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NiederlandeTraurige Gewissheit – Jeffrey und Emma sind tot

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Ein Wasserfleck auf dem Pier markiert den Ort, an dem das Auto nach der Bergung aus dem Kanal abgestellt wurde.

Ein Wasserfleck auf dem Pier markiert den Ort, an dem das Auto nach der Bergung aus dem Kanal abgestellt wurde. (Symbolbild)

Seit Tagen wurde nach zwei vermissten Kindern gesucht. Ihr Vater soll sie entführt haben. In der Nacht findet die Polizei sein Auto im Wasser.

Nach tagelanger Suche gibt es Gewissheit: Die beiden im Nordosten der Niederlande vermissten Kinder sind tot. Jeffrey (10) und seine Schwester Emma (8) wurden in dem Auto ihres Vaters in einem Kanal gefunden. Auch der Vater der Kinder war in dem Wagen, wie die Polizei in Winschoten bei Groningen mitteilte.

Niederlande: Vermisste Kinder sind tot

Noch in der Nacht waren das Auto in dem Industriegebiet von Winschoten aus dem Wasser geholt und die Leichen geborgen worden. Am Morgen wurden sie identifiziert und die Angehörigen informiert. Die Familie teilte mit, dass sie „erschüttert, wütend und tieftraurig“ sei. „Keine Worte können beschreiben, was wir jetzt fühlen. Wir können es nicht begreifen und wollen es auch gar nicht begreifen“, heißt es in der Erklärung. 

Das Auto wurde im Kanal von Winschoten nahe der deutschen Grenze entdeckt.

Das Auto wurde im Kanal von Winschoten nahe der deutschen Grenze entdeckt.

Am Rensel-Kanal nahe der deutsch-niederländischen Grenze legten Anwohner Blumen und Kuscheltiere nieder. In Winschoten war das graue Auto des Vaters – ein Toyota – am Samstag zuletzt gesichtet worden. Zahlreiche Menschen beteiligten sich an der Suche nach den vermissten Kindern. Bei einer Pressekonferenz sprachen Polizei und Bürgermeister ihren Dank für die breite Unterstützung aus – auch viele Helfer aus Deutschland hatten sich engagiert.

Vater hatte Kinder vermutlich entführt

Die beiden Kinder und ihr Vater sind nach Einschätzung der Behörden mit großer Wahrscheinlichkeit ertrunken. Das erklärte Staatsanwältin Debby Homans bei einer Pressekonferenz in Winschoten. Wann genau sie starben, müsse noch ermittelt werden. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass der 67-jährige Vater das Auto absichtlich ins Wasser steuerte, um sich und seine beiden Kinder zu töten.

Nach Jeffrey und Emma war seit Sonntag gesucht worden – vermutlich hatte der Vater sie bereits am Samstag entführt. Es bestand der Verdacht, dass er den Kindern und sich selbst etwas antun könnte: Ein von ihm hinterlassener Brief deutete das offenbar an. Die genauen Hintergründe sind weiterhin unklar. Die Eltern lebten laut Polizei getrennt, die Kinder sollten das Wochenende bei ihrem Vater im Ort Beerta nahe Winschoten verbringen.

Schon früher Verdacht

Die Mutter, die das alleinige Sorgerecht hatte, hatte sich bei der Polizei gemeldet: Sie machte sich Sorgen über die Sicherheit der Kinder. Von deren Vater habe sie einen bedrohlichen Bericht bekommen, nach dem er den Kindern etwas antun wolle. 

In dem geborgenen Auto wurden die Leichen der Kinder und des Vaters gefunden.

In dem geborgenen Auto wurden die Leichen der Kinder und des Vaters gefunden.

Beamte seien am Freitagabend bei dem Vater zu Hause gewesen, sagte der Groninger Polizeichef Frank Smilda. „Zu dem Zeitpunkt gab es keinen Grund einzugreifen“. Erst als der Vater am Samstag mit den Kindern ohne Zustimmung der Mutter weggefahren war, griff die Polizei ein und startete die Suche. 

Zur Mittagszeit war der Vater am Samstag noch in einer deutschen Spielhalle gleich hinter der Grenze gesehen worden, wie es von der Polizei hieß. Anschließend soll er Jeffrey und Emma aus seiner Wohnung geholt haben. 

In den vergangenen Tagen wurde mit Hundestaffeln, Booten, Drohnen, Hubschraubern und speziellen Suchteams nach den Kindern gesucht. Da die Polizei nicht ausschloss, dass der Mann mit den Kindern in das etwa 15 Kilometer entfernte Niedersachsen gefahren war, wurde auch in Deutschland gesucht. Die Polizei in Ostfriesland hatte die Bürger zur Mithilfe bei der Suche aufgerufen.

Statistiken deuten darauf hin, dass Männer sich häufiger das Leben nehmen und dabei zusätzlich Familienmitglieder töten. Ein möglicher Grund für diese Taten ist laut Psychologen, dass sich der Mann nach der Trennung zutiefst gekränkt fühlt. Aus Rache will er seine Ex-Partnerin bestrafen, indem er ihr das Liebste nimmt, das sie hat: ihre Kinder. In anderen Fällen meint der Täter, der zum Beispiel wegen Geldsorgen in einer Krise steckt und für sich keine Perspektive mehr sieht, dass es für seine Kinder keine Perspektive mehr gibt, wenn er nicht mehr da ist. (jag/dpa)