Auch die mehr als 1.000 Flaschen Babyöl waren Thema am ersten großen Prozesstag in New York.
Prozess in New YorkTöchter von Rapper „Diddy“ Combs flüchten plötzlich aus Gerichtssaal

Die Gerichtszeichnung zeigt Sean „Diddy“ Combs, der den Eröffnungsplädoyers am ersten Verhandlungstag vor dem Bundesgericht in Manhattan zuhört.
Copyright: Elizabeth Williams/AP/dpa
Im Prozess gegen den US-Rapper Sean „Diddy“ Combs wegen sexueller Gewalt haben die ersten Zeugenaussagen für Aufsehen gesorgt. Die mit dem Fall betraute Staatsanwältin beschuldigte den Musiker der Manipulation von Frauen. „Er nutzte seine Unternehmen, um Frauen zu manipulieren und dazu zu zwingen, mit männlichen Prostituierten zu schlafen, während er zusah“, sagte Staatsanwältin Emily Johnson am Montag in ihrem Eröffnungsplädoyer vor dem Bundesgericht in New York.
Die Staatsanwaltschaft wirft Combs vor, Frauen und Männer sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys genötigt zu haben. Seine Verteidiger argumentierten dagegen bereits vor Prozessbeginn, sämtliche sexuellen Kontakte ihres Mandanten seien einvernehmlich gewesen und hätten zu dessen Lebensstil als „Swinger“ mit häufig wechselnden Sexualpartnern gehört.
Combs' Anwältin verteidigt seinen extremen Babyöl-Verbrauch
Combs' Verteidigerin Teny Geragos sagte in ihrem Eröffnungsplädoyer, es gehe in dem Fall um „Liebe, Eifersucht, Untreue und Geld“ und die Frauen, die den Rapper anklagten, seien „fähige, starke, erwachsene Frauen“.
Auch das Babyöl wurde thematisiert, nachdem laut Anklageschrift 1.000 Flaschen des Öls und Gleitmittel in seinem Anwesen entdeckt wurden. „Er ist gewalttätig, er nimmt Drogen, und Sie wissen vielleicht von seiner Liebe zu Babyöl. Ist das ein Verbrechen? Nein!“, sagte Diddys Verteidigerin.
Staatsanwältin beschuldigt Rapper „Diddy“ Combs der Manipulation von Frauen
Staatsanwältin Johnson betonte jedoch, es gehe in dem Prozess nicht um Combs' Privatleben. „In diesem Fall geht es nicht um die privaten sexuellen Vorlieben einer berühmten Persönlichkeit.“ Vielmehr gehe es um „Zwang und kriminelle Taten“, sagte Johnson.
Vor Beginn der Eröffnungsplädoyers wurde am Montag zunächst die Auswahl der Geschworenen abgeschlossen. Ausgewählt wurden acht Männer und vier Frauen. Der Vorsitzende Richter Arun Subramanian hatte die Festsetzung der Geschworenen zuvor wegen der Sorge verschoben, dass Kandidaten über das Wochenende „kalte Füße“ bekommen könnten. Bereits in der vergangenen Woche waren die potenziellen Geschworenen auf ihre Fähigkeit hin überprüft worden, unvoreingenommen Aussagen von Hip-Hop-Musikern, Sexarbeiterinnen und Drogennutzern verfolgen zu können.
Familie von „Diddy“ Combs verlässt plötzlich Gerichtssaal
Die Geschworenen in dem Prozess bleiben anonym. Sie werden nicht unter Aufsicht gestellt und müssen damit selbst dafür sorgen, sich von der Berichterstattung über das aufsehenerregende Verfahren in den Medien sowie von Kommentaren dazu in Onlinediensten fernzuhalten, um nicht in ihrer Urteilsfindung beeinflusst zu werden.

Die Töchter Jessie Combs, Chance Combs, D'Lila Star Combs verließen den Prozess vorzeitig.
Copyright: AFP
Wichtigste Zeugin in dem Prozess dürfte Combs' Ex-Freundin Cassandra „Cassie“ Ventura sein, die den Musiker 2023 wegen jahrelanger Misshandlungen und Vergewaltigung verklagt hatte. Sie wurde 2016 im InterContinental Hotel Los Angeles von Combs verprügelt. Aufnahmen einer Sicherheitskamera zeichneten den brutalen Vofall vor einem Aufzug auf.
Combs' Ex-Freundin Cassandra „Cassie“ ist die wichtigste Zeugin
Beide einigten sich kurz darauf auf einen außergerichtlichen Vergleich, seither reichten jedoch zahlreiche weitere Frauen und auch Männer Klagen gegen den Rapper ein. Im September 2024 wurde Combs festgenommen und sitzt seither in Haft.
Combs' Beziehung zu Ventura bezeichnete Verteidigerin Geragos als „toxisch“. Es sei zu häuslicher Gewalt gekommen, jedoch nicht zu Sexhandel. „Eine bereitwillige Teilnehmerin seines eigenen Sexlebens zu sein ist kein Sexhandel“, sagte Geragos.
Prozess gegen „Diddy“ Combs: Aussage von Ex-Strippen schockieren Familie
Als zweiter Zeuge wurde Escort Daniel Phillip, ein ehemaliger Stripper und männliches Escort, verhört. Nachdem er ausführlich über ein bizarres Treffen mit Combs im Gramercy Park Hotel in Manhattan berichtete, wurde es im Gerichtssaal unruhig. Während einer geschilderten Szene standen Diddys Töchter plötzlich auf und verließen den Saal. Bei Phillips Schilderungen ging es auch um die Verwendung von Babyöl.
Der Prozess in New York soll voraussichtlich etwa acht bis zehn Wochen dauern, im Falle eines Schuldspruchs droht dem Rapper lebenslange Haft. (mbr/afp)