Die Sängerin musste gegen ihren Willen immer wieder mit Prostituierten schlafen. Combs' Drogenkonsum war auch Thema.
Im KreuzverhörAnwälte nehmen Combs' Ex-Freundin in die Mangel – Verstörende SMS sorgen für Aufsehen

Sean „Diddy“ Combs und seine langjährige Freundin Cassie Ventura. (Archivfoto)
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Im Kreuzverhör hat sich die hochschwangere Kronzeugin im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs ganz wacker geschlagen. Comby' Ex-Freundin Cassie Ventura packte dabei über den exzessiven Drogenkonsum des Angeklagten aus. Die Sexorgien, die sogenannten „Freak Offs“, wurden ebenfalls thematisiert. An einigen Stellen geriet die Sängerin aber unter Druck.
Cassie Ventura berichtete am dritten Tag im Zeugenstand über die Eskapaden in der langjährigen Beziehung mit dem weltbekannten US-Rapper. Dabei musste sie vor Gericht in New York unter Befragung von Combs' Verteidigern auch verstörende Textnachrichten mit expliziten Inhalten vorlesen.
Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs: Verteidigung nimmt Kronzeugin in die Mangel
Elf Jahre lang seien die beiden ein Paar gewesen, sie habe ihn geliebt, räumte Ventura übereinstimmenden Medienberichten zufolge ein. Er sei anfangs „sehr süß“ und „aufmerksam“ gewesen, sagte Ventura laut der „New York Times“.

Eine Zeichnung der hochschwangeren Cassie Ventura im Gerichtssaal.
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Textnachrichten an Combs, die Ventura laut vorlesen sollte, waren offenbar Teil der Strategie der Verteidigung, die heute 38-Jährige als willige Teilnehmerin in den von Combs organisierten Orgien darzustellen. Befragt von Anwältin Anna Estevao musste Ventura auch mehrere teils explizite Textnachrichten wiedergeben, die Zuneigung gegenüber Combs ausdrückten.
Dabei kamen auch widersprüchliche Aussagen gegenüber ihren Schilderungen von den Vortagen ans Tageslicht. In einer hatte sie geschrieben, sie sei „immer bereit“ für die Treffen mit männlichen Prostituierten, bei denen Combs sie beim Sex mit diesen beobachten wollte.
Kronzeugin muss Textnachrichten im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs vorlesen
Bei der Befragung durch die Staatsanwaltschaft in den vergangenen Tagen hatte Ventura von langen Orgien unter Drogeneinfluss erzählt. Dabei habe der heute 55 Jahre alte Rapper sie dazu gedrängt, mit fremden Männern Sex nach seinem Willen zu vollführen. Mit Videoaufnahmen davon hatte Combs Ventura ihrer Aussage zufolge erpresst. Auch habe er sie körperlich immer wieder misshandelt.
Im Kreuzverhör von Combs' Anwälten gab Ventura über häufigen Drogenkonsum Auskunft. Beide hätten über Jahre hinweg Opioide konsumiert, zudem waren Drogen wie Ecstasy und Kokain im Spiel. Sie berichtete über einen Vorfall im Jahr 2012, bei dem Combs nach dem Besuch eines Sexclubs und übermäßigem Drogenkonsum von ihr ins Krankenhaus gebracht worden sei. Die Verteidigung könnte damit nahe legen, dass der Drogenmissbrauch und mögliche Entzugserscheinungen das Verhalten des Rappers beeinflussten, berichtete die „New York Times“.
Cassie Venturea packt über Sean „Diddy“ Combs' Drogenkonsum aus
Ventura, die seit 2019 mit dem Trainer Alex Fine verheiratet ist und ihr drittes Kind erwartet, wurde am Freitag erneut im Zeugenstand erwartet. Richter Arun Subramanian deutete laut Medienberichten an, dass die hochschwangere Zeugin ihre Aussage in dieser Woche beenden würde. Unter den nächsten Zeugen ist demnach die Sängerin Dawn Richard (41), die Combs ebenfalls Missbrauch vorwirft.
Der Rapper Combs, der seit Mitte September in Untersuchungshaft sitzt, sieht sich schweren Vorwürfen gegenüber: Sexhandel, organisierte Kriminalität und weitere Straftaten. Er bestreitet sämtliche Anschuldigungen und plädierte auf nicht schuldig.
In ihrem Eröffnungsplädoyer räumte die Verteidigung ein, dass Combs Frauen gegenüber gewalttätig gewesen sei – die Vorwürfe des Sexhandels wiesen seine Anwälte jedoch entschieden zurück. Combs' Familie ergriff am Montag noch die Flucht aus dem Gerichtssaal. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Der Prozess soll rund acht Wochen dauern.
Combs („I'll Be Missing You“) wurde in den 90er Jahren weltberühmt und half unter seinen Pseudonymen Puff Daddy oder Diddy dabei, Rap zu einem internationalen Phänomen zu machen. (mbr/afp)