„Zur Rechenschaft ziehen“Niederländisches Königshaus überspringt Ostergrüße – flammende Rede von Willem-Alexander

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König Willem-Alexander hält sich in politischen Fragen meist zurück. Anlässlich der Ukraine-Konferenz hat er jedoch eine sehr politische Rede veröffentlicht.

König Willem-Alexander hält sich in politischen Fragen meist zurück. Anlässlich der Ukraine-Konferenz hat er jedoch eine sehr politische Rede veröffentlicht. (Archivbild)

Das niederländische Königshaus ist zur Neutralität verpflichtet, doch in einer Rede weicht Willem-Alexander überraschend vom Protokoll ab.

König Willem-Alexander der Niederlande hat mit einer persönlichen Videobotschaft die Ukraine-Konferenz in Den Haag am Dienstag (2. April) eröffnet. Während andere Königshäuser die vergangenen Osterfeiertage für einen Ostergruß nutzten, verzichtete der 56-Jährige auf eine solche Botschaft und feilte stattdessen an seiner überraschend politischen Rede. Der Monarch veröffentlichte diese auch auf dem offiziellen Instagram-Account des niederländischen Königshauses.

König Willem-Alexander: Politische Rede sorgt für Aufsehen

„Die Verantwortlichen für die Verbrechen gegen die Ukraine und ihr Volk müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte König Willem-Alexander mit ernster Miene in seiner flammenden Rede zur Ukraine-Konferenz. „Unser Mitgefühl gilt dem ukrainischen Volk, das der russischen Aggression so lange widerstanden hat. Russlands Krieg in der Ukraine ist ein Skandal. Nicht nur für die Opfer. Sondern auch für die Werte, für die wir alle stehen. Er ist ein Angriff auf alles, was uns lieb und teuer ist“.

In seiner Rede richtete König Willem-Alexander eine Botschaft der Hoffnung an das ukrainische Volk. Er betonte, dass die Ukraine nicht allein sei und dass die internationale Gemeinschaft jetzt und in Zukunft an ihrer Seite stehe. Gemeinsam habe man bereits wichtige Grundlagen geschaffen, um die Verantwortlichen für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen.

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Die Gründung des Internationalen Zentrums zur Verfolgung des Verbrechens der Aggression und das Schadensregister für die Ukraine seien nur zwei Beispiele dafür. Es bleibe aber noch viel zu tun. Auf diesem soliden Fundament werde im Rahmen der Konferenz weiter aufgebaut. Willem-Alexander versicherte, dass man der Ukraine so lange wie nötig zur Seite stehen werde, um Gerechtigkeit wiederherzustellen und Frieden in die Ukraine zu bringen. Zum Abschluss seiner in Englisch gehaltenen Rede wünschte er der Konferenz einen produktiven Verlauf.

König Willem-Alexander weicht von Protokoll ab

Mit seiner Rede hat König Willem-Alexander die Grenzen der üblichen königlichen Zurückhaltung in politischen Angelegenheiten neu ausgelotet. Als Staatsoberhaupt, dessen Rolle traditionell durch politische Neutralität und Zurückhaltung definiert ist, überraschte der Monarch mit Äußerungen, die auch in den Kommentarspalten auf Instagram ein starkes politisches Echo hervorrufen. So fragen dutzende Kommentare nach einer Stellungnahme zum Nahost-Konflikt, besonders im Hinblick auf die Lage in Gaza.

König Willem-Alexander der Niederlande und seine Frau Maxima (r) posieren für Fotos während des französischen Staatsbesuchs in den Niederlanden im April 2023.

König Willem-Alexander der Niederlande und seine Frau Maxima (r) posieren für Fotos, während des französischen Staatsbesuchs in den Niederlanden im April 2023.

„Gut, und die Israelis, die Kriegsverbrechen gegen die Palästinenser begehen, werden auch nach Den Haag kommen?“, fragt ein Kommentar. „Und die Verantwortlichen für die Verbrechen gegen Palästina und sein Volk müssen zur Rechenschaft gezogen werden, einschließlich der europäischen Helfershelfer, die diesen Völkermord gebilligt haben“, wird ein anderer Kommentator noch deutlicher. Dutzende von Kommentaren gehen in die gleiche Richtung.

Das niederländische Königshaus hatte sich jedoch in den vergangenen Tagen mit dem Thema beschäftigt. So trafen sich König Willem-Alexander und Königin Máxima vergangene Woche mit Amsterdamer Gruppen, um mit ihnen über die Auswirkungen der aktuellen Situation in Gaza und Israel auf die Niederlande zu sprechen.

Die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema moderierte die Gespräche mit Menschen palästinensischer, jüdischer und muslimischer Herkunft über die Auswirkungen des Konflikts auf ihr tägliches Leben und ihren Umgang miteinander. Darüber informierte das Königshaus unter anderem auf seiner offiziellen Website. 

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