Nach Mord an InfluencerinDiese 5 Mordfälle erschüttern Hongkong noch heute

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Überdimensionale Hello-Kitty-Figur.

Der Hello-Kitty-Mord im Jahre 1999 erschütterte Hongkong bis auf Tiefste.

Der Mord an der Influencerin Abby Choi machte 2023 weltweit Schlagzeilen. In Hongkong wurden Erinnerungen an 5 weitere unfassbare Verbrechen wach.

Der grausame Mord an Model und Influencerin Abby Choi erschüttert nicht nur Hongkong, sondern die ganze Welt. Die Anteilnahme ist groß und die Brutalität des abscheulichen Verbrechens macht fassungslos. In Hongkong werden Erinnerungen an andere Verbrechen wach, die die Menschen seit Jahrzehnten beschäftigen.

Achtung: Die folgenden Berichte über Verbrechen in Hongkong beinhalten grausame Taten wie Folter und Mord. Es handelt sich um wahre Begebenheiten, die als äußerst verstörend empfunden werden können. Leserinnen und Leser sollten sich daher bewusst sein, dass es sich um schwere Verbrechen handelt und eine gewisse Belastbarkeit mitbringen.

True Crime: Die 5 berühmtesten Kriminalfälle Hongkongs

Die Braemar-Hill-Morde

Polizei von Hongkong in einem Wagen, daneben Paparazzis.

Die Polizei von Hongkong ermittelt, während die Presse versucht, die Verdächtigen zu fotografieren. (Symbolbild)

Die Braemar Hill-Morde gehören zu den bekanntesten wahren Kriminalfällen, die sich während der britischen Kolonialherrschaft in Hongkong ereignet haben. Am 20. April 1985 wurden im Tai Tam Country Park in der Nähe der Braemar Hill Mansions, dem Wohnort von Kenneth McBride (17 Jahre), und Nicola Myers (18 Jahre), zwei britischen Teenagern, von fünf jungen Gangstern ermordet. Die beiden Jugendlichen besuchten die Island School und bereiteten sich gemeinsam auf ihr Abitur vor, als sie von den örtlichen Triaden-Mitgliedern provoziert wurden, die beschlossen hatten, „ein bisschen Spaß zu haben“. Da sie jedoch kaum Geld bei den Opfern fanden, griffen die wütenden Gangster sie an und ermordeten sie. Kenneth McBride wurde gefesselt aufgefunden und hatte über 100 Verletzungen erlitten, während Nicola Myers vergewaltigt, ihr Kiefer gebrochen und ihr linker Augapfel aus der Augenhöhle gerissen wurde.

Nach der Tat verließen die Gangster den Park und vernichteten einige Beweise. Ein Mitglied, Tam Sze-foon (20), behielt jedoch McBrides Nike-Schuhe und zeigte sie einige Wochen später sogar seinen Freunden. Ein anderes Mitglied der Triade gab schließlich der Polizei einen anonymen Hinweis auf die Nike-Schuhe und bot eine finanzielle Belohnung für Hinweise an. Dies führte schließlich zur Verhaftung der vier anderen Täter: Pang Shun-yee (24), Chiu Wai-man (25), Cheung Yau-hang (17) und Won Sam-lung (16). Pang und Chiu verbüßen noch immer lebenslange Haftstrafen, Tam starb im Gefängnis an Krebs, die beiden jüngeren Täter wurden in den 2000er Jahren aus dem Gefängnis entlassen.


Der Tuen-Mun-Vergewaltiger

Tuen Muen in Hongkong

Tuen Muen in Hongkong (Archivbild)

Zwischen April 1992 und August 1993 kam es in Tuen Mun zu einer Serie von Vergewaltigungen, Raubüberfällen und Morden. Der Täter, auch bekannt als der Vergewaltiger von Tuen Mun, war Lam Kwok-wai (geb. 1971), der sein erstes Verbrechen im Alter von 21 Jahren beging. Am 24. April 1992 folgte Lam einem 19-jährigen Mädchen in ihre Wohnung, vergewaltigte sie im Treppenhaus und raubte sie aus. Er wiederholte diese Verbrechen in ähnlicher Weise und hatte insgesamt 13 Opfer, von denen er drei tötete.

Am 5. August 1993 vergewaltigte Lam sein (letztes) Opfer und zwang sie, ihm ihre Telefonnummer zu geben. Am nächsten Tag rief er das Mädchen an und verabredete sich mit ihr zu einem Kinobesuch. Das Opfer hatte den Vorfall jedoch bereits der Polizei gemeldet, sodass die Behörden Lam in eine Falle locken und noch am Tatort festnehmen konnten. Der Serienmörder und Vergewaltiger wurde schließlich wegen dreifachen Mordes, achtfacher Vergewaltigung und siebenfachen Raubes zu lebenslanger Haft verurteilt. Lam Kwok-wai ist einer von zwei verurteilten Serienmördern in Hongkong – der andere, Lam Kor-wan, ging als Tupperware-Mörder in die Geschichte ein (siehe unten).


Der Milchshake-Mord

Nancy Kissel mit ihrer Mutter.

