Der grausame Vierfachmord an der Miyazawa-Familie schockiert Japan bis heute. Der rätselhafte Cold Case ist seit 25 Jahren ungeklärt.
Familienmord von SetagayaVor 25 Jahren erschütterte Japans größter ungeklärter Mordfall das Land

Blumen und ein Foto der Familie Miyazawa erinnern an Mikio und Yasuko sowie die Kinder Niina und Rei. Ermittler versammelten sich am 30. Dezember 2015 in Tokio zum 15. Jahrestag des Vierfachmords, um ihre Entschlossenheit zur Aufklärung des Falls zu bekräftigen. (Archivbild)
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Im Jahr 2025, ein Vierteljahrhundert nach der Tat, gehört der Vierfachmord von Setagaya noch immer zu den meistdiskutierten Kriminalfällen Japans. Große japanische Medien wie der öffentlich-rechtliche Sender „NHK“ und die landesweite Tageszeitung „Asahi Shimbun“ berichten regelmäßig über neue Ermittlungsansätze, und fast jedes Jahr erinnert die Polizei mit Aufrufen und Gedenkaktionen an die getötete Familie Miyazawa. Die Bezirksversammlung von Setagaya forderte bereits im Mai 2025 eine gesetzliche Grundlage für den erweiterten Einsatz von DNA-Beweisen, um alte Mordfälle wie diesen endlich aufklären zu können.
Bis heute ungelöst: Der größte Mordfall in Japans Kriminalgeschichte
Der Fall erschütterte das Land zutiefst, da die Tat in einem ruhigen Wohngebiet im Westen Tokios geschah. In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 2000 wurden Mikio und Yasuko Miyazawa sowie ihre Kinder Niina (8) und Rei (6) in ihrem Haus im Tokioter Bezirk Setagaya brutal getötet.
Ermittlungen zufolge wurde der schlafende Rei durch Strangulation erstickt, während die Eltern und die achtjährige Tochter an Stichverletzungen starben, die mit einem mitgebrachten Sashimi-Messer und einem Küchenmesser aus dem Haushalt zugefügt wurden. Der Täter drang offenbar über das Badezimmerfenster im Obergeschoss ein und blieb nach der Tat noch stundenlang in der Wohnung.
Rätselhafte DNA: Der Täter von Setagaya hat ostasiatische und europäische Wurzeln
Die folgenden Ermittlungen gelten als die umfangreichsten in der Geschichte des Landes. Laut „Asahi Shimbun“ wurden mehr als 240.000 Personen befragt und über 12.000 Beweisstücke ausgewertet. Die Tokioter Polizei fand eine Vielzahl an Spuren. DNA, Fingerabdrücke, Kleidungsstücke und ein Rucksack wurden im Haus sichergestellt.
Analysen ergaben, dass der Täter männlich, etwa 170 Zentimeter groß, schlank und rechtshändig war. Seine DNA weist auf einen ostasiatischen Vater und eine europäische Vorfahrin auf der Mutterlinie hin. Im Rucksack des Täters fanden sich außerdem Spuren von Sand aus der Umgebung der Edwards Air Force Base in Kalifornien.

Auch 25 Jahre nach dem Vierfachmord von Setagaya setzt die Polizei in Tokio auf neue Hinweise aus der Bevölkerung, um den bislang unbekannten Täter doch noch zu fassen. (Symbolbild)
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Der Mann trug laut den Ermittlungsakten Schuhe eines Modells, das in Südkorea hergestellt wurde, und verwendete ein in Kanagawa gekauftes Sashimi-Messer. Auffällig war auch, dass der Täter sich nach der Tat mit Pflastern versorgte, Lebensmittel aus dem Kühlschrank verzehrte und den Computer der Familie nutzte.
Ungewöhnliche Spur: Der Mörder von Setagaya hinterließ Sand von der Edwards Air Force Base
Ein klares Motiv für den Vierfachmord von Setagaya ist bis heute nicht bekannt. Die Polizei hat nie öffentlich erklärt, warum ausgerechnet die unauffällige Familie Miyazawa zum Ziel geworden sein könnte. Ein Raubmord gilt als wenig überzeugend, weil der Täter zwar Geld mitnahm, aber größere Beträge und Wertsachen im Haus zurückließ.
In Medienberichten tauchen immer wieder Hypothesen wie ein persönlicher Konflikt, ein Nachbarschaftsstreit oder ein spontan eskalierter Einbruch auf. Auch der Hinweis, dass der Täter ein Messer vorab gekauft haben soll, wird von einigen Beobachtern als Indiz für eine zumindest teilweise geplante Tat gewertet.
Trotz internationaler Zusammenarbeit, DNA-Analysen und modernster Technik ist die Identität des Täters auch 25 Jahre nach der Tat ungeklärt. Für Hinweise, die zur Aufklärung führen, ist weiterhin eine Belohnung von 20 Millionen Yen (rund 110.000 Euro) ausgesetzt.
Im Dezember 2024 hatte der Leiter der zuständigen Polizeiwache Seijo, Suyama Hiromichi, bei einer Info-Aktion der Polizei wörtlich gesagt, man werde „mit der festen Überzeugung weiterermitteln, den Täter eines Tages festzunehmen“ und bat die Bevölkerung ausdrücklich, „auch mit kleinsten Hinweisen“ auf die Polizei zuzugehen.

