Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Angriff auf Katar
Netanjahu isoliert Israel – und gibt Frieden keine Chance

Ein Kommentar von
2 min
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht während einer Pressekonferenz  in Jerusalem.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die internationale Solidarität verspielt.

Israels Ministerpräsident Netanjahu lässt nicht nur den Krieg in Gaza eskalieren, sondern greift nun sogar die Hamas in Katar an – in einem Land, das sich um Vermittlung bemühte. Damit macht er deutlich, was er von den Bemühungen um Frieden hält: rein gar nichts.

Dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Gutdünken Ziele in Ländern wie Syrien und dem Libanon bombardieren lässt, ist im Nahen Osten inzwischen fast schon Normalität. Dass er Angriffe auf einen funktionierenden Staat wie Katar anordnet, hat eine neue – sehr verstörende – Qualität. Das gilt umso mehr, weil das Golf-Emirat nicht nur bei den Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln im Gazastreifen eine positive Rolle gespielt hat, wie UN-Generalsekretär António Guterres richtigerweise hervorhebt. Auch in früheren Kriegen – etwa dem in Afghanistan – hat Katar sich um Vermittlung bemüht.

Der israelische Angriff galt der Hamas-Führungsriege, die auf Basis eines Vorschlags der USA in indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe im Gazastreifen steht. Deutlicher könnte Netanjahu kaum machen, was er von diesen Bemühungen hält. Offen ist, ob Katar seine Vermittlerrolle im Gazakrieg nun fortführt. Das Emirat verurteilte den Angriff, der einen eklatanten Verstoß gegen internationale Gesetze darstellt.

Netanjahu hat die internationale Solidarität verspielt

Netanjahu verhält sich, als hätten Handlungen wie diese keine Konsequenzen. Das aber ist nicht der Fall. Die internationale Solidarität, die Israel – völlig zu Recht – nach den furchtbaren Hamas-Angriffen vom 7. Oktober 2023 zuteil wurde, hat er längst verspielt. Dass er den Gazakrieg nicht nur fortführt, sondern nun noch eskaliert, dient einzig seinem Machterhalt.

Zynisch ist, dass er die Befreiung der verbliebenen Geiseln als einen der Gründe anführt. Deren Angehörige sind strikt gegen eine Eskalation. Sie teilten mit, die Angriffe in Doha erfüllten sie mit großer Sorge. „Wir wissen von den Überlebenden, die zurückgekehrt sind, dass die Rache an den Geiseln brutal ist.“ Wenn Netanjahu auf diese Meinung nichts gibt, dann gilt das umso mehr für die internationalen Mahnungen, das Blutbad im Gazastreifen endlich zu beenden – Mahnungen, die zu Recht auch von der Bundesregierung kommen.

Hilfsorganisationen warnen: Mit der jüngsten Evakuierungsanordnung der israelischen Regierung – die nichts anderes als eine Vertreibung ist – müssten nahezu eine Million weitere Menschen fliehen. Und natürlich werden etliche weitere Menschen sterben. Dabei ist das Leid im Gazastreifen schon jetzt unvorstellbar. Das liegt auch daran, dass die Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet immer schwieriger wird.

Lokale Journalisten werden von israelischen Streitkräften getötet. Ausländischen Reportern verweigert Israel seit Langem den Zugang ins Kampfgebiet. Mit der Offensive gegen Gaza-Stadt nimmt das Leid der Bevölkerung nun noch einmal zu. Israel musste die Hamas nach dem Terror vom 7. Oktober 2023 militärisch bekämpfen. Aus einem gerechtfertigten Krieg ist aber ein grausamer Rachefeldzug geworden.