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Nach Ausladung aus „NDR Talk Show“Jennifer Weist wettert gegen ARD-Sender

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Jennifer Weist von der Band Jennifer Rostock auf dem roten Teppich.

Jennifer Weist von der Band Jennifer Rostock auf dem roten Teppich. (Archivbild)

Die Jennifer Rostock-Sängerin wollte eigentlich ein neues Buch vorstellen – nun kritisiert sie den Sender und verweist auf den Bildungsauftrag.

Jennifer Weist, Sängerin der Band Jennifer Rostock und frischgebackene Buchautorin, sollte in der aktuellen Ausgabe der „NDR Talk Show“ ihr neues Werk „Nackt – Mein Leben zwischen den Zeilen“ vorstellen. Bereits im vergangenen Jahr habe sich ein Redakteur des NDR bei ihr gemeldet, im Januar folgte dann die offizielle Einladung über ihren Verlag.

„Sie wollten unbedingt die Ersten sein, die über mein Buch berichten, und haben sich sogar die Exklusivrechte gesichert“, so Weist in einem Video, das sie am Freitag (9. Mai 2025) vor der Ausstrahlung der aktuellen „NDR Talk Show“ veröffentlichte. Das bedeutete: keine weiteren Talkshow-Auftritte vor oder kurz nach dem Sendetermin. Vergangene Woche kam laut Weist dann überraschend die Ausladung.

Jennifer Rostock-Sängerin ausgeladen: Kritik an Begründung des NDR

Die Musikerin äußert sich in dem Video deutlich verärgert. „Und natürlich ist das ein absoluter Kack-Move. Ich habe jetzt keine Möglichkeit mehr, bis zum Release des Buches nächste Woche Dienstag in eine andere Sendung oder Talkshow zu kommen“, erklärt Weist. Besonders empört zeigt sie sich über die Begründung: „Die ‚NDR Talk Show‘ ließ mir über meinen Verlag mitteilen, dass sie sich jetzt noch mal eingehend mit den Themen, die ich in meinem Buch anspreche, beschäftigt hätten und dass leider diese Themen gar nicht so gut reinpassen würden in so eine Talkshow. Freitagabend im Öffentlich-Rechtlichen. Alles klar!“

Weist verweist in ihrer Kritik ausdrücklich auf den im Staatsvertrag festgelegten Bildungsauftrag des Norddeutschen Rundfunks. „Ich möchte kurz darüber sprechen, welchen Auftrag eigentlich öffentlich-rechtliche Sender haben“, fährt die 38-Jährige fort.

Verweis auf Bildungsauftrag des NDR

„Wenn ihr nämlich auch in Zukunft vorhabt, nicht mehr über gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen und damit auch keinen Beitrag mehr zur Bildung oder Meinungsbildung in der Gesellschaft beizutragen, dann brecht ihr den Vertrag, den ihr selbst aufgestellt habt und an den ihr euch zu halten habt. Dann schafft ihr euch selbst ab. Ich bin zwar kein öffentlich-rechtlicher Sender, aber ich habe hier den Bildungsauftrag meinerseits ganz klar gesehen und angenommen. Gern geschehen.“

Jennifer Weist von Jennifer Rostock bei einer Show-Premiere

Jennifer Weist von Jennifer Rostock bei einer Show-Premiere. (Archivbild)

Weist zeigt teils Verständnis: Themen wie „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ passten vielleicht nicht. Sie habe dennoch den Sender gefragt, warum nicht über andere zentrale Aspekte des Buches gesprochen werde – etwa über ihre Kindheit in Mecklenburg-Vorpommern sowie Erfahrungen mit rechtsextremen Ideologien. Auch Themen wie sexualisierte Gewalt, Misogynie oder Machtmissbrauch in der Musikbranche seien für ein breites Publikum relevant.

Die Antwort des NDR laut Weist: „Sie glauben, dass sie diesen Themen in meiner Redezeit, die meist um die 15 Minuten entspricht, nicht gerecht werden können. Ja, und deswegen beschließt man eben, es gleich zu lassen.“ Die betreffende Ausgabe der „NDR Talk Show“ wurde am Freitagabend um 22 Uhr ausgestrahlt und von Bettina Tietjen und Steven Gätjen moderiert. 

Promis und Fans unterstützen Jennifer Weist

Unter dem veröffentlichten Instagram-Video von Jennifer Weist äußerten sich mittlerweile prominente Unterstützerinnen. Moderatorin Ruth Moschner schrieb: „Wir bündeln unsere Reichweite und machen hier Werbung!“ Auch MDR-Moderatorin Sissy Metzschke lobte den offenen Umgang mit den Inhalten des Buches: „Von Herzen danke, dass du diesen wichtigen, leider unterrepräsentierten Themen Raum und uns damit die Chance auf Austausch, Teilhabe und Informationen gibst.“

Neben bekannten Namen erhält Weist auch viel Zuspruch aus ihrer Community. Eine Nutzerin kommentierte: „Aber AfD-Leute einladen, ist fein. Alles klar“ – über 1500 Menschen markierten diesen Kommentar mit „Gefällt mir“. Auch der nächste Kommentar „Ganz schön traurig NDR. Buch ist bestellt. Freue mich auf deine Transparenz“, wurde vielfach positiv hervorgehoben.