Franz Müntefering spricht bei „Markus Lanz“ offen über den Bruch mit Gerhard Schröder.
„Nicht gut aufeinander zu sprechen“Franz Müntefering rechnet mit Gerhard Schröder bei Markus Lanz ab

Im Gespräch mit Markus Lanz packte Franz Müntefering über sein Verhältnis zu Gerhard Schröder aus.
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Franz Müntefering hat bei „Markus Lanz“ im ZDF den tiefen Bruch mit seinem langjährigen politischen Weggefährten Gerhard Schröder öffentlich gemacht. Der frühere SPD-Chef und Vizekanzler erklärte am Donnerstagabend (29. Mai 2025), dass zwischen ihm und dem Altkanzler seit geraumer Zeit keinerlei Kontakt mehr bestehe.
„Markus Lanz“: Franz Müntefering und Gerhard Schröder haben keinen Kontakt mehr
Auch zu seinem 85. Geburtstag im Januar habe es keinerlei Glückwünsche gegeben: „Er hat mir nicht geschrieben. Ich ihm allerdings auch nicht. Wir sind im Moment nicht gut aufeinander zu sprechen.“ Als Anlass nannte Müntefering Schröders Haltung zum Krieg in der Ukraine. Kurz nach Beginn der russischen Invasion habe er Schröder persönlich angeschrieben – eine Antwort blieb bis heute aus.

Früher Seite an Seite – heute Funkstille: Franz Müntefering (links) und Gerhard Schröder (rechts) bei einem früheren gemeinsamen Auftritt im Bundestag. Nun sprach Müntefering bei „Markus Lanz“ über den tiefen Bruch mit dem Altkanzler. (Archivbild)
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In dem Schreiben habe er Schröder direkt aufgefordert, sich von Putins Vorgehen zu distanzieren: „Du musst dem Putin sagen, das ist ein Verbrechen, du musst dich davon distanzieren, das geht nicht, das kann ein Sozialdemokrat nicht akzeptieren!“ Die ausbleibende Reaktion auf seinen Brief enttäuschte den SPD-Politiker sichtlich.
Brief an Schröder blieb unbeantwortet
Auf Nachfrage von Markus Lanz, ob sich beide seither nicht mehr gesprochen hätten, antwortete Müntefering knapp: „Nein.“ Ob ihn das treffe, bejahte er mit einem einfachen „Ja“. Rückblickend beschreibt er das Verhältnis als eher politisch geprägt, nicht freundschaftlich, habe aber dennoch ein klares Signal erwartet: „Ich habe mir von ihm schon erwartet, dass er sieht, dass dieser Krieg zu Ende gehen muss und man das nicht irgendwo wegschieben kann.“
Trotz der Kritik an Schröder äußerte sich Müntefering differenziert zur Russlandpolitik vergangener Regierungen. Die Haltung von Gerhard Schröder und auch von Angela Merkel hält er im Kern nicht für falsch. Die Idee, mit Russland wirtschaftlich zu kooperieren, sei historisch gewachsen: „Wenn es im Osten Europas Öl und Gas gibt, wieso soll man dann nicht miteinander handeln? So war unsere Vorstellung seit Willy Brandt.“
Auf die Frage, ob es in der SPD Aufarbeitung brauche, reagierte er zurückhaltend. Schröders Verhalten wolle er nicht weiter beurteilen: „Weiß ich nicht. Müsste er mir selbst sagen. Da will ich auch nicht weiter darüber nachdenken.“