Weniger Wildschweine, mehr ReheCorona bremst die Jäger aus

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Bei der Treibjagd scheuchen mehrere Treiber und Hunde die Tiere hoch, direkt vor die Flinten der Jäger.

Bei der Treibjagd scheuchen mehrere Treiber und Hunde die Tiere hoch, direkt vor die Flinten der Jäger.

Köln/Düsseldorf – Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen bei bestimmten Arten der Jagd haben die Zahl der erlegten Tiere in NRW teils drastisch sinken lassen. Das geht aus der Jagdstrecke 2020/2021 hervor, die das NRW-Umweltministerium in dieser Woche veröffentlicht hat.

Die „Jagdstrecke“ ist eine Liste mit Aufzählungen der im jeweiligen Jagdjahr zwischen dem 1. April und dem 31. März erlegten oder überfahrenen Wildtiere. So wurden 2020/2021 nur gut 34.000 Wildschweine in NRW erlegt. Das ist ein Rückgang von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hauptgrund dürfte die Regulierung der Jagd durch Corona-Auflagen sein.

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Landwirte und Behörden in Deutschland und Niedersachsen bereiten sich wegen der immer näher rückenden Afrikanischen Schweinepest auf den Ernstfall vor. 

Denn Hauptsaison zur Jagd auf Wildschweine ist der späte Herbst beziehungsweise der frühe Winter. Wildschweine werden in der Regel bei Drückjagden erlegt, und seltener bei Einzeljagd vom Hochsitz.

Drückjagden sind Jagden, bei denen in der Regel mehrere Dutzend Jäger und Treiber am Tag gemeinsam auf die Tiere jagen. Diese Veranstaltungen unterlagen im stark vom Corona-Geschehen geprägten Herbst/Winter 2020 aber hohen Auflagen. So durften Jäger nicht in Innenräumen zusammenkommen, der Jagdpächter musste schriftlich nachweisen, welche Jäger sich wo im Wald aufgehalten hatten. Außerdem hätten Warnschilder aufgehängt werden müssen, die an die Corona-Auflagen erinnern.

Kaum Drückjagden

Diese Regularien hielten offenbar viele Jagdpächter davon ab, Drückjagden überhaupt abzuhalten. Hinzu kommt, dass die Zahl der erlegten Wildschweine in den Vorjahren durch eine intensivere Bejagung in den Vorjahren überdurchschnittlich hoch war – im Zuge der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gelten Wildschweine als Krankheitsüberträger.

Auch die Zahl der erlegten Hasen ist im Zeitraum 2020/21 entsprechend gesunken. 29.000 Hasen wurden erlegt – das waren 27.000 weniger als im Jahr zuvor. Denn auch Treibjagden, auf denen Hasen klassischerweise erlegt werden, konnten wegen strenger Auflagen oft nicht stattfinden. Auch die Strecke bei den Kaninchen sank entsprechend um 8000 auf 33.000 Tiere.

Zunahme bei den Rehen

Anders sieht es bei Wildtieren aus, die nicht bei Gesellschaftsjagden, sondern überwiegend per Einzeljagd, etwa vom Hochsitz aus, erlegt werden. Hier gab es natürlich keine Einschränkungen durch Hygieneauflagen. Entsprechend haben die NRW-Jäger sogar deutlich mehr Tiere erlegt. 115.000 Rehe wurden 2020/21 erlegt, fast zehn Prozent mehr als vor Corona. Das kann auch damit zusammenhängen, dass durch viele Kahlschläge nach den Borkenkäferplagen der vergangenen Jahre deutlich mehr Rehe vorhanden sind. Auf den entwaldeten Flächen finden sie besonders viel Nahrung.

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Ein Reh im Winterwald.

Auch die Strecken bei Dam- und Rothirschen blieben anders als bei den Wildschweinen stabil. „Die hohen Streckenzahlen bei Rotwild, Damwild und Rehwild, zeigen, welchen wichtigen Beitrag die Jägerschaft bei der Wiederbewaldung leisten. Wald und Wild müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, damit der Wald von Morgen durch Naturverjüngung und Wiederbewaldung gut wachsen kann“, sagte Staatssekretär Heinrich Bottermann aus dem NRW-Umweltministerium.

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Bottermann rief die Jägerinnen und Jäger außerdem dazu auf, Wildschweine weiter intensiv zu bejagen. „Indem Jägerinnen und Jäger durch eine Bejagung zu große Wildschweinepopulationen verhindern, leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Vorsorge vor der nahenden Afrikanischen Schweinepest. Zugleich sollten in der Gastronomie regionale Wildprodukte zum festen Bestandteil der Speisekarten werden“, so der Staatssekretär. Seit Januar 2021 sind bei der Jagd auf Wildschweine auch künstliche Lichtquellen und Nachtsichtgeräte erlaubt.

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