„Das schlimmste Szenario“Stärkstes Beben seit 40 Jahren weckt Neapels Angst vor Europas Supervulkan

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Eine Frau zeigt in Neapel in Richtung von Rauch, der über den Phlegräischen Feldern nahe der Stadt aufsteigt. Nach dem stärksten Erdbeben seit 40 Jahren steigen die Sorgen um einen Ausbruch von Europas Supervulkan.

Eine Frau zeigt in Neapel in Richtung von Rauch, der über den Phlegräischen Feldern nahe der Stadt aufsteigt. Nach dem stärksten Erdbeben seit 40 Jahren steigen die Sorgen um einen Ausbruch von Europas Supervulkan.

Der letzte Ausbruch der Phlegräischen Felder bei Neapel soll zum Aussterben der Neandertaler beigetragen haben. 

Nach dem stärksten Erdbeben seit 40 Jahren wächst in Neapel die Sorge vor einem großen Ausbruch der Phlegräischen Felder. Ein Erdbeben der Stärke 4,2 hatte am Mittwoch die Region um die süditalienische Stadt erschüttert. Das Zentrum des Bebens lag nach Angaben des Zivilschutzes in den sogenannten Phlegräischen Feldern, einer riesigen aktiven Vulkanregion westlich des Vesuvs, der ebenfalls ein Vulkan ist.

Die Phlegräischen Felder gelten als größter „Supervulkan“ Europas, bei dieser Art Vulkan kommt es bei einem Ausbruch nicht zu einem Kegel und zu einem langsamen Abfluss von Magma, sondern zu einer mächtigen Explosion und riesigen Kratern im Boden.

Neapel: Erdbeben an Phlegräischen Feldern befeuert Sorge um großen Ausbruch von Europas Supervulkan

Bei dem Erdbeben gab es laut Zivilschutz weder Verletzte noch größere Schäden, viele Menschen liefen aber verängstigt auf die Straße. Das Beben ereignete sich den Angaben zufolge um 3.35 Uhr in einer Tiefe von etwa drei Kilometern, die Erschütterungen waren in weiten Teilen Neapels zu spüren.

„Angesichts der Tatsache, dass die seismische Aktivität in den letzten Monaten nur zugenommen hat, sehen wir derzeit kein Ende“, sagte Carlo Doglioni, Präsident des italienischen Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV), gegenüber TGCom24. Im besten Fall würde die Aktivität der Phlegräischen Felder wieder zurückgehen, wie es nach einer langen Unruhephase in den 1980er Jahren der Fall gewesen sei, erklärte Doglioni. „Das schlimmste Szenario wäre ein Ausbruch ähnlich dem letzten im Jahr 1538“, warnte der Vulkanologe.

Phlegräische Felder: „Das schlimmste Szenario wäre ein Ausbruch ähnlich dem letzten im Jahr 1538“

Der Bürgermeister von Bacoli, einer Nachbarstadt Neapels an der Küste, erklärte, das Beben sei das stärkste und längste einer schon seit längerem andauernden „Erdbebenwelle“ gewesen. „Wir leben schon immer in einem Vulkan-Krater“, schrieb Josi Gerardo Della Ragione in den Online-Netzwerken. „Wir müssen lernen, mit dieser Phase zu leben. Bleiben Sie ruhig.“

Der letzte größere Vulkanausbruch in den Phlegräischen Feldern war im Jahr 1538. Eine große Eruption vor 30.000 Jahren soll zum Aussterben der Neandertaler beigetragen haben. In der Region leben heute eine halbe Million Menschen.

Phlegräische Felder aktiv: „Wir müssen lernen, mit dieser Phase zu leben“

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) geht jedoch nach eigenen Angaben davon aus, dass die derzeitige Zunahme der vulkanischen Aktivität durch aufsteigendes Gas und nicht durch Magma verursacht wird, was „die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs relativ gering“ macht.

„Wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, aber wir müssen Alarmismus vermeiden, denn im Moment ist er nicht gerechtfertigt“, erklärte Italiens Katastrophenschutzminister Nello Musumeci gegenüber „Il Mattino“. (das/dpa)

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