Nancy Kissel mit ihrer Mutter bei der Gerichtsverhandlung im August 2005.

Der Fall der Milchshake-Mörderin erregte 2003 in der Expat-Gemeinschaft großes Aufsehen. Bei der Täterin handelte es sich um die US-Amerikanerin Nancy Kissel (geb. 1964), die ihren Ehemann Robert Kissel mit einem Erdbeer-Milchshake betäubte, dem sie Beruhigungsmittel beigemischt hatte, und ihn anschließend erschlug. Die beiden lebten in einem Luxusviertel von Hongkong, da Robert als Investmentbanker vor Jahren zu großem Reichtum gekommen war. Obwohl Nancy auf nicht schuldig plädierte und behauptete, in Notwehr gehandelt zu haben, wird vermutet, dass Robert von ihrer Untreue wusste und das Paar kurz vor der Scheidung stand. Roberts Leiche wurde nur vier Tage nach seinem Verschwinden in der Wohnung der Familie gefunden, eingewickelt in einen Teppich. Nancy wurde wegen Mordes angeklagt und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 

Obwohl der Fall aufgrund der Beweise relativ klar zu sein scheint, erregte diese wahre Kriminalgeschichte auch deshalb so viel Aufmerksamkeit, weil sie den Einheimischen einen Einblick in die Welt der Reichen und Privilegierten in Hongkong gewährte. Darüber hinaus entdeckten einige Familien erstaunliche Parallelen zwischen ihrem Leben und dem der Kissels. Robert war ein erfolgreicher Investmentbanker und seine Frau eine „Tai Tai“, wie die Ehefrauen reicher Männer in China umgangssprachlich genannt werden. Nach außen hin führte das Paar ein perfektes Leben, doch hinter verschlossenen Türen litten sie unter einer schwierigen Ehe. Der Fall machte 2006 erneut Schlagzeilen, als auch der Bruder von Robert Kissel, Andrew Kissel, ermordet wurde. Dieser Mord hatte jedoch nichts mit dem Mord an Robert zu tun und war ein reiner, schrecklicher Zufall.


Der Tupperware-Mörder

Taxi in Hongkong.

Taxi in Hongkong. (Symbolbild)

Die folgende Geschichte ereignete sich im Juli 1982. Lam Kor-wan, auch bekannt als „The Rainy Night Butcher“, war ein Taxifahrer, der an regnerischen Abenden weibliche Fahrgäste aufnahm und sie dann überfiel. Er erdrosselte seine Opfer mit einem Stromkabel und brachte ihre Leichen nach Hause. Als leidenschaftlicher Fotograf fotografierte und filmte sich Lam dabei, wie er seine Opfer zerstückelte und sich sogar an seinem vierten und letzten Opfer verging. Lam behauptete auch, einen Teil der Eingeweide seines dritten Opfers gegessen zu haben, während er die Geschlechtsorgane in Tupperware aufbewahrte und den Rest wegwarf.

Lams krankhafte Obsession führte schließlich zu seiner Verhaftung am 17. August 1982, als er versuchte, die Fotos seiner zerstückelten Opfer in einem Kodak-Laden zu entwickeln. Der Geschäftsführer bemerkte sofort etwas Verdächtiges und alarmierte die Polizei. Lam wurde des vierfachen Mordes angeklagt und zum Tode durch den Strang verurteilt, der später in lebenslange Haft ohne Bewährung umgewandelt wurde. Lam Kor-wan ist neben dem bereits oben erwähnten Lam Kwok-wai einer von zwei Serienmördern in Hongkong.


Der grausame Hello-Kitty-Mord

Die Polizei von Hongkong durchsucht eine Müllhalde.

Die Polizei von Hongkong durchsucht eine Müllhalde. (Symbolbild)

Der auch weit über die Grenzen Hongkongs bekannte Hello-Kitty-Mord sprengte die Vorstellungskraft vieler Menschen: 1999 wurde die 23-jährige Nachtclub-Hostess Fan Man-yee entführt und in einer Wohnung in Tsim Sha Tsui gefangen gehalten. Über einen Monat lang folterten drei Männer die Frau, schlugen sie, verbrannten sie, vergewaltigten sie und zwangen sie sogar, Exkremente zu schlucken. Fan starb schließlich an ihren Verletzungen und wurde anschließend enthauptet und zerstückelt. Die Entführer kochten ihre Überreste in einem Topf, steckten ihren Schädel in eine Hello-Kitty-Nixenpuppe und warfen den Rest ihres Körpers in den Müll.

Im Mai 1999 führte die Freundin eines der Täter die Polizei zum Tatort und deckte das grausame Verbrechen auf. Das Trio - Chan Man-lok, Leung Shing-cho und Leung Wai-lun - wurde wegen Totschlags zu lebenslanger Haft verurteilt. Leung konnte jedoch erfolgreich Berufung einlegen und seine Haftzeit verkürzen. Im April 2014 wurde er entlassen. Obwohl der Fall schon einige Jahre zurückliegt, bleibt er wegen der grausamen Details und der verstörenden Verstümmelung des Opfers bei vielen Menschen in Erinnerung. (jag)

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