Sehr hohe Dunkelziffer vermutet20 Prozent mehr Fälle von Wilderei

Lesezeit 2 Minuten
Rehe

Rehe im Winter, seit 1. Februar haben sie Schonzeit in NRW.

Köln/Münster – Die beiden Männer, die mutmaßlich zwei Polizeibeamte in Rheinland-Pfalz getötet haben, waren Wilderer. Manche denken bei dem Wort an Heimatfilme, in denen sich Förster und Wilderer ein Katz- und Maus-Spiel in den Wäldern liefern. Aber Wilderei ist ein aktuelles Problem in Deutschland. Auch im dicht besiedelten NRW.

Laut der Datenplattform Statista gab es im Jahr 2020 (das sind die aktuellsten Zahlen) 1080 polizeilich erfasste Fälle von Jagdwilderei, ein Anstieg von gut 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zahlen für die einzelnen Länder werden nicht erhoben. „Wilderei ist durchaus ein aktuelles Problem. Das hat nichts mit dem romantisierenden Bild vom Wilderer Jennerwein zu tun“, sagt Andreas Schneider, Pressesprecher des Landesjagdverbandes NRW.

Bis zu fünf Jahre Haftstrafe für Wilderei

Wilderei ist eine Straftat, die mit drei Monaten bis fünf Jahren Freiheitsentzug bestraft wird. Sie wird gerichtlich anders als Diebstahl behandelt, da wilde Tiere, so lang sie noch leben, als herrenlos gelten. Außerdem sind bei der Wilderei meist illegale Waffen im Einsatz. Waffenbesitz für Unberechtigte ist ebenfalls strafbar.

Es handelt sich eher um geringe Fallzahlen, denkt man daran, dass in Deutschland pro Jahr insgesamt mehr als eine Million Rehe und 700.000 bis 900.000 Wildschweine von Jägern geschossen werden. Und doch sehen die Jäger mit Sorge auf die Wilderei: „Es ist gut möglich, dass wir nur die Spitze des Eisbergs sehen, die Dunkelziffer ist wohl viel höher“, sagt Schneider.

Wilderei bleibt oft unentdeckt

Das liegt auch daran, dass Wilderei in abgelegenen Gegenden, oft im Wald und meistens nachts erfolgt. Meist sind es Jäger, die auf solche Straftaten stoßen. Wilderer machen sich dadurch verdächtig, dass sie Tiere bei völliger Dunkelheit mit Taschenlampen jagen, was generell verboten ist. Übrigens ist es auch Wilderei, wenn man eine im Wald gefundene Geweihstange oder etwa ein angefahrenes totes Wildtier aufsammelt und mitnimmt.

Das häufigste Motiv ist das Erbeuten von Fleisch zum Weiterverkauf. Das Problem an der Wilderei ist laut Jagdverband aber weniger, dass Wildbret gestohlen wird, sondern der Aspekt der Tierquälerei. „Wilderer nutzen oft selbstgebaute Waffen, Schlingen oder Armbrüste, die Tiere schwer verletzten, aber nicht sofort töten“, sagt Schneider. Das möglichst schnelle und schmerzarme Töten der Tiere ist Jägern streng vorgeschrieben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie die Verdächtigen aus Rheinland-Pfalz an Waffen kamen, ist unklar. Einen Jagdschein, der zum Waffenbesitz ermächtigt, hatten sie nicht oder nicht mehr. Menschen mit Vorstrafen oder mit fehlender Zuverlässigkeit wird der Jagdschein entzogen oder nicht verlängert. Das passiert schon in Fällen von Steuerhinterziehung oder Trunkenheit am Steuer.

KStA abonnieren