Camp waren Autoreifen und ein Wasserkanister zu sehen.

In dem Camp waren Autoreifen und ein Wasserkanister zu sehen.

Nach dem dramatischen Ende einer Kindesentführung in Neuseeland gibt die Polizei erstmals Einblicke in das letzte Camp der Familie. 

Nach dem tragischen Ausgang einer Kindesentführung in Neuseeland hat die Polizei nun erste Informationen zum Fall veröffentlicht. Die Ermittler präsentierten Bilder eines improvisierten Lagers tief in der Wildnis, in dem sich Tom Phillips zuletzt gemeinsam mit seinen drei Kindern verborgen hielt, bevor er am Montag von Einsatzkräften tödlich angeschossen wurde.

Phillips war bereits vor knapp vier Jahren während eines eskalierten Sorgerechtsstreits mit seinen beiden Töchtern und seinem Sohn in das abgelegene Buschgebiet der neuseeländischen Nordinsel geflüchtet. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens waren die Kinder acht, sieben und fünf Jahre alt.

Schießerei bei Polizeieinsatz

Die Fotos entstanden in den dichten Wäldern des Bezirks Waitomo. Zu sehen sind unter anderem Autoreifen und ein Wasserkanister. In dem Lager hatten die Behörden am Montag zwei der Kinder nach fieberhafter Suche gefunden.

Die Familie soll ihr Versteck immer wieder gewechselt haben.

Die Familie soll ihr Versteck immer wieder gewechselt haben.

Bevor es zu dem tödlichen Schusswechsel kam, hatte Phillips in der Ortschaft Piopio nach einer Flucht mit einem Quadbike das Feuer auf Polizisten eröffnet – dabei war eines seiner Kinder Augenzeuge. Die Beamten erwiderten das Feuer, wobei Phillips tödlich getroffen wurde. Ein Polizist erlitt eine Kopfverletzung und musste umgehend notoperiert werden.

Ausgelöst wurde der Einsatz durch einen bewaffneten Einbruch auf einem landwirtschaftlichen Anwesen. Dort trafen die Einsatzkräfte auf Phillips und eines seiner Kinder, die sich daraufhin mit einem Quadbike aus dem Staub machten. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd kam es zur Eskalation mit tödlichem Ausgang.

Von den beiden anderen Kindern fehlte zunächst jede Spur. Erst am Montagnachmittag (Ortszeit) wurden sie im provisorischen Lager aufgespürt. Nach Angaben der Behörden befinden sich alle drei Kinder den Umständen entsprechend in stabilem Zustand.

Schusswaffen sichergestellt

Das provisorische Camp lag rund zwei Kilometer vom Tatort entfernt, an dem Phillips starb. Die Polizei stellte dort auch mehrere Schusswaffen sicher. Das Gebiet blieb zunächst abgesperrt, Spezialisten sammelten Spuren. Details dazu, wie die Kinder in den vergangenen vier Jahren lebten und wovon sie sich ernährten wurden zunächst nicht bekannt.

Die abgelegenen Wälder in der Region sind von dichten Farnen bewachsen.

Die abgelegenen Wälder in der Region sind von dichten Farnen bewachsen.

Über Jahre hinweg sorgte der Fall immer wieder für öffentliche Aufmerksamkeit. Bereits im Dezember 2021 hatte Tom Phillips seine drei Kinder nach einem eskalierten Familienstreit mitgenommen und sich mit ihnen abgesetzt. Trotz zahlreicher Hinweise und Beobachtungen blieb sein Aufenthaltsort lange unbekannt.

Im Oktober 2024 stießen schließlich Wildschweinjäger in den Hügeln südlich der Ortschaft Marokopa auf die Familie – allerdings nur aus weiter Entfernung. Sie gelangten zu einem Foto, das weltweit verbreitet wurde: Die Kinder, gekleidet in Tarnanzügen und mit schweren Rucksäcken auf dem Rücken, liefen dicht hinter ihrem Vater durch das unwegsame Gelände.

Die Geschwister seien unterdessen noch am Montagabend wieder zusammengeführt und der Obhut der Kinderschutzbehörde übergeben worden, teilte die Polizei mit. „Ich kann bestätigen, dass die Kinder den Umständen entsprechend gut zurechtkommen und mit dem Personal zusammenarbeiten“, sagte Warwick Morehu, ein Sprecher der Behörde. „Ich möchte Ihnen allen versichern, dass die Kinder alle nötige Unterstützung erhalten, so lange sie diese benötigen. Ich kann Sie nur bitten, ihnen etwas Privatsphäre zu gewähren.“ (dpa)