Wetter-Experte Karsten Schwanke„Auf 46 Grad ist hier in Köln niemand eingestellt“

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Der Meteorologe Karsten Schwanke lebt und arbeitet in Köln.

Der Meteorologe Karsten Schwanke lebt und arbeitet in Köln.

Der Kölner Meteorologe erklärt, warum viele Menschen den Klimawandel dramatisch unterschätzen und wie er sich auf die Stadt auswirken wird.

Der langjährige ARD-Wettermoderator Karsten Schwanke analysiert im Podcast „Talk mit K“  den in diesem Jahr ziemlich wechselhaften Kölner Sommer. Außerdem erzählt er, welchen zunehmenden Anfeindungen er ausgesetzt ist von Menschen, die die Klimakrise leugnen und welche Wetter-Phänomene ihm derzeit große Sorge bereiten.

Schwanke, der in Brandenburg aufgewachsen ist, aber seit vielen Jahren im Kölner Süden lebt, erklärt im Gespräch, warum es dramatisch für Köln wäre, wenn sich das Klima im Jahr 2050 südeuropäisch gestaltete. Viele Menschen machten sich falsche Vorstellungen vom Klimawandel und dächten angesichts eines drohenden Grades weltweiter Erwärmung: „Wo ist das Problem, wenn es dann in Köln statt 25 eben 26 Grad sind?“

Karsten Schwanke: „Die Hitzewellen werden länger“

Dabei handele es sich bei einem Grad um einen weltweiten Mittelwert. „In den letzten 60 Jahren ist der Mittelwert weltweit um 0,8 Grad angestiegen, in Köln sind die Hitzewellen in der gleichen Zeit um 5 Grad wärmer geworden.“ Kämen noch einmal 0,8 Grad obendrauf, würden die Hitzewellen also nochmal fünf Grad wärmer – von 41 auf 46 Grad etwa im Jahr 2050. „Auf 46 Grad ist hier in Köln niemand eingestellt: nicht die Architekten, nicht die Stadtplaner, nicht die Art und Weise, wie wir unsere Häuser bauen und wie wir sie kühlen müssten.“ Und es gehe ja auch nicht nur um einen Tag mit 46 Grad. „Die Hitzewellen werden länger, die Dürreperioden werden länger, die Starkregen-Ereignisse werden heftiger.“

Alles zum Thema Klimawandel

Die Kommunikation rund um den Klimawandel, erklärt Schwanke, sei leider aber auch missverständlich. So bezeichne der Deutsche Wetterdienst die Flut an der Ahr im Jahr 2021 als 400-jähriges Ereignis. „Eigentlich müsste man aber sagen, dass es ein 400-jähriges Ereignis in einer Welt ohne Klimawandel ist. Bei dem Anstieg, den wir gerade erleben, können wir so nicht mehr kommunizieren und argumentieren“, sagt Schwanke. Er habe einen Mathe-Professor gefragt, wann es den nächsten Rekord geben werde, der dieses 400-jährige Ereignis übertrumpfen würde. Die Antwort: bei dem aktuellen Temperatur-Trend in 40 Jahren, das darauffolgende Ereignis dann mathematisch betrachtet in 27 Jahren. „Wir werden also deutlich stärker durchgeschüttelt werden. Darum mache ich mir große Sorgen, genau wie um die Land- und Forstwirtschaft. So schnell können wir uns gar nicht umstellen.“

Der Podcast „Talk mit K“

Das komplette Gespräch mit Karsten Schwanke können Sie oben im Player hören oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer. Suchen Sie dort dazu nach „Talk mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Eine Übersicht aller Podcasts des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt es hier.

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