Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Riskanter FlugSeltene Przewalski-Pferde zur Auswilderung in Kasachstan angekommen

Lesezeit 3 Minuten
Tschechien, Dolni Dobrejov: Przewalski-Pferde stehen in einer Akklimatisierungsstation. Der Prager Zoo startete ein neues Projekt, um seltene Przewalski-Pferde in Kasachstan auszuwildern. In der Akklimatisierungsstation im tschechischen Dolni Dobrejov gewöhnten sich die Tiere an das Leben unter herausfordernden Wetterbedingungen.

Przewalski-Pferde stehen im April in einer Akklimatisierungsstation in Tschechien. Der Prager Zoo startete ein neues Projekt, um seltene Przewalski-Pferde in Kasachstan auszuwildern. 

Zeitweise galten Przewalski-Pferde fast als ausgestorben. Nun wurde eine erste Gruppe der Tiere nach Kasachstan gebracht, wo sie künftig wieder frei in der Steppe leben sollen.

Eine erste Gruppe seltener Przewalski-Wildpferde aus Tschechien ist nach einer langen Reise per Flugzeug und auf der Straße zur Auswilderung in Kasachstan eingetroffen. Die beiden Stuten Ypsilonka und Zeta die Zweite sowie der Hengst Zorro erreichten am Dienstagabend das Auswilderungszentrum Alibi in dem zentralasiatischen Land, wie der Zoologische Garten in Prag am Mittwoch mitteilte. Den Anblick der Tiere, wie sie in die Steppe laufen, werde er nie vergessen, sagte Zoodirektor Miroslav Bobek - er sprach von einem „historischen Augenblick“.

In dem Auswilderungszentrum werden sich die drei Przewalski-Pferde zunächst an das Leben im staatlichen Naturschutzgebiet Altyn Dala (Goldene Steppe) gewöhnen. Später sollen sie dann den Grundstein für eine neue Population dieser ausgesprochen seltenen Art legen.

Tschechien, Dolni Dobrejov: Przewalski-Pferde stehen in einer Akklimatisierungsstation. Der Prager Zoo startete ein neues Projekt, um seltene Przewalski-Pferde in Kasachstan auszuwildern. In der Akklimatisierungsstation im tschechischen Dolni Dobrejov gewöhnten sich die Tiere an das Leben unter herausfordernden Wetterbedingungen. Ein Transportflugzeug der tschechischen Luftwaffe brachte eine erste Gruppe von Pferden in die zentralasiatische Steppe.

Ein Transportflugzeug der tschechischen Luftwaffe brachte eine erste Gruppe von Pferden in die zentralasiatische Steppe.

Ursprünglich sollten vier Pferde aus Prag nach Kasachstan gebracht werden, ein Tier scheute aber vor dem Abflug und musste zurückgelassen werden. Ein weiterer Flug einer Transportmaschine der tschechischen Luftwaffe soll demnächst mit vier Przewalski-Pferden des Tierparks Berlin in Richtung Kasachstan starten.

Transporte der Wildpferde gelten als riskant

Die Transporte gelten als riskant. „Wir hatten mit vielen Problemen zu kämpfen, aber letztlich haben wir die drei Przewalski-Pferde erfolgreich über eine Entfernung von mehr als 4000 Kilometern transportiert“, erläuterte Zoodirektor Bobek. Der Flug mit Zwischenstopps in Istanbul und Baku zum weitgehend verlassenen Flughafen von Arkalyk dauerte rund 15 Stunden. Ein Tierarzt betäubte die asiatischen Wildpferde dafür. Von dort ging es mit Pick-up-Trucks weiter über unbefestigte Straßen, die erst vor Kurzem durch Überschwemmungen beschädigt wurden.

In der Vergangenheit hat der Prager Zoo bereits erfolgreich Przewalski-Pferde in der Wüste Gobi in der Mongolei angesiedelt. Das Przewalski-Pferd (Equus ferus przewalskii) ist nach seinem Entdecker, dem russischen Forscher Nikolaj Przewalski, benannt. Zeitweise galt die Art, die sich vom Hauspferd (Equus caballus) unterscheidet, als fast ausgestorben.

Inzwischen ist der Bestand durch gezielte Zucht wieder weltweit auf rund 2400 Tiere in Zoos und Zuchtstationen angewachsen. Przewalski-Pferde haben eine Schulterhöhe von 1,3 bis 1,5 Metern und sind sehr widerstandsfähig. Sie können sowohl in eisiger Kälte als auch in extremer Hitze leben.

Familienleben der Przewalski-Pferde erforscht

Über Familienleben und soziales Verhalten der fast ausgestorbenen Przewalski-Pferde ist nur recht wenig bekannt. Ungarische Forscher haben2023 mit Hilfe von Drohnen Bewegungsprofile der Tiere erstellt und damit mehr über ihr Familienleben und Paarungsverhalten herausgefunden. Die Gruppe um Katalin Ozogany von der Universität Debrecen hat ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.

Zoo-Motarbeiter laden in Prag den Container mit einem der Wildpferde ins Flugzeug.

Zoo-Motarbeiter laden in Prag den Container mit einem der Wildpferde ins Flugzeug.

Pferde in freier Natur leben in Familienverbänden - sogenannten Harems - zusammen, die aus einem Hengst und mehreren Stuten sowie dem gemeinsamen Nachwuchs bestehen. Mehrere Harems können sich zu einer Herde zusammenschließen. Junge Stuten, die die Geschlechtsreife erreichen, schließen sich jeweils einem anderen Harem an. Aber auch erwachsene Stuten können dies tun. Bislang war nicht klar, welchen Gesetzmäßigkeiten solche Wechsel folgen.

Drohnen verfolgten Bewegungen der Herde

Die Forscher fertigten im Nationalpark Hortobagy mit Drohnen Bilder der Bewegungen einer Herde an, die aus 278 Wildpferden bestand. Die daraus gewonnenen Daten verglichen sie mit in zwei Jahrzehnten gesammelten Angaben über die genetische und soziale Struktur der Harems. Ein Ergebnis: Bewegen sich Stuten verschiedener Familienverbände häufig nahe beieinander, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich künftig dem gleichen Harem anschließen.

Die Methode lasse sich nutzen, um Gruppendynamiken zu rekonstruieren und vorherzusagen, schreiben die Forscher. Auch andere Tierarten leben in ähnlich verschachtelten Gemeinschaften: Primaten, Elefanten oder Wale zum Beispiel, und auch der Mensch. 

Im Nationalpark Hortobag yengagiert sich auch der Kölner Zoo: Dieser unterstützt das ungarische Projekt finanziell und wildert Przewalski-Nachwuchs in dem Nationalpark aus.(dpa